Profis 08.10.2021 - 15:00 Uhr
"Ein wichtiges Zeichen"
Am Samstag steigt in Koblenz das Benefizspiel für die Opfer der Flutkatastrophe gegen den 1. FC Kaiserslautern / FSV-Innenverteidiger Stefan Bell bekommt die Probleme der Amateurvereine aus der Region an der Ahr hautnah mit
Einprägsame Partien zwischen den beiden größten rheinland-pfälzischen Fußballklubs hat es aus sportlicher Sicht in der Vergangenheit schon viele gegeben. Das als Benefizspiel deklarierte Derby zwischen Mainz 05 und dem 1. FC Kaiserslautern am Samstag (14 Uhr, Tickets im Online-Ticketshop) im Koblenzer Stadion Oberwerth, dessen Spendenerlöse den durch die Flutkatastrophe massiv geschädigten und in ihrer Existenz bedrohten Sportvereinen aus dem Katastrophengebiet zugutekommt, ist aber "im Gesamtpaket ein besonderes Spiel", betonte Stefan Bell im Rahmen einer Medienrunde den ernsten Hintergrund der Partie. Der FSV-Innenverteidiger, der gerade sein 200. Bundesligaspiel für die 05ER absolviert hat, erinnert sich außerdem an das letzte Aufeinandertreffen mit dem FCK und berichtet von den Problemen der Amateurvereine in den betroffenen Gebieten im Ahrtal
Spenden für die Betroffenen der Flutkatastrophe
- Gespendet werden kann hier oder über die Spendenhotline des SWR, der das Spiel live überträgt, rund um die Partie unter der Nummer: 0180 22 8 22
- Die Hotline ist am Samstag von 13.25-16.30 Uhr durchgängig mit 150 Telefonagenten besetzt
- Von 12-18 Uhr wird zusätzlich eine Box geschaltet, auf der Anrufer, die früher oder später anrufen sowie falls doch mehr Anrufe als erwartet eingehen, eine Nachricht hinterlassen können. Sie Personen werden anschließend zurückgerufen
Folgen der Flutkatastrophe hautnah miterlebt
Im August 2019 fand auf dem Betzenberg das letzte Aufeinandertreffen beider Vereine statt. In der ersten Runde des DFB-Pokals schieden die 05ER gegen den Drittligisten aus, Bell verletzte sich damals schwer und musste über ein Jahr warten, bis er wieder auf dem Platz stehen konnte. "Klar, kommen da auch Erinnerungen hoch", gibt Bell zu, der diese aber nicht als schmerzhaft bezeichnet: "Es war eine Verletzung und vor allem ein bitteres Ausscheiden."
Viel wichtiger ist dem FSV-Innenverteidiger der Grundgedanke des Spiels am Samstag in Koblenz, in dem die verbindende Kraft des Fußballs im Vordergrund steht, um einerseits ein Zeichen der Gemeinsamkeit zu setzen und vor allem Spendengelder zu generieren. Ersten Erhebungen zufolge belaufen sich die Schäden an Sportanlagen, zuvor Mittelpunkt der Freizeitgestaltung und Ort der Gemeinschaft von Kindern, Jugendlichen wie auch erwachsenen Hobbysportlern auf mindestens 25 Millionen Euro. Bell, der in Wehr am Rande der Katastrophenregion aufgewachsen ist, bekommt die Folgen der Flutkatastrophe hautnah mit. Einerseits, weil er die Situation in der Heimat seiner Familie gut kennt, andererseits hat der 30-Jährige als Vorsitzender seines Heimatvereins FV Vilja Wehr aus dem Landkreis Ahrweiler indirekte Folgen bereits gespürt. "Ich bin gut informiert, was dort abgelaufen ist, auch darüber, wie die Hilfsmaßnahmen angelaufen sind. Jeder kennt dort jemanden, der unmittelbar von der Flutkatastrophe betroffen ist. Die Geschichten aus der Unglücksnacht sind schon extrem."
Folgen für die Amateur-Klubs
Für die Vereine aus dem Ahrtal, deren Sportanlagen meist direkt an der Ahr beheimatet sind, hatte die Kraft der Flut vernichtende Folgen. Sportplätze und Vereinsheime wurden komplett überschwemmt und sind nun nicht mehr nutzbar. Dazu kommen indirekte Folgen für die Klubs aus der Umgebung, so wie für Bells Heimatverein. "Das hat ganz praktische Konsequenzen. Viele unserer Spieler gehen in Ahrweiler zur Schule, dort hat aber nur noch eine geöffnet, die im Schichtbetrieb die Klassen der anderen Schulen aufnimmt. In der D-Jugend hat dann eine Hälfte vormittags, die andere nachmittags Unterricht und man jongliert mit den Trainingszeiten. Das sind die alltäglichen, ganz banalen Probleme", schildert Bell, der die Wichtigkeit des Fußballs betont, der den Kindern Struktur und Ablenkung bieten könne.
Bell begrüßt es deshalb sehr, dass sein FSV und der FCK ihre Reichweite dafür nutzen, um die Aufmerksamkeit für das Thema zu erhöhen. Es scheitere nicht an privaten Helfern, die vor Ort immer noch beim Wiederaufbau unterstützten, wichtig sei vor allem unbürokratische, finanzielle Hilfe. "Das Benefizspiel ist eine wichtige Aktion, um zu sehen, dass nicht nur Häuser zerstört wurden, sondern auch Dorfgemeinschaften, Vereine, ein bisschen das, was die Gemeinschaft zusammenhält. Deshalb ist es der richtige Weg, diese Vereine zu unterstützen", so Bell. "Das wird nicht alle Probleme lösen, aber es ist ein wichtiges Zeichen."
Besondere Gäste
05-Partner Bohr Omnibusse stellt Reisebusse zur Verfügung, mit denen Sportlerinnen und Sportler sowie Vereinsvertreter aus der Katastrophenregion kostenlos zum Benefizspiel gefahren werden. Diese besonderen Gäste kommen vom den Vereinen SV Eintracht Schuld, SV Insul, SV Hönningen, ABK Ahrbrück, Spfr. Monreal-Reudelsterz, SV Kürrenberg, SV Alzheim und SC Dümpelfeld.