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Profis 04.03.2018 - 16:00 Uhr

Beeindruckt von der Gesamtsituation

Kämpferische Leistung in Unterzahl bringt den 05ern trotz aller Probleme einen äußerst wertvollen Punktgewinn im Abstiegskampf

Zu zehnt erkämpften die 05er sich in Hamburg nach dem Platzverweis gegen Leon Balogun einen wichtigen Zähler. ©rscp

In der vergangenen Saison war das torlose Unentschieden im Volksparkstadion in der Endabrechnung einer der entscheidenden Punktgewinne auf dem Weg zum Ligaverbleib. Am 25. Spieltag der laufenden Saison mag dieses neuerliche 0:0 beim Hamburger SV zunächst als Dämpfer empfunden werden, weil es dem 1. FSV Mainz 05 nicht gelungen ist, einen Dreier mitzunehmen. Doch dieses Remis in Unterzahl nach der Gelb-Roten Karte für Leon Balogun und dem gehaltenen Elfmeter des überragenden Florian Müller bei dessen Bundesliga-Premiere, hat zumindest dafür gesorgt, dass die 05er den Abstand zum direkten Konkurrenten gehalten und mit dem VfL Wolfsburg punktemäßig gleichgezogen sind. Das torlose Remis bringt immerhin einen kleinen Erfolg, einen extrem wertvollen Punktgewinn in diesem knallharten Abstiegskampf.

"Abstiegskampf ist auch Ergebnissport", sagte der 05-Trainer nach dem Abpfiff. "Zu mir hat ein sehr guter Trainer immer gesagt, wenn du das Spiel nicht gewinnen kannst, solltest du es nicht verlieren." Um diese Begegnung zu gewinnen, war in erster Linie die spielerische Vorstellung des 05-Teams nicht ausreichend. Das wusste auch Sandro Schwarz. "Aus unserer Sicht ist das ein glücklicher Punkt. Die Art und Weise, wie wir gespielt haben, war nicht berauschend. Uns war klar, dass das hier kein Leckerbissen wird, trotzdem hätten wir uns fußballerisch deutlich mehr erhofft", sagte der 39-Jährige, der nachher aber auch die positiven Aspekte des Auftritts hervorhob. Das dritte Spiel in Folge ohne Niederlage. Die kämpferische Leistung, vor allem in Unterzahl in der letzten halben Stunde. Das großartige Debüt des jungen Torhüters Müller, der die Mannschaft im Spiel hielt und obendrein gegen Filip Kostic einen Elfmeter parierte.  

Phänomen Abstiegskampf

"Dass wir über 90 Minuten zumindest eine kämpferische Einstellung an den Tag gelegt haben, hat man gesehen. Hinten raus war es wichtig von der Moral her, in Unterzahl kein Gegentor zu kassieren, das 0:0 mitzunehmen", sagte Schwarz. "Was wir jetzt in den letzten drei Wochen trainiert haben, um die Gegentorflut einzudämmen, das haben wir gezeigt. Es ist sehr positiv, dass das gegriffen hat. Wir wissen, dass wir von der Leistung her viel Luft nach oben haben. Das wird wichtig sein für die nächsten Wochen. Trotz allem war es ein wichtiger Auswärtspunkt."

Die 05-Profis machten im Volksparkstadion eine Erfahrung, die in Abstiegskämpfen immer wieder als Phänomen auftaucht und die alle Vorbereitungen und Vorsätze über den Haufen wirft. Die Umstände, in diesem Fall das ganze Drumherum in Hamburg, das Polizei-Aufgebot und die Wasserwerfer vor dem Stadion, die dem Ganzen schon einen martialischen Anstrich gaben; ein Gegner, der die Partie als Endspiel deklarierte und bis an die Zähne bewaffnet um die Existenz kämpfte. Das alles beeinträchtigte und lähmte die 05er in ihren Aktionen, besonders jüngere Spieler, die solche Erfahrungen selten erlebt haben. "Ich würde nicht sagen, dass uns richtig der Stift ging in der ersten Halbzeit, aber man hat schon gemerkt, dass da der Stecker drin war", erklärte Schwarz. "Wir haben total viele Fehler im technischen Bereich gemacht, hatten keine Staffelung, haben die zweiten Bälle verloren, die Klärungsversuche sind sofort wieder beim Gegner gelandet. Und wir haben immer die falsche Entscheidung getroffen, wenn wir selbst den Ball hatten. Eine 50-Prozent-Passquote ist schlecht, das muss man so sagen. Das alles hat sich angefühlt wie Abstiegskampf pur." Für den 05-Trainer eindeutig eine mentale Geschichte. "Das war keine Einstellungssache oder dass wir es nicht können. Es hat weniger mit Qualität zu tun, sondern wir waren beeindruckt von der Gesamtsituation."

In Unterzahl kompakter

Müllers gehaltener Strafstoß und die Dezimierung des Teams waren interessanterweise dann jedoch Umstände, die zu einer Verbesserung führten. Der Trainer stellte um auf zwei Viererketten. Das gab der kompletten Defensive mehr Sicherheit als zuvor. Die 05er standen dadurch tiefer, gaben dem HSV im Angriff weniger Auslauf. Bernd Hollerbach wechselte einen Stürmer nach dem anderen ein, die von der nun wesentlich kompakteren 05-Abwehr besser kontrolliert wurden. Die Hamburger kamen kaum noch zu Chancen, mussten zudem ihrem extrem hohen Einsatz Tribut zollen. Und gaben am Ende in der Rückwärtsbewegung Räume frei, die das 05-Team mit etwas mehr Zutrauen und Sicherheit hätte nutzen können.

"Die kämpferische Leistung, die wir in Unterzahl abgerufen und dadurch kein Gegentor kassiert haben, war sehr positiv", so Schwarz. "Es ist gerade für die jüngeren Spieler wichtig, das erlebt zu haben, mit zehn Mann einen Punkt zu holen. Das gibt uns wenigstens ergebnistechnisch ein halbwegs gutes Gefühl."