Verein 16.03.2021 - 19:05 Uhr
116 Jahre Mainz 05: Start im Café Neuf
Die 05ER feiern in diesem Jahr zum 116. Mal den Tag der Vereinsgründung – Ein Rückblick darauf, wie alles begann
Vor über einem Jahrhundert passierte in Mainz Historisches: Der 16. März 1905 ging als Gründungsdatum des 1. FSV Mainz 05 in die Stadtgeschichte ein. Anlässlich des 116. Geburtstags des 1. Mainzer Fußballclubs Hassia 1905, wie der Verein zunächst hieß, werfen wir nochmal einen Blick zurück auf die turbulenten Anfangsjahre der 05ER.
Einen umfangreichen Rückblick auf die bewegte Vereinshistorie bietet die Chronik.
Die ersten Jahrzehnte
Nach einem missglückten Versuch im Jahr 1903, den damals verpönten Fußball in Mainz gesellschaftsfähig zu machen, glückte im zweiten Anlauf die Gründung: Gegenwärtig (und erstmals erwähnt in der Festschrift zum 50. Jubiläum) hat sich der 16. März 1905, als Gründungsdatum durchgesetzt, nachdem in Vorkriegsquellen vom 27. März 1905 die Rede ist. Woher die Diskrepanz zwischen zwei Gründungsdaten kommt, darüber kann nur spekuliert werden.
Klar ist, dass die Historie der 05er unterhalb der Großen Langgasse begann. In etwa dort, wo heute zwischen dem Irish Pub und Erna Schreibers Wäscheladen eine bunt bemalte Wetterstation steht, in der „Restauration Café Neuf". Als Gründer des „1. Mainzer Fußballclubs Hassia 1905" - der Name Hassia steht für das Großherzogtum Hessen, in dem Mainz damals Hauptstadt der Provinz Rheinhessen war - gelten acht junge Männer: Karl Finkenauer, der zum ersten Präsidenten gewählt wurde, Josef Kiefer, Christoph Stepper, Karl Nause, Julius Hartmann, Heinrich Tuch, Theodor Kimpel und Max Picard. Eugen Salomon, der gemeinhin als 05-Gründer und erster Präsident gilt, trat erst etwas später bei, arbeitete die Vereinsstatuten aus und wurde im Oktober 1905 Finkenauers Nachfolger.
Bilder aus der 05-Historie
Premierensieg gegen Gustavsburg
Das erste Spiel unter dem Namen 1. MFC Hassia 05 endete mit einem 5:3-Sieg gegen Germania Gustavsburg. Weitere Spiele folgten unter anderem gegen die FVgg Mombach 03, den ältesten reinen Fußballverein Rheinhessens. Nach und nach traten immer mehr dieser jungen Klubs dem Süddeutschen Fußballverband bei. Um weiterhin Gegner zu finden, mussten auch die 05er diesen Weg gehen. Gegen den Widerstand mancher Konkurrenten setzte Salomon die Aufnahme in den Verband zu Ostern 1906 durch. Sein Klub spielte fortan in der B-Klasse Mittelrhein, im ersten Jahr gegen die SG Arheilgen (heute FCA Darmstadt), den FV Biebrich 02, den SC 05 Darmstadt (ein Vorgänger des SV Darmstadt 98), Mombach 03 und Germania Pfungstadt.
1906 trat geschlossen der FC Viktoria Mainz bei. Bereits 1909 spielten neben etlichen Jugendspielern 28 Mann für die 05er. Zunächst mussten die Fußballer noch die Tore die Gaustraße hinauf schleppen, um außerhalb der Festungsmauern spielen zu dürfen. 1909 zogen sie in die Radrennbahn um, deren Konturen zwischen Drususwall, Fort Elisabeth und Fichteplatz heute noch teilweise zu erahnen sind. Zum Weihnachtsspiel gegen den elitären Ludwigshafener FC Pfalz gab es erstmals einen Kartenvorverkauf und Plakatierung. Es gab erste vierstellige Zuschauerzahlen. Schließlich bauten die 05er 1910 mit viel Handarbeit und der Unterstützung des Pionierbataillons 25 auf einem ehemaligen Bahngelände an der Ecke Rheingauwall/Hattenbergstraße zwischen der Neustadt und Mombach ihren ersten eigenen Fußballplatz.
Noch eine Fusion
Finanziell hätte das den jungen Verein nahezu ruiniert. Um überleben zu können, fusionierten die 05er 1912 mit dem MFC Hermania 07, der fünf Jahre zuvor aus dem Hauptverein ausgetretenen Fußballabteilung des MTV 1817. Nur kurz hieß der Klub nun 1. FC Hassia-Hermania 05, bald wurde er umbenannt in 1. Fußballverein Mainz 05. Im Ersten Weltkrieg brach der Spielbetrieb zunächst zusammen. Fast alle der zu Kriegsbeginn 128 Mitglieder wurden vom Militär eingezogen. Insgesamt verlor der Verein in den vier Kriegsjahren 26 Mitglieder. Ihr Fußballplatz wurde beschlagnahmt und zum Kartoffelanbau zweckentfremdet, die Holzbauten abmontiert und verheizt. Die 05er kooperierten im Krieg mit dem SV Mainz 08, einem Klub aus dem Gartenfeld, der sich 1919 offiziell dem einstigen Rivalen anschloss. Dieser hieß von da an 1. Mainzer Fußball- und Sportverein 05.
Am Fort Bingen
Der Krieg war seit dem 11. November 1918 vorbei. Ein gutes Vierteljahr später hatte das französische Militärgouvernement den Mainzer Vereinen erlaubt, wieder Fußball zu spielen. Die 05er durften zunächst den Schützenfestplatz benutzen, bekamen dann den ehemaligen Exerzierplatz am Fort Bingen zugewiesen, am Ort des heutigen Forums der Universität, wenige hundert Meter südlich des Stadions am Bruchweg. Dort weihten sie am 19. Oktober 1919 ihre neue Kampfbahn ein, die sie im Laufe der 1920er zu einem modernen Fußball- und Leichtathletikstadion mit 12.000 Plätzen ausbauten. Nach sportlich wechselhaften Jahren gelang dem Klub 1927 erstmals die Teilnahme an der Endrunde um die Süddeutsche Meisterschaft. Gegen die SpVgg Fürth gab es ein 0:8 und ein 1:5, gegen den VfB Stuttgart zuhause ein 2:1, auswärts aber ein 0:5. Und gegen den großen 1. FC Nürnberg mit den Weltklassespielern Hans Kalb, Heiner Stuhlfauth und "Bumbes" Schmidt ein 3:3. Von diesem Spiel am 20. März 1927 schwärmte man in Mainz noch Jahrzehnte später.
Alle weiteren Kapitel zur Vereinsgeschichte gibt es zum Nachlesen in der Chronik.