Profis 05.05.2021 - 16:00 Uhr
Vereinstreue? "Für mich war es immer erstrebenswert..."
Das Urgestein zu Gast im Podcast: "UffgeBAST & RangeKLOTZt" – Der 05ER.fm Audiobeweis
Zu Jahresbeginn hätte er die ihm zukommende Rolle im Rückrunden-Verlauf wohl selbst nicht für möglich gehalten: In 15 von 16 Partien gehörte Stefan Bell seit seinem Comeback gegen Borussia Dortmund – zuvor hatte er auch verletzungsbedingt mehr als anderthalb Jahre zuschauen müssen – zur 05-Startelf und trägt seither dazu bei, dass die Defensive des FSV zu den Besten der Liga gehört. Im Podcast (hier in voller Länge) sprach er am Dienstagnachmittag mit Tim Klotz und Mario Bast unter anderem über die Ausgangslage im Winter, Vereinstreue, die seiner fünften Gelben Karte gegen Berlin vorausgehende "Dummheit" sowie den aufopferungsvollen Spielstil der Offensivkollegen.
"Ich glaube, dass es sehr gut gelaufen ist für mich", sagt der ehemalige Kapitän mit Blick auf seine bisherige Karriere. Um überhaupt Profi zu werden, hänge viel vom richtigen Timing sowie Glück ab. "Oder, dass zufällig gerade die richtige Person in der richtigen Position ist und etwas von dir hält. Es kommen so viele Dinge zusammen, bis man mal im Profi-Geschäft angekommen ist und sich etabliert hat. Die Chance ist klein. Insofern bin ich sehr glücklich, hier bei Mainz 05 schon so viele Spiele gemacht zu haben. Für mich war es immer erstrebenswert, lange eine Rolle bei dem Verein zu spielen, bei dem ich ausgebildet wurde und als Fußballer groß geworden bin. Das Gefühl, den berühmten nächsten Schritt machen und mehr Geld verdienen zu müssen, hatte ich nie“, erläutert der 29-jährige Routinier, der am Montagabend gegen Hertha BSC seinen 192. Bundesliga-Einsatz für die 05ER absolvieren durfte.
Dass er beim Remis gegen den Klub aus der Hauptstadt Gelb-Rot-gefährdet früh ausgewechselt worden war, analysiert er selbstkritisch: "Ich komme ein bisschen zu spät und streife ihn auf jeden Fall am Fuß", bewertet der Verteidiger selbst die Szene, der seine Auswechslung voranging. "Meiner Meinung nach ist das keine Gelbe Karte. Die erste hatte ich aber alleine schon wegen Dummheit verdient. Das war keine gute Aktion von mir", so Bell, der 2007 ins Nachwuchsleistungszentrum der 05ER gewechselt war. Dennoch ist er grundsätzlich hochzufrieden mit dem Verlauf der Rückrunde, aus persönlicher Sicht wie auch mit der Aufholjagd des Teams.
Lob für die sich aufopfernden Offensivkollegen
Seit seinem Comeback beim BVB Mitte Januar nach langer Verletzungspause bildet das Mainzer Urgestein neben Moussa Niakhaté und Jeremiah St. Juste die defensive Dreierreihe, die großen Anteil hat an den 28 Rückrunden-Zählern und der zweitbesten Defensive der Liga seit dem 18. Spieltag hat. "Wir ergänzen uns einfach sehr gut", so Bell, "und da wir nun schon einige Zeit in der Konstellation zusammenspielen, ist alles sehr eingespielt." Dennoch ist es dem Verteidiger wichtig, zu unterstreichen, dass die angesprochene Bilanz nicht allein der Abwehr zugeschrieben werden dürfe: "Man kann nicht genug betonen, wie sehr sich unsere Offensivspieler schon die ganze Rückrunde vorne für das Team aufopfern. Beispielsweise, wenn ich an das Spiel in Bremen denke - da wurden wir gelobt, weil wir im Abwehrzentrum so viele Kopfbälle gewonnen haben. Aber das war nur möglich, weil unsere Offensivkräfte vorne so konsequent angelaufen und gestört haben, dass die keine andere Wahl hatten, als den Ball hoch reinzuspielen."
Am Sonntag geht es für die 05ER nun nach Frankfurt zum Rhein-Main-Derby mit der Eintracht. Bell wird aufgrund seiner Gelb-Sperre nicht mit dabei sein können und stellt sich auf einen langen Fußballsonntag auf dem heimischen Sofa - und (mehr dazu im Podcast) womöglich auch live bei 05ER.fm - ein. Schließlich sind mit Köln, Hertha und Bielefeld drei direkte Konkurrenten im Kampf um den Klassenerhalt ebenfalls im Einsatz. "In erster Linie ist es wichtig, dass wir auf uns gucken, aber natürlich schaust du diese Spiele. Wir sind schließlich auch alle Fußballfans", so der 29-Jährige.
Auf eine Rechnung, wie viele Punkte aus den letzten drei Partien nötig sein könnten, um ein weiteres Jahr Bundesliga zu sichern, will sich der Verteidiger indes nicht einlassen. Ein Ziel, neben dem Ligaverbleib, nennt er dennoch. "Ich fände es richtig gut, wenn wir bis Saisonende ungeschlagen bleiben würden." Aktuell gilt dies für die Rheinhessen immerhin bereits seit acht Partien.
Im 05ER.fm Audiobeweis verrät "Bello" außerdem, wie er zu seinem Spitznamen kam, warum Robert Lewandowski der "frustrierendste" Gegenspieler überhaupt ist und weshalb er als Kind Fan von Sebastian Deisler war.