Profis 23.07.2020 - 17:00 Uhr
Schröder: Stabilisator, "der den Verein in- und auswendig kennt"
Routiniers nehmen Gehaltseinbußen in Kauf, Sportvorstand fordert Verantwortung ein
Die Verpflichtung von Dimitri Lavalée aus Lüttich, die Ausleihe von Ronaël Pierre-Gabriel in die Bretagne, das waren bislang die einzigen Neuerungen im Kader des 1. FSV Mainz 05. Nun hat Rouven Schröder auch die Verträge von Daniel Brosinski und Stefan Bell verlängert. "Gesichter des Vereins nach außen", nennt der Sportvorstand die zwei Routiniers, denen künftig neben ihrer Leistung für die Mannschaft auch im Hinblick auf Teamgeist und Integration wichtige Aufgaben zufallen.
Bell und Brosinski haben sich in dieser Woche mit Schröder auf veränderte Bedingungen geeinigt, nachdem ihre alten Verträge am 30. Juni ausgelaufen waren. Brosinski unterschrieb für zwei weitere Jahre, Bell hängt noch mindestens eine Saison dran. Die Corona-Pandemie hat die Verhandlungen mit Spielern verändert. Schröder hatte schon unmittelbar nach dem Ende der Saison angekündigt, dass sich die Angebote an die Profis in diesem Sommer nicht wie bisher erhöhen, sondern dass die Offerten reduziert würden. Der Klub müsse in seinen Verträgen auf die durch die Coronakrise verursachten Einnahmeverluste in der zurückliegenden Saison reagieren, ebenso auf die angespannte wirtschaftliche Situation in der bevorstehenden Spielzeit.
Die beiden altgedienten 05ER akzeptierten nun neue Kontrakte, die deutlich niedriger als bisher dotiert sind. Was nichts mit der fehlenden Wertschätzung den Spielern gegenüber zu tun habe, wie der Sportvorstand versicherte: "Es geht um wirtschaftliche Zwänge. Es gibt Gehaltseinbußen, aber die Jungs wissen ja auch selbst, was in der Welt passiert."
var vp_youtubeid = "nn_yuza8FXs"; var vp_filename = "";Brosinski, der vor nunmehr sechs Jahren an den Bruchweg kam, hat zwar eine schwierige Saison hinter sich, saß oft auf der Bank. Doch der 32-jährige Außenverteidiger zeigte immer dann, wenn er gebraucht wurde, seinen Wert für die Mannschaft. "Brosi hat sich das verdient durch seine Spielanteile, seine Leistungen, durch seine Flexibilität auf verschiedenen Positionen und er ist topfit", sagt Schröder. Gerade in der heißen Abstiegskampfphase waren Brosinskis Stärken gefragt. "Bei ihm stimmt das Gesamtpaket. Er ist ein deutscher Spieler, der immer integrierend war, selbst wenn er nicht auf dem Platz stand. Er verfügt über immense Erfahrung, ist topfit und auf dem Platz immer wieder bereit, sich für Mainz 05 zu zerreißen."
Stefan Bell ist bekanntlich ein Eigengewächs aus dem 05-NLZ, der seit 2007 am Bruchweg zunächst die U17 und U19 durchlief, mit der A-Jugend Deutscher Meister wurde und abgesehen von einer anderthalbjährigen Ausleihe fester Bestandteil des 05-Profikaders war. Der Innenverteidiger, der seit acht Monaten wegen einer schweren Knieverletzung kein Pflichtspiel mehr bestritten hat, will in der neuen Saison noch einmal angreifen. Er habe sich nach der langen Zeit und einer Saison ohne Bundesliga-Einsatz nicht durch die Hintertür verabschieden wollen, erklärte Bell bei seiner Vertragsunterzeichnung.
Neu Rolle als Stabilisator
"Kompliment an Stefan, der starke Einbußen am Gehalt akzeptiert hat. Er wollte unbedingt hier weiter machen und seine Chance noch mal suchen", so Schröder. Allerdings erwartet der Sportvorstand vom ehemaligen Kapitän und langjährigen Stammspieler, dass sich Bell künftig auch mehr als bisher um das Zusammengehörigkeitsgefühl innerhalb der Mannschaft kümmert. "Er hat da eine wichtige Rolle, jetzt, wo Niko Bungert nicht mehr dabei ist." Die Irritationen, die der Abwehrspieler im Klub ausgelöst hatte, als er in einem SWR-Podcast fehlende Strukturen im Team und mangelnde Identifikationsbereitschaft bemängelte, dies aber intern nicht angesprochen hatte, sind in den Gesprächen mit dem Sportvorstand nun ausgeräumt.
"Ich habe ihm klargemacht, dass er Dinge, die er einfordert, auch selbst überprüfen und einbringen muss. Stefan hat sich sehr einsichtig gezeigt. Wir erwarten einiges von ihm und hoffen, dass wir mit ihm nun einen Stabilisator haben, der den Verein in- und auswendig kennt", erklärt Schröder.
Unabhängig davon muss der Abwehrspieler in der bald beginnenden Saisonvorbereitung zeigen, dass er nach der langen Pause in der Lage ist, den Konkurrenzkampf aufzunehmen. Aktuell ist Bell, der in vier Wochen seinen 29. Geburtstag feiert, die Nummer fünf unter den Innenverteidigern, muss sich hinter Moussa Niakhaté, Jeremiah St. Juste, Alexander Hack sowie Neuzugang Lavalée anstellen. "Stefan kann immer noch eine wichtige Rolle einnehme", betont Schröder.