Profis 07.01.2023 - 10:00 Uhr
Barkok: "Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, um durchzustarten"
Der Mittelfeldspieler nutzte die Winterpause für eine Pilgerreise nach Mekka und fühlt sich angekommen
Man merkt Aymen Barkok dieser Tage in Marbella an, dass er angekommen ist. Beim FSV und auch bei sich selbst. Der Sommerneuzugang von Eintracht Frankfurt strahlt aus, was schon zum Ende der ersten Saisonhälfte sichtbar wurde. "Aymen unterstreicht seine Ansprüche, mehr zu spielen, wenn man sein Training und seine körperliche Form sieht. Ich habe ihn in seiner Zeit bei uns selten so fit und körperlich präsent gesehen. Das gefällt mir gut und da muss er dranbleiben", teilt Bo Svensson diese Sichtweise. Der Cheftrainer von Mainz 05 sieht, dass Barkok sich nun zeigen und aufdrängen will im Konkurrenzkampf im Mittelfeld. "Die erste Saisonhälfte war auf jeden Fall ausbaufähig. Ich denke, dass jetzt der richtige Zeitpunkt ist, um hier durchzustarten“, betont Barkok, der in der Winterpause auf ganz besondere Weise Kraft getankt hat.
Es ist nicht außergewöhnlich, dass Neuzugänge beim FSV eine gewisse Eingewöhnungszeit benötigen. Um die Prinzipien und besondere Spielweise der 05ER unter Svensson zu verinnerlichen und anzukommen, muss man auch verletzungsfrei bleiben. Barkok hatte im vergangenen Jahr mit diesen Anlaufschwierigkeiten zu kämpfen. "Am Anfang war es ein bisschen schwierig. Ich hatte Umzugsstress, war verletzt, oder konnte zumindest nicht mittrainieren, und habe nicht viel gespielt.“ In 77 Bundesliga-Minuten für die Rheinhessen hat er bisher mitgewirkt. Dazu im DFB-Pokal, wo ihm beim VfB Lübeck sein erstes Tor im Mainzer Dress gelang. Um auf mehr Spielpraxis zu kommen, fuhr Barkok auf eigenen Wunsch kurzfristig nach Aalen zum Auswärtsspiel der U23.
Bis auf eine zweijährige Leihe zu Fortuna Düsseldorf wohnte der gebürtige Frankfurter immer in seiner Heimat und bei seinem Jugendverein Eintracht Frankfurt. Die Umstellung auf die neue Umgebung, einen neuen Klub, Mitspieler, Trainer war viel auf einmal. "Man muss erstmal in die Abläufe kommen, sich integrieren. Der Trainer erwartet sehr viel von uns. Außerdem sind die Spielertypen anders, darauf muss man sich erstmal einstellen, das hat am Anfang Zeit gebraucht. Das habe ich jetzt hinter mir und genieße es hier zu sein und Spaß am Fußball zu haben.“
Wie eine lange Meditation
Die Winterpause war auch für Barkok ungewöhnlich lang. Eigentlich hätte er vorgehabt, als Teil der marokkanischen Nationalmannschaft an der WM in Katar teilzunehmen. Doch der Mittelfeldspieler schaffte es nicht in das Aufgebot und fieberte, immer in Kontakt mit seinen Nationalmannschaftskollegen, von zu Hause aus mit. "Ich bin ein gläubiger Mensch. Man sagt, wenn es nicht für dich geschrieben ist, dann müsse man es annehmen", hatte der Mittelfeldspieler im ersten Wintertrainingslager im Dezember auf Mallorca erklärt.
Sein Glaube war auch der Grund für eine besondere Reise in der Winterpause, die er mit einem Freund spontan unternommen hat. „Sechs Tage verbrachte Barkok auf Pilgerreise in Mekka und Medina. "Das, was ich gemacht habe, nennt man "Umrah". Das kann man machen, ist aber keine Pflicht für einen Muslim. Trotzdem machst du den "Tawaf“, die sieben Runden um die "Kaaba“, wie im "Hadsch“. Für Barkok war es das erste Mal. "Ich wollte es einfach mal gesehen haben und etwas für den Geist tun.“ Man könne es mit einer langen Meditation vergleichen. "Du stehst auf, isst, betest und gehst schlafen. Das ist dein Tagesablauf.“ Der 24-Jährige konnte Ruhe und Kraft tanken für den weiteren Saisonverlauf. "Auch dazu war die Reise da."
Hadsch: Der Hadsch ist die islamische Pilgerfahrt nach Mekka. Er ist die fünfte Säule der fünf Säulen des Islam und findet jährlich während des Monats Dhu l-Hiddscha statt.
Umrah: Die Umrah ist eine islamische Pilgerfahrt nach Mekka. Diese kleine Pilgerfahrt kann im Gegensatz zur großen Pilgerfahrt, dem Haddsch, jederzeit im Jahr durchgeführt werden.
Tawaf: Tawāf ist die siebenmalige Umkreisung der Kaaba in Mekka. Sie findet üblicherweise im Rahmen des Haddsch oder der Umra statt, kann aber auch separat davon im Rahmen eines längeren Aufenthaltes in Mekka vollzogen werden.
Kaaba: Die Kaaba ist ein quaderförmiges Gebäude im Innenhof der Heiligen Moschee in Mekka und bildet als "Haus Gottes“ das zentrale Heiligtum des Islams.
Es dem Trainer so schwer wie möglich machen
Der Start in die Trainingswoche in Spanien war sehr gut für Barkok. So hat es auch sein Chefcoach gesehen. Jetzt will der Mittelfeldspieler konstant bleiben und hat sich das klare Ziel gesteckt, mehr zu spielen. "Ich möchte es dem Trainer so schwer wie möglich machen, mich nicht aufzustellen.“ Mit dem FSV will er die kommenden Aufgaben bewältigen und sich möglichst vom Abstiegskampf fernhalten. Auch auf die DFB-Pokal-Partie gegen den FC Bayern am 01. Februar fiebert Barkok hin. 2018 gewann er den Pokal mit Eintracht Frankfurt. "Der Pokal ist immer offen, auch wenn es gegen die Bayern geht. Über 90 oder 120 Minuten ist alles drin." So wie für Barkok, der jetzt endlich durchstarten will.