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Profis 14.01.2018 - 14:00 Uhr

30 überragende Minuten reichen nicht

Schwarz: Bis zum 2:0 perfektes Auswärtsspiel, dann die Niederlage selbst verschuldet

Alexander Hack gelang in Hannover sein erstes Bundesliga-Tor, zum ersten Auswärtssieg der Saison reichte es dennoch nicht. ©rscp

Sandro Schwarz war sauer. Der Trainer des 1. FSV Mainz 05 machte keinen Hehl daraus, dass ihn diese 2:3-Niederlage zum Rückrundenstart bei Hannover 96 gewaltig ärgerte. Die Mannschaft war auf dem Weg zum ersten Auswärtssieg, war dabei, ihre Tabellensituation zu verbessern und stand dann am Ende wegen schwerwiegender Nachlässigkeiten doch wieder mit leeren Händen da. "Mit null Punkten hier rauszugehen, ist extrem bitter", sagte Schwarz nachher angefressen. "Wir haben Aufbauhilfe Nord betrieben. Wir haben 30 Minuten überragend gespielt. So ist es ärgerlich hoch 3000, weil du bis zum 2:0 ein perfektes Auswärtsspiel gemacht hast. Du hast alles,  was du brauchst. Du musst es halt zu Ende bringen, die Konsequenz  beibehalten und nach der Führung nicht drei Prozent weniger machen. So hast du es selbst verschuldet, dass du dieses Spiel verlierst."

Die Enttäuschung und der Ärger über diesen neuerlichen Rückschlag dürfen jedoch nicht den Blick dafür trüben, dass die Mainzer mit ihrer Spielweise auf dem richtigen Weg sind. Schwarz hatte seine Mannschaft perfekt eingestellt, hatte eine Formation auf den Platz gebracht, die den Gegner 30 Minuten lang überhaupt nicht ins Spiel kommen ließ. Der offensiv ausgerichtete Matchplan im 5-3-2-System ging auf. Zwei Außenverteidiger, die Druck über die Flügel machten, im Zentrum agierte Nigel de Jong bei seinem Bundesliga-Comeback als tiefer Abräumer und präziser Ballverteiler mit Alexandru Maxim und Pablo de Blasis als quirlige Aufbauspieler, die ständig die Positionen wechselten. Die Mainzer eroberten die Bälle und zogen im eigenen Ballbesitz ein zielstrebiges, druckvolles Kombinationsspiel auf mit guten Passwegen und Tiefenläufen in den Strafraum, mit Abschlüssen. "Wir wollten deutlich aggressiver nach vorne verteidigen, haben aber insbesondere Maxim und De Blasis viel zu viel Raum gelassen, um das Spiel zu gestalten, dann kommen sie halt in die Tiefe und führen 2:0", rekapitulierte 96-Coach André Breitenreiter. "Wir hatten eine klare Kontrolle, die Raumaufteilung war top. Wir hatten alles im Griff", so Schwarz. Die Folge war eine hochverdiente 2:0-Führung. Durch den schön herausgespielten Treffer von Yoshinori Muto (26.) nach Vorarbeit von Gerrit Holtmann sowie durch den Kopfball von Alexander Hack ins lange Eck nach dem präzisen Maxim-Freistoß fünf Minuten später.

Sechs Minuten änderten alles

Doch binnen sechs Minuten änderte sich alles. Niclas Füllkrug durfte zu leicht zum 1:2 einköpfen (33.). Dass Pirmin Schwegler den Eckball dabei deutlich vor der Linie ausführte, der Treffer genau genommen nicht regelgerecht war, sei kein Grund gewesen, die Situation weniger gut zu verteidigen, merkte der 05-Trainer an. "Konsequenz, Konzentration. Am Mann dran bleiben, die innere Linie zumachen", bemängelte Schwarz. "Wenn du nicht wegköpfen kannst, musst du gucken, dass du Schulter an Schulter bist, dass der Gegner nicht aufs Tor köpfen kann. Dann passiert in der Regel auch nichts." Wenig später kam de Jong bei seiner Grätsche im Strafraum einen Bruchteil zu spät, holte Felix Klaus von den Beinen. Füllkrug verwandelte den Elfmeter zum 2:2 (38.).  

"Weiterhin alles sauber wegverteidigen. Das wäre der klare Auftrag gewesen", sagte der Coach. "Dann gehst du 2:0 in die Halbzeit, guckst, dass du die Phase nach der Pause, wenn der Gegner kommt, nochmal überstanden kriegst und machst selbst das dritte Tor. Das ist eigentlich der normale Spielverlauf, so, wie die ersten 30 Minuten gelaufen sind." Die Mainzer mussten nach dem Wechsel die erwartete Drangphase der Gastgeber überstehen und taten dies auch. Nicht zuletzt dank der starken Arbeit von Torhüter Robin Zentner. Als der 05-Trainer nach einer guten Stunde auf eine 4-3-3-Formation umstellte, Giulio Donati für Maxim brachte, Daniel Brosinski auf die linke Verteidigerposition rüber zog, Holtmann in den Angriff schickte und Jean-Philipp Gbamin ins Mittelfeld vorzog, bekamen die 05er wieder mehr Zugriff, mehr Kontrolle, verpassten nach Hacks erneutem Kopfball nur knapp die eigene Führung. Doch wieder kassierten sie in ihrer besten Phase das Gegentor durch Füllkrug (75.), dem der abgefälschte Ball vor die Füße fiel.

Positive Dinge in den Vordergrund rücken

Schwarz schickte noch Anthony Ujah und Emil Berggreen ins Angriffszentrum, doch die langen Bälle auf die Stürmer verpufften, weil die Staffelung im Rückraum nicht gut, die 05er nicht nahe genug an die Angreifer nachrückten und die zweiten Bälle deshalb an den Gegner gingen. Dennoch war der Ausgleich möglich, doch Donatis Schuss landete abgefälscht am Pfosten.

Die positiven Dinge dieser Partie sollten trotz allem im Vordergrund stehen im Hinblick auf die kommenden Aufgaben. Die Gesamtleistung war ordentlich, in der ersten Halbzeit sehr gut. Das Team präsentierte sich im Kollektiv taktisch und spielerisch stimmig, fand viele Offensivlösungen. Nur die fehlende Konsequenz in den entscheidenden Phasen bleibt ein wichtiges Thema. Und da setzt auch die Kritik des Trainers an. "Vier Auswärtstore in den letzten beiden Spielen sollten definitiv genügen, um einen Auswärtstdreier zu holen."