Profis 03.06.2021 - 15:05 Uhr
Akt 4: Über den Umgang mit Rückschlägen
Die Saison in 05 Akten - Ein Rückblick
Zur besten Rückrunde der Vereinsgeschichte des 1. FSV Mainz 05 in der Fußball-Bundesliga gehörten einige, wenn auch wenige, Rückschläge: Fünf Niederlagen mussten die 05ER unter Bo Svensson in der Bundesliga hinnehmen – der Mainzer Cheftrainer wandelte die vermeintlichen Rück- aber in Fortschritte um, dank ständiger Bereitschaft zur Verbesserung der eigenen Leistung. Bescheidenheit, positiv-kritische Selbstreflexion und Kampfbereitschaft bis zum Überqueren der Ziellinie – auch das waren wichtige Hauptzutaten der Mainzer Rekord-Rückrunde.
Teil eins, zwei und drei unseres Rückblicks zum Nachlesen
Bereits nach der 0:2-Auswärtsniederlage gegen Aufsteiger VfB Stuttgart sparte Svensson nicht an Kritik und kündigte eine "knallharten" Umgang mit dem Auftritt seiner Elf an. Der Däne erkannte, dass falsche Entscheidungen, technische Unsauberkeiten und Fehler in der Rückwärtsbewegung auf Bundesliga-Niveau schnell über Sieg oder Niederlage entscheiden können. "Diese Momente sind ein Schlüssel für unser Spiel", erklärte der 05-Chefcoach nach der 13. Saisonniederlage und auch seine Spieler sahen reichlich Verbesserungspotenzial. "Wir müssen uns mit Ball offensiv verbessern, müssen genauer werden, die Qualität im Passspiel muss besser werden, um zu Chancen zu kommen", kritisierte Phillipp Mwene.
Fehleranalyse statt Verunsicherung
Zwar hätten Einstellung und Laufbereitschaft gegen die Schwaben erneut gestimmt, Zählbares hatten die 05ER aber nicht mitnehmen können. Immer mit dem großen Ziel Klassenerhalt vor Augen zeigte die von Trainerteam und Mannschaft geäußerte Kritik, dass es trotz aller Fortschritte einiges an Verbesserungspotenzial gab. "Wenn man die Konstanz betrachtet, müssen wir feststellen, dass wir noch viel Luft nach oben haben, um die große Mission zu schaffen und in der Liga zu bleiben", konstatierte Svensson und dürfte sich nach der unglücklichen 0:1 Heimniederlage gegen den FC Augsburg in seinen Worten bestätigt gefühlt haben.
Was nach der Partie gegen den FCA aber ebenfalls auffällig wurde: Die 05ER ließen sich auch von Niederlagen und Rückschlägen nicht mehr aus dem Konzept bringen und richteten ihren Blick weiter nach vorne. Im Kellerduell gegen den FC Schalke 04 ließen die Rheinhessen in der Folgewoche, trotz eines dominanten Auftritts, die Durchschlagskraft im Abschluss vermissen und belohnten sich mit nur einem Punkt. Doch auch der Umgang mit dieser Partie zeigte einmal mehr die Mainzer Herangehensweise: positiv-kritische Aufarbeitung und Fehleranalyse statt Verunsicherung.
Svenssons Vision
"Auch dieser Punkt bringt uns weiter. Wie fit wir sind und den Gegner, der stehend K.O. war, bis zum Schluss beackert haben, spricht für uns und unsere Arbeit unter der Woche. Das ist wichtig", hielt Dominik Kohr nach dem torlosen Remis fest und auch Svensson sah die Mannschaft auf einem guten Weg. "Wenn wir so weitermachen, werden wir belohnt und bekommen das, was wir verdient haben. Meine Hauptaufgabe als Trainer ist auch, die Dinge über einen längeren Zeitraum zu betrachten und einzufordern, nicht, jeden Spieltag auf die Tabelle zu schauen."
Sein Kredo 'Leistungs- statt Ergebnisgarantie' bekräftigte der Mainzer Cheftrainer auch nach dem 1:0-Sieg gegen den SC Freiburg: "Es muss immer Verlass darauf sein, wer wir sind und wie wir spielen. Wenn dann das Wort 'Mainz' fällt, müssen die Zuschauer sofort wissen, wofür das steht. Das muss für alle klipp und klar sein und das ist die Vision. Wir bleiben unserem Weg treu, auch nach Misserfolgen."
Mainzer Mentalitätswandel
Dass dabei unter Umständen auch im Erfolgsfall der Finger in die Wunde gelegt wird, zeigte der 3:2-Sieg beim 1. FC Köln, gegen den das Ergebnis zwar stimmte, in seinem Zustandekommen aber durchaus glücklich daherkam, wie Svensson nach der Partie eingestand. Dennoch hatten die 05ER am Ende drei wichtige Punkte mitgenommen. "Wir haben uns in der Rückrunde auch dahingehend weiterentwickelt, mit Rückschlägen umgehen zu können", brachte es Karim Onisiwo auf den Punkt, Torhüter Robin Zentner sprach von einem "Mentalitätswandel", den das Team vollzogen hätte.
Die Mannschaft wirkte zu diesem Zeitpunkt gefestigt und hatte den Glauben an die eigenen Stärken zurückgewonnen. Sechs Spieltage vor Schluss hatten sich die 05ER in eine komfortable Lage manövriert, der Kampf und den Klassenerhalt war trotzdem noch in vollem Gange und gipfelte in einem kuriosen Saisonfinale – samt Klassenerhalt im Quarantäne-Hotel, der Thema im fünften Teil unseres Saisonrückblicks sein wird.