Profis 08.12.2014 - 15:11 Uhr

Aus der Spur gekommen

Die Nullfünfer nehmen in Hamburg zu spät das Herz in die Hand

Bringen wir es auf den Punkt: Die Nullfünfer haben sich im Auswärtsspiel beim Hamburger SV in ein Loch manövriert. Gegen den tapfer kämpfenden HSV boten sie in punkto Einsatz, Präsenz und Spielfreude ihre schwächste Saisonleistung. Nur am Ende der Partie zeigten sie jenen Feuereifer und jene Gier auf ein Erfolgserlebnis, welche der Gastgeber allein zuvor demonstriert hatten. Ein weiterer Treffer nach Shinji Okazakis Anschlusstor zum 1:2 (89.) lag plötzlich in der Luft, Yunus Malli und noch einmal Okazaki verzogen in der Nachspielzeit knapp. Doch der Ausgleich wäre nicht verdient und vielleicht auch das falsche Signal gewesen, hätte man dann Aufwand und Ertrag in ein realistisches Verhältnis gesetzt.

„Der HSV hat uns von der ersten Sekunde an den Schneid abgekauft. Unsere Leistung lag vielleicht bei 80 Prozent, das reicht bei uns nicht, das war zu wenig. Wir sind irgendwie aus der Spur gekommen und der Art des Fußballs, wie wir ihn spielen wollen. Daran müssen wir jetzt etwas ändern“, sagte Manager Christian Heidel nach dem Spiel. Bei Trainer Kasper Hjulmand klang dies ähnlich: „Wir hatten nur in den letzten 15 Minuten die richtige Einstellung für das Spiel. Wir spielen nicht mit dem Vollgas und dem Herz, das wir brauchen. Wir müssen analysieren, warum dies so gekommen ist.“

Der HSV bot seinerseits genau das an, was zu erwarten war. Harte Zweikampfführung, große Präsenz, Pressing, schörkelloses Spiel zum Tor. Der HSV nahm die Nullfünfer in den Würgegriff, ohne sich dabei um die eigenen Fehler oder das wenig ansehnliche Spiel zu scheren. Der Beinahe-Absteiger der vergangenen Saison demonstrierte, dass er seine Lektion aus den vergangenen Monaten gelernt hat, setzte für sich klare Prioritäten (Power und Leidenschaft vor Spielkultur) und nahm das Herz in beide Hände. Dagegen wirkten die Mainzer fast wie ein Sparringspartner außerhalb des Wettkampfs. Doch der Wettbewerb heißt Bundesliga und der vermeintlich ewig kriselnde HSV hängt den Nullfünfern längst auf einen Zähler im Nacken und ist nach drei Heimsiegen in Serie im Aufwind.

Als sich die Neu-Hamburger Nicolai Müller und Lewis Holtby nach der Partie auf dem Platz herzlich von ihren ehemaligen Mainzer Kollegen verabschiedeten und abklatschten, so wie das zwischen den Teams mittlerweile guter Ton ist, da hatten sie ihr anderes Gesicht bereits abgelegt, das sie zuvor auf dem Platz gezeigt hatten. Gallig, giftig und lästig waren sie gewesen, so dass man ihnen für den Moment die Freundschaft hatte kündigen wollen. Diesen Modus müssen die Mainzer erst wieder finden.