Vorberichte 29.10.2020 - 13:46 Uhr
90 Minuten mit freiem Kopf
05-Trainer erwartet in Augsburg eine körperliche Auseinandersetzung auf hohem Niveau - Tabellenkonstellation darf keine Rolle spielen
In den Heimspielen gegen Bayer Leverkusen und Mönchengladbach war der Aufwärtstrend beim 1. FSV Mainz 05 unverkennbar, auch wenn die Punkte einmal mehr an die Gegner gingen. An diesem sechsten Spieltag der Bundesliga muss das Team von Jan-Moritz Lichte nun beim FC Augsburg (Samstag 15.30 Uhr) ran und versuchen, endlich die ersten Zähler mitzunehmen.
Heiko Herrlich, der Trainer des FCA, hat dieser Tage erklärt, es sei ein Trugschluss zu glauben, dass mit dem Duell gegen den Tabellenletzten aus Mainz nun die leichten Spiele beginnen würden. Sein Team verlor zuletzt gegen Leipzig und Leverkusen, hat aber zuvor bereits sieben Punkte eingefahren, unter anderem einen 2:0-Erfolg gegen Borussia Dortmund und dürfte für die Mainzer in jedem Fall eine Prüfung werden, die nur mit einer Top-Leistung zu bewältigen ist.
FCA mit höchster Laufdistanz
"Augsburg ist eine sehr körperliche und defensiv disziplinierte Mannschaft mit einem sehr guten, schnellen Umschaltspiel", sagte der 05-Trainer in der digitalen Pressekonferenz zwei Tage vor dem Anpfiff. "Sie haben Stand jetzt die höchste Laufdistanz aller Mannschaften und sind im Bereich der Sprints weit vorne. Daran sieht man, dass es eine körperliche Auseinandersetzung werden wird. Da müssen wir das auf den Platz bringen, was wir an den beiden vergangenen Spieltagen auch auf dem Platz hatten. Mit weniger wird es nicht funktionieren."
Lichte ist jedoch zuversichtlich, dass es seiner Mannschaft im sechsten Anlauf gelingen kann, einen Sieg mitzubringen. "Das Ziel ist auf jeden Fall, den Kopf frei zu kriegen für diese Partie. Egal, wo du in der Tabelle stehst, musst du die Tabelle für diese 90 Minuten ausblenden. Es geht nur um das Spiel, nicht um irgendwelche anderen Konstellationen. Es geht nur darum, das abzurufen, was wir abrufen wollen. Deshalb sind wir in der Trainingswoche mit dem Fokus auf diese 90 Minuten herangegangen und haben uns nicht mit irgendwelchen anderen Szenarien beschäftigt", beschrieb der 40-Jährige die Herangehensweise.
"Momentan habe ich das Gefühl, dass wir alle daran glauben, was wir auf dem Platz machen. Ich bewerte die Situation Tag für Tag. Und sie ist so, wie ich es schon mal gesagt habe diese Woche: Alle hauen sich rein. Wir haben eine sehr gute Trainingsqualität. Daran merkt man, dass die Spieler nicht nachlassen und wissen, dass wir so weiter arbeiten müssen, damit wir uns baldmöglichst belohnen."
Schröder: "Absolut motiviert"
Eine Einschätzung, die der 05-Sportvorstand teilt. Rouven Schröder ist bei fast jeder Trainingseinheit auf dem Platz, beobachtet alles ganz genau und tauscht sich permanent mit dem Cheftrainer über die Situation aus. "Die Mannschaft ist vom ersten bis zum letzten Spieler absolut motiviert. Jeder sucht seine Chance. Der Trainer fördert die hohe Konkurrenzsituation. Jeder zieht mit und nimmt auf, was per Video und in den Sitzungen besprochen wird. Diese Intensität wollen wir sehen", erklärte Schröder.
Er habe deshalb nicht das Gefühl, dass er zusätzlich zu Lichte, den Profis im Moment noch irgendwelche Vorgaben mit auf den Weg geben müsse. "Du spürst, ob eine Mannschaft noch ein Extra-Bonbon oder eine besondere Ansprache braucht. Unser Team braucht es definitiv nicht. Die Spieler haben die Dinge verstanden und sind bereit, sie selbstkritisch anzugehen und ehrgeizig umzusetzen", erklärte der Vorstand. "Eins ist aber auch klar, wir wollen uns belohnen, wollen etwas Zählbares. In Augsburg gibt's die nächste Möglichkeit. Das wollen wir mit aller Macht angehen."
Der Kader gehe gut vorbereitet in diese Auswärtsaufgabe. Lichte hat in dieser Woche Teile des Trainings dafür aufgewendet, um besonders daran zu arbeiten, die gefährlichen Standards der Augsburger zu verteidigen. Aktionen nach ruhenden Bällen, zuletzt stets ein Gegentor-Faktor, stehen ohnehin auf dem Trainingsplan. Ebenso das eigene Offensivspiel nach Balleroberung oder eben auch die eigenen ruhenden Bälle. "Mein Ziel ist es, insgesamt mehr Spieler in die Position bekommen, torgefährlich zu werden", sagte Lichte. "Dass sich nicht alles darauf fixiert, dass Jean-Philippe Mateta den Ball bekommt. Sondern, die Quaisons, Burkardts, Öztunalis, Boëtius' und andere genauso die tiefen Laufwege machen, zu Torabschlüssen kommen. Dann bist du schwerer ausrechenbar, weil sich der Gegner nicht nur auf einen Spieler konzentrieren kann."