Aufmerksamkeit ist Trumpf

Eine Begegnung auf Augenhöhe, das hört man aktuell aus allerlei Mündern, wenn man über das Spiel des 1. FSV Mainz 05 beim 1. FC Nürnberg spricht. Hiermit sind nicht nur die nur wenige Punkte auseinanderliegenden Positionen in der Tabelle der Fußball-Bundesliga gemeint, sondern auch viele Gemeinsamkeiten und Parallelen in der Vereinsführung und sportlichen Zielsetzung. Und auch im Stil des auf den Platz gebrachten Stils. „Beide Teams sind unbequem für ihren Gegner, da wird für die Zuschauer wahrscheinlich kein Leckerbissen rauskommen“, prophezeit 05-Coach Thomas Tuchel ein sehr enges Spiel.

Ohne Frage, auf die 05er wartet ein ziemlicher Brocken. Seit 11 Heimspielen ist der Club nun ungeschlagen, seit der Amtszeit von Hecking-Nachfolger Michael Wiesinger gab es lediglich eine einzige Niederlage – und die gegen den amtierenden Deutschen Meister Borussia Dortmund. Am vergangenen Wochenende holte der FCN in Wolfsburg bei der Begegnung mit seinem Ex-Coach noch einen Punkt nach 0:2 Rückstand. Zu wenig, wie viele finden, denn das 3:2 für die Franken lag in der Luft. Auch Tuchel weiß um die Stärken des kommenden Gegners, vor allem aus ruhenden Bällen. „Sie sind sehr gefährlich bei Standards. Da müssen wir immens aufmerksam sein“, so der Fußballlehrer, „auch schalten sie sehr schnell offensiv um, Esswein und Chandler machen ordentlich Tempo nach vorne. Der Club steht dazu hinten sehr kompakt – es wird mächtig schwer, die Nürnberger zu schlagen.“

Nach einer schweren Saison schien es ein wenig so, als hätten die 05er im Spiel gegen Bremen etwas körperliche Frische eingebüßt. Dem wirkten Thomas Tuchel und sein Trainerteam diese Woche mit einem weiteren freien Tag sowie einer Runde Billard statt des normalen Trainings am Freitag entgegen. „Es ist erst der 27. Speiltag rum, wir wollen die restlichen Spiele in einer körperlichen Verfassung bestreiten, die es uns erlaubt noch was zu reißen“, sagt Tuchel, der weiß, dass seine Spieler für die sehr physische, lauf- und sprintintensive Spielweise der 05er eine Menge Kraft brauchen. Gegen Nürnberg sollen die Akkus nach einer dosierten Trainingswoche wieder voll aufgeladen sein. Beim Spiel gegen den FCN ist aber insbesondere auch Frische im Kopf gefragt, denn Aufmerksamkeit ist laut Tuchel am Sonntag immens wichtig. „Wir müssen aggressiv spielen, aber Fouls vermeiden, genau wie einfache Fehler im Mittelfeld. Aufmerksamkeit im Gegenpressing ist wichtig, wir wollen früh stören. Nürnberg punktet aktuell stabil, aber auch wir gehen selbstbewusst in die Partie“, sagt der 05-Coach. Am Ende, so Tuchel, käme es drauf an wer die bessere Tagesform hat.

Was das Personal angeht sieht es besser aus als in den vergangenen Wochen. Besonders bei den zuletzt von Ausfällen besonders stark betroffenen Außenverteidigerpositionen kann Tuchel wieder aus dem Vollen schöpfen. „Junior Diaz, Radoslav Zabavnik und Marco Caligiuri trainieren wieder, Zdenek Pospech hatte einen leichten Schnupften, wir hoffen aber, dass auch er für Sonntag wieder fit ist“, sagt Tuchel. Stefan Bell, der in den vergangenen Spielen rechts außen eine gute Figur gemacht hat, sei zudem durch die Wiedergenesung seiner Teamkameraden nicht automatisch ein Kandidat für die Bank. „Er muss jetzt erst einmal verdrängt werden, er hat seine Sache gut gemacht“, lobte Tuchel den Verteidiger, der vor dem großen Krankenstand nur wenig Hoffnung auf einen Einsatz hatte. „Manchmal biegen Chancen eben um die Ecke. Er hat sich auch als die Chance auf einen Bundesligaeinsatz weit weg schien nie hängen lassen und sich damit ein Standing in der Mannschaft erarbeitet, das er jetzt mit seinen guten Leistungen untermauert hat.“