Profis 27.11.2013 - 15:28 Uhr
„Das hätte mich bekloppt gemacht“
Manuel Friedrich hat vor seinem plötzlichen Comeback „erstaunlich wenig nachgedacht“
Im Fußball kann es manchmal ganz schnell gehen, hört man immer wieder. Manuel Friedrich kann ein Lied davon singen. Der ehemalige Mainzer startete aus der Vertragslosigkeit ohne Spielpraxis direkt in die Startelf beim Bundesliga-Spitzenspiel Dortmund gegen Bayern durch. Spiel Nummer zwei steht jetzt bei unseren Nullfünfer auf dem Programm. Wir haben mit ihm gesprochen.
Hallo Manu – wenn dir jemand vor ein paar Wochen gesagt hätte, du würdest bald beim Spiel Dortmund gegen Bayern in der Startelf stehen, was hättest du geantwortet?
Friedrich: (lacht) „Entweder ‚Du spinnst!‘ oder ‚Lass uns wetten, dass es nicht so kommt‘. Das muss ich echt zugeben.“
Dabei warst du schon in Asien zum Probetraining – warum ging es dann doch nicht nach Fernost, und ist das Thema für dich auch nach Ende der Saison komplett abgehakt?
Friedrich: „Das Thema ist Stand jetzt auf keinen Fall abgehakt, aber eben vorerst aufgeschoben. Mich interessiert dieses im Vergleich zu unseren Gefilden sehr Fremde, ich würde mich grundsätzlich gern mal auf einen Kulturschock einlassen.“
Das Interesse vom BVB kam sehr plötzlich. Du warst bei RWO um dich fit zu halten – und dann? Hat Jürgen Klopp dich einfach direkt angerufen?
Friedrich: „Ja, genau. Er wollte wissen, was ich gerade mache. Das habe ich ihm erzählt. Und irgendwann hat er gefragt, ob ich mich auch in Dortmund fithalten könnte. Mehr war’s am Telefon ehrlich gesagt nicht.“
Und dann zum Debüt in Schwarzgelb direkt der FC Bayern. Du warst lange ohne Spielpraxis. Hattest du vorher ein bisschen Bammel?
Friedrich: „Ich bin eigentlich schon der Typ, der sich vor einem Spiel Gedanken über Situationen macht, die eintreten könnten. Aber vor dem Bayern-Spiel ist es mir erstaunlicherweise gelungen, extrem wenig nachzudenken. Selbst der Mittagsschlaf vor der Partie war ziemlich tief, im Kopf hat nichts gerattert. Ich glaube, das war nach fünf Monaten Pause auch gar nicht schlecht. Darüber zu grübeln, dass du ohne Spielpraxis in so eine Partie gehst, die in 207 Länder live übertragen wird – das hätte mich womöglich bekloppt gemacht.“
Bisher kanntest du den Signal Iduna Park nur als Gast. Wie hast du die Stimmung nun als Borusse erlebt?
Friedrich: „Weltklasse! Wahnsinn! Unglaublich! Gänsehaut!“
Wie läuft bei so einem kurzen Vorlauf die Integration ins Team ab?
Friedrich: (lacht) „Es war ja kaum jemand in Dortmund, die Jungs haben alle irgendwo auf der Welt für ihre jeweiligen Nationalmannschaften gekickt. Aber die, die in Dortmund waren – und einige kannte ich ja schon – haben mich super aufgenommen. Das ist ein junges Team, das richtig Lust auf Fußball hat. Die Stimmung ist klasse, trotz des großen Konkurrenzkampfes zerfleischen sich die Jungs in der Kabine nie gegenseitig.“
Jetzt gibt es ein Wiedersehen mit Mainz 05, wo dein Vater noch immer im Vorstand sitzt und du zum Nationalspieler wurdest – freust du dich auf das Spiel in der alten Heimat?
Friedrich: „Ja, klar. Wie immer! Und ich nehme an, das gilt ganz genauso für Jürgen Klopp. Ich freue mich vor allem auf die tollen und fairen Fans. Aus der aktuellen Mainzer Mannschaft kenne ich ja gar nicht mehr so viele Spieler. Mit Elkin Soto, Nikolce Noveski und Christian Wetklo habe ich noch zusammen gespielt. Aber Christian wird am Samstag ja leider gesperrt sein...“