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Vorberichte 11.12.2017 - 15:00 Uhr

05er wollen Rückenwind aus Leipzig mitnehmen

Sandro Schwarz: Unabhängig vom Trainerwechsel ist und bleibt BVB immer eine schwere Prüfung

Die jüngste Entwicklung in der Bundesliga stellt den 1. FSV Mainz 05 vor eine Situation, die es so auch noch nicht gegeben hat. Die aktuellen Geschehnisse bei Borussia Dortmund führen dazu, dass der BVB am Dienstagabend (20.30 Uhr) nicht nur mit einem neuen Cheftrainer zum Auswärtsspiel in die OPEL ARENA kommt, sondern auch mit einem Coach, der vor dreieinhalb Wochen erst in offizieller Mission zu Gast in Mainz war und sich dabei mit dem 1. FC Köln eine 0:1-Niederlage beim Team von Sandro Schwarz einhandelte. Nun hat Peter Stöger am Sonntag die Nachfolge des entlassenen Peter Bosz bei den Schwarz-Gelben übernommen, kommt vom derzeit scheinbar abgeschlagenen Tabellenletzten zu einem Spitzenklub und soll die Krise beim BVB, der seit acht Spielen in der Bundesliga ohne Sieg ist, stoppen.

Für 05-Trainer Sandro Schwarz ist diese Situation nicht sonderlich gemütlich. Der Chefcoach hat zwar alle Informationen vom Gegner, hat Videos von den Dortmunder Auftritten der jüngeren Vergangenheit, dazu Bildmaterial von der Stögerschen Spielweise inklusive der eigenen Erfahrungen mit dem Österreicher kürzlich. Doch was bedeutet das für die morgige Partie? Welche Schlüsse muss der 39-Jährige aus diesem Kuriosum ziehen für das letzte Bundesliga-Heimspiel des Jahres? "Es ist schwierig, mich in die Lage hineinzuversetzen. Ob es eine Wirkung hat, kann ich nicht bewerten", sagte Schwarz auf der Pressekonferenz am Tag vor der Partie. "Wenn jetzt kein Trainerwechsel angestanden hätte beim BVB, hätten wir auch nicht hier sitzen und sagen können, das macht die Sache für uns einfacher. Gegen Dortmund zu spielen ist und bleibt eine sehr schwierige Aufgabe, unabhängig davon, welcher Trainer dort auf der Bank sitzt."

Leipzig-Auftritt als Maßstab

Schwarz geht allerdings schon grundsätzlich davon aus, dass die Dortmunder in Mainz kein offenes Spiel, keines ihrer aus der Vergangenheit bekannten und gefürchteten Offensiv-Spektakel anbieten werden. "Wir glauben schon, dass ihr erster Zugriff sein wird, zu versuchen, eine gewisse Stabilität reinzubekommen. Ich denke, es ist seriös, wenn wir uns auf mehrere Dinge vorbereiten. Auf ihre große individuelle Qualität gerade im Offensivbereich, auf einen spielstarken Gegner. Plus der defensiven Stabilität, für die Stöger bekannt ist. Deswegen ist es eine sehr komplexe Situation. Wir müssen da genau abwägen, was wir tun."

Er habe sich mit der Mannschaft intensiv damit beschäftigt, was Mainz 05 im Heimspiel inhaltlich daraus mache. "Wir müssen die richtigen Lösungen finden, um optimal vorbereitet zu sein. Wir haben selbst noch genügend zu tun, um die richtigen Entscheidungen zu treffen. Wir gehen dabei von der bestmöglichen Leistung des Gegners aus." Als Ansatz für den Auftritt vor eigenem Publikum dient die Leistung vom 2:2 bei RB Leipzig. "Das ist die Richtung, die wir brauche", sagt Schwarz. "Diese Mentalität und das Gemeinschaftsgefühl wieder auf den Platz bringen." Der Punktgewinn nach den beiden vorangegangenen Niederlagen habe dem Team sehr gut getan. Das habe man schon in Leipzig spüren können. "Weil wir schwierige Momente überstanden haben. Wir haben nach der nicht guten Leistung gegen Augsburg viel gesprochen. Dann ist es immer wichtig für die Spieler, das dann auch selbst zu erleben und zu fühlen, wenn du nach Rückstand zweimal zurückkommst und so eine Leistung abrufst. Das ist für unser Selbstvertrauen sehr wichtig. Das zeigt einfach auch, dass wir mit dieser Emotionalität, plus den Inhalten, plus der Organisation absolut im Stande sind, bei Spitzenmannschaften etwas zu holen. Das wird der Gratmesser sein. Wir wollen in dieses Spiel mit einer Top-Leistung reingehen und versuchen, drei Punkte zu holen. Wir fokussieren uns darauf, was wir beeinflussen können, das ist die Leistung und unsere Qualität zu erhöhen."

Gleich mehrere Fragezeichen

Grundordnung und Personal aus der Leipzig-Partie könnten eigentlich ganz gut auch gegen den BVB passen. Auch gegen diesen Gegner wird es wichtig sein, das Zentrum zu verdichten, in der Defensivorganisation das Tempo der schnellen gegnerischen Stürmer aufzunehmen. Und dazu im eigenen Spiel nach vorne Tempo auf den Platz zu bringen. Doch es gibt aufstellungstechnisch noch etliche Fragezeichen. Stefan Bell fällt wegen einer Virus-Infektion erneut aus. Aber auch Gerrit Holtmann, der in Leipzig ausgewechselt werden musste, ist wegen seiner Rückenproblematik ein Wackelkandidat. Ebenso die noch angeschlagenen Yoshinori Muto, Levin Öztunali und Kenan Kodro.

"Für uns geht es darum, eine Startaufstellung zu haben, in der wir selbst flexibel agieren können. Dass wir vielleicht eine Grundordnung wählen müssen, in der wir in der Systematik reagieren können, wenn wir nach 20 Minuten merken, die veranstalten etwas Anderes." Dass die BVB-Grundordnung im Vorfeld nicht richtig greifbar ist, macht die Sache kompliziert. "Wir rechnen aber nicht damit, dass wir ein reines Ballbesitzspiel kriegen, sondern wir werden gute Umschaltmomente brauchen", sagt Schwarz. "Und diese Momente werden eindeutig besser, wenn man auch selbst Tempo auf dem Feld hat."