U23 09.10.2014 - 15:15 Uhr
Am Bruchweg gelten eigene Regeln
Der etwas andere Drittligist: U23 lässt sich nicht vom Weg abbringen
U23-Trainer Martin Schmidt bleibt aufgabenorientiert und arbeitet zielgerichtet an der Ausbildung seiner Spieler - allen Unkenrufen der Medienlandschaft zum Trotz zählen inhaltliche Fortschritte vor dem Tabellenstand.
Rund ein Drittel der ersten Spielzeit im Profifußball hat die höchste Ausbildungsmannschaft des Mainzer Nachwuchsleistungszentrums inzwischen absolviert. Und während andernorts die üblichen Mechanismen der Liga greifen, Neuverpflichtungen und Trainerdiskussionen die Länderspielpause bestimmen, geht am Bruchweg alles seinen ruhigen Gang. Denn nicht nur als eines von drei Nachwuchsteams in Deutschlands dritthöchster Spielklasse präsentiert sich die 05-Mannschaft als etwas anderer Wettbewerber. „Selbst im Vergleich zu Stuttgart und Dortmund nehmen wir nochmal eine Sonderrolle in der Liga ein“, wusste Trainer Martin Schmidt schon zu Beginn der Saison. Nahezu die komplette Aufstiegsmannschaft ist zusammengeblieben. Mit Tevin Ihrig, Patrick Pflücke oder Devante Parker haben weitere Mainzer Eigengewächse im Kader Fuß gefasst, „die ich schon in der U15, U16 oder U17 am Bruchweg gesehen habe, als ich vor vier Jahren nach Mainz kam“, erinnert sich Schmidt.
Mit acht oder neun solchen Eigengewächsen auf dem Platz trotzten die Nullfünfer Energie Cottbus, Dynamo Dresden, Preußen Münster und zuletzt Holstein Kiel die Punkte ab – ein Quantensprung in der Qualitätsentwicklung der Nachwuchsarbeit. Fast verwundert liest man, die Mannschaft habe „nur“ 0:0 gegen Energie Cottbus gespielt, oder bleibe nach dem Punktgewinn vor der Rekordkulisse in Dresden „dennoch zum vierten Mal in Folge sieglos“. Wertungen, die sich mit den Prämissen der Mainzer U23 nicht vereinbaren lassen, und sicher keine Ergebnisse, die Koordinator Manfred Lorenz in Panik nach Profifußball-erprobten Spielern Ausschau halten lässt. „Wir haben uns bewusst für den schweren Weg entschieden“, erklärt Schmidt das konsequente Fortführen der Ausbildungsphilosophie in der neuen Liga. „Wir wollen es mit unseren eigenen Talenten schaffen, und am Ende der Saison sagen können: Wir haben alles dafür gegeben. Wenn das nicht funktioniert, ist die 3. Liga für unseren Weg nicht die richtige.“
Inhaltlich hat Schmidt auf diesem Weg auch schon so manches Ziel erreicht: Nach 18 Gegentoren in den ersten sieben Spielen waren es in den weiteren sechs Partien nur noch vier. Gestandene Profimannschaften gerieten angesichts der Laufstärke der Nullfünfer vor ernste Probleme – alles kleine Prozess-Ziele, die die Arbeit des Schweizers strukturieren. Ganz im Gegensatz zur Tabelle, für eine Nachwuchsmannschaft traditionell zweitrangig: „Die Stimmung in der Mannschaft sinkt trotz der schwierigen sportlichen Lage ganz bestimmt nicht in den Keller.“ Trotzdem ist die Pause eine gute Gelegenheit, weiter an einigen Stellschrauben zu drehen: „Die beiden englischen Wochen haben uns einige Körner gekostet. Da ist es gut für die Jungs, jetzt mal kurz durchschnaufen zu können. Währenddessen werden wir weiter an der körperlichen Entwicklung und unserem Zweikampfverhalten arbeiten. Wichtig ist es jetzt auch, die Mechanismen zu beschleunigen, um talentierte Spieler wie Patrick Pflücke oder Devante Parker, die eigentlich noch für die U19 spielberechtigt sind, noch besser einbinden zu können.“ Die nächste Gelegenheit, ihre Fortschritte unter Beweis zu stellen, bietet sich für die junge Truppe gleich beim Tabellenführer: Am Samstag, 18. Oktober spielt die U23 gegen Wehen Wiesbaden (Anpfiff um 14 Uhr).