Spielbericht 24.10.2017 - 00:00 Uhr
05er ringen Kiel in Pokalschlacht nieder
In einer echten Pokalschlacht hat sich der 1. FSV Mainz 05 nach 120 Minuten mit 3:2 (1:0, 2:2) gegen den Zweitligisten Holstein Kiel durchgesetzt. Die Tore für die 05er erzielten dabei Doppelpacker Viktor Fischer (21., 67.) sowie Daniel Brosinski in der Verlängerung per direkt verwandeltem Freistoß (101.) - gleichzeitig der umjubelte Siegtreffer. Für die Gäste glichen Kingsley Schindler und Dominick Drexler gleich zwei Mal per Foulelfmeter aus (54., 75.). Zur Halbzeit der englischen Woche hatte Sandro Schwarz sein Team auf gleich fünf Positionen umgestellt und neben Suat Serdar und Fabian Frei auf der Doppelsechs auch Viktor Fischer, Alexandru Maxim sowie Kenan Kodro in die Startelf befördert. Draußen blieben verletzungsbedingt Abdou Diallo, Leon Balogun und Robin Quaison, während Danny Latza sowie Pablo de Blasis Verschnaufpausen erhielten.
Vor 10.441 Zuschauern in der OPEL ARENA versuchten die 05er dabei von Beginn an, ihrer Favoritenrolle gerecht zu werden und der Partie ihren Stempel aufzudrücken. Den ersten Warnschuss gab Fischer dabei schon in der dritten Minute ab, zielte aber zunächst noch zu ungenau. Danach tat sich in der Anfangsviertelstunde dann nicht mehr viel, weil es dem FSV schwer fiel die Lücke in der dichtgestaffelten Gäste-Abwehr zu finden und zudem stets auf der Hut vor Kieler Kontern sein musste. Aus dem Nichts ging es dann dafür in der 22. Minute ganz schnell über die linke Seite in Richtung Tor des Zweitligisten. Brosinski spielte das Leder nach schönem Seitenwechsel von Stefan Bell mustergültig in den Lauf von Fischer, der seine Torjägerqualitäten erstmals in einem Pflichtspiel für die 05er unter Beweis stellte und den Ball unhaltbar im Winkel unterbrachte. Fast wäre dem Dänen nur zwei Minuten später gar sein zweiter Treffer gelungen, sein Schuss aus gut 20 Metern strich aber am linken Torpfosten vorbei (24.). Holstein verzeichnete seinen ersten Torabschluss dann nach einer knappen halben Stunde. Der Kopfball von Torjäger Marvin Duksch landete aber rund einen halben Meter über dem Querbalken (29.). Gefährlicher sah das nur eine Minute später aus, als ein abgefälschter Schuss von Kingsley Schindler René Adler zu einer Glanzparade zwang (30.).
Knappe Halbzeit-Führung - Adler verletzt
Die nächste Gelegenheit bot sich dann aber wieder den Gastgebern. Jean-Philippe Gbamin spielte einen starken Ball in die Gasse auf Fischer, der freistehend aber zu wenig Druck hinter den Ball brachte, um Kronholm vor Probleme zu stellen (34.). Doch auch die Gäste waren nun besser im Spiel und zeigten sich vermehrt vor dem Kasten von Adler. Nach einem Zuspiel von Drexler kam erneut Ducksch zum Abschluss, schloss aber zu überhastet ab (34.). Zwei Minuten später war die sich dem Stürmer bietende Gelegenheit dann noch größer, doch auch diesmal fand er seinen Meister in Adler, der kurz darauf verletzungsbedingt ausgewechselt werden musste, so dass Robin Zentner ab der 39. Minute das Mainzer Tor hüten sollte – sein erster Pflichtspiel-Einsatz für die 05-Profis.
Zwar kamen die Kieler auch im zweiten Durchgang mutig aus den Katakomben, die Riesenchance auf den zweiten Treffer des Abends hatten aber die Mainzer – und das gleich zwei Mal. Maxim spielte einen Doppelpass mit Frei, der Rumäne legte den Ball von der Grundlinie zurück, wo einem Kieler Abwehrbein fast ein Eigentor unterlaufen wäre. Stattdessen landete der Ball vor den Füßen von Fischer, doch der Däne schoss aus kurzer Distanz Gäste-Kapitän Rafael Czichos an (52.). Auf der gegenüberliegenden Seite dann eine ganz umstrittene Szene. Schindler kam in der 54. Minute im Laufduell mit Gbamin zu Fall und Schiedsrichter Daniel Schlager zeigte sofort auf den Punkt. Der Gefoulte trat selbst an und ließ Zentner aus elf Metern keine Abwehrchance. Die Mainzer taten sich in der Folge schwer, ihre Linie im Spiel zu finden, während der Zweitliga-Aufsteiger weiter frech dagegenhielt. Wiederum überraschend fiel so dann auch die erneute Mainzer Führung. Nach feinem Solo legte Levin Öztunali von der Grundlinie aus zurück zu Fischer, der das Leder aus drei Metern über die Linie drückte (67.).
Seydel sorgt für Alarm
Mit Anbruch der Schlussphase reagierte dann Kiel-Trainer Markus Anfang und brachte den an Holstein ausgeliehenen 05er Aaron Seydel, der sofort im Mittelpunkt stand. Von der Strafraumgrenze zog der Stürmer aus der Drehung ab, Zentner parierte, kam aber im Nachfassen gegen Drexler einen Tick zu spät. Wieder gab es Elfmeter für die Gäste und wieder verwandelte der Gefoulte vom Punkt (75.). Es blieb somit spannend in der OPEL ARENA. Und nur zwei Minuten später wäre Seydel fast die 3:2-Führung gelungen. Nach einer Flanke von Steven Lewerenz, eines weiteren Ex-Mainzers, scheiterte er aber erneut an einem Reflex von Zentner (77.). Vor dem Kieler Tor scheiterten Kodro und Fischer wenig später nur knapp (78., 79.). Die erste Gäste-Führung hatte dann Lewerenz auf dem Fuß, scheiterte aber frei vor Zentner an der starken Adler-Vertretung (83.).
Da sich hüben wie drüben in der Folge allenfalls Halbchancen ergaben, ging es in die Verlängerung, in der Kodro aus 25 Metern den ersten Warnschuss abgab (92.), dem er nur Sekunden später einen weiteren folgen ließ. Beide Male scheiterte der Bosnier knapp. Die Mainzer waren nun vorerst am Drücker, doch Kronholm parierte einen Schuss des eingewechselten de Blasis stark (93.). Im Gegenzug erwies sich dann erneut Zentner gegen den freistehenden Seydel dank einer Fußabwehr als starker Rückhalt im 05-Tor (94.). In einem nun offenen Schlagabtausch verzeichnete der Favorit die nächste Gelegenheit, doch der Schuss von Serdar strich haarscharf am rechten Torpfosten vorbei (98.). Nach fast genau 101 Minuten war es dann aber soweit. Brosinski legte sich den Ball aus halbrechter Position in rund 20 Metern Torentfernung zurecht und zirkelte das Leder unnachahmlich zum 3:2 in den Torwinkel. Kodro hatte zwei Minuten später die große Gelegenheit zur Vorentscheidung, brachte aber nach einer De-Blasis-Flanke nicht genug Druck hinter den Ball (104.). Auch im zweiten Durchgang der Verlängerung war es dann Kodro, der nach Serdar-Zuspiel das 4:2 verpasste (107.). Danach verwalteten die Mainzer den knappen Vorsprung dann erfolgreich bis zum Abpfiff langer und umkämpfter 120 Minuten, an deren Ende der Favorit sich knapp gegen einen starken Kontrahenten durchgesetzt hatte und erstmals seit der Saison 2012/2013 wieder ins Achtelfinale des DFB-Pokals einzieht.
Mainz 05: Adler (39. Zentner) – Donati, Bell, Gbamin, Brosinski – Frei, Serdar (110. Latza), Öztunali, Maxim (64. Muto), Fischer (83. De Blasis) – Kodro
Holstein Kiel: Kronholm – Schmidt, Czichos, Kinsombi, Mühling (88. Condé), Ducksch (74. Seydel), van den Bergh, Lewerenz, Herrmann, Drexler (113. Hoheneder), Schindler (80. Peitz)
Tore: 1:0 Fischer (22.), 1:1 Schindler (54., Foulelfmeter), 2:1 Fischer (67.), 2:2 Drexler (75., Foulelfmeter), 3:2 Brosinski (101.)
Zuschauer: 10.441
Schiedsrichter: Daniel Schlager