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Profis 01.06.2017 - 17:30 Uhr

Bereit für "den nächsten Schritt"

Sandro Schwarz tritt sein neues Amt als 05-Trainer voller "Dankbarkeit" an & möchte die Anhänger begeistern

Emotional & ehrgeizig: Sandro Schwarz an der Seitenlinie.

Einen kurzen Blick in die Vergangenheit zu richten sollte dann doch gestattet sein im Rahmen der offiziellen Vorstellung des neuen 05-Trainers. Natürlich, so Sandro Schwarz, hätten ihn Trainer wie Wolfgang Frank, Jürgen Klopp oder auch Thomas Tuchel geprägt auf seinem Weg. Auf die unterschiedlichste Art und Weise. Für seine eigene Karriere habe er dabei viel mitgenommen aus den Beobachtungen früherer Tage, als Spieler unter Frank mit dessen besonderem Führungsstil, als Mitspieler von Jürgen Klopp, den er auch als Trainer kennenlernen durfte. Bei Tuchel schließlich absolvierte Schwarz als 05-U19-Trainer ein Praktikum. Dennoch, Schwarz ist in den vergangenen Jahren seinen eigenen Weg gegangen als Trainer, übernahm zunächst das Amt als Teamchef beim SV Wehen Wiesbaden, ausgerechnet als Nachfolger von ebendiesem Wolfgang Frank, führte den FC Eschborn aus der Oberliga in die Regionalliga und kehrte 2013, bereits mit reichlich externer Erfahrung ausgestattet und als Inhaber der DFB-Fußballehrer-Lizenz zurück in die Heimat an den Bruchweg. Dort, wo einst seine Profi-Karriere in der 2. Bundesliga nach der fußballerischen Ausbildung im Jugendbereich der 05er begann, setzt sich der Weg des 38-Jährigen Schwarz nun fort.

Wieder einmal hat der 1. FSV Mainz 05 eine interne Trainerlösung präsentiert, einen Mann mit dem viel zitiertem Stallgeruch. Von dieser Historie - der Mainzer Fußballtradition, die Fußballehrer wie Klopp, Tuchel oder zuletzt Martin Schmidt aus den eigenen Reihen zu Bundesliga-Trainern reifen ließ - leiten lassen hat sich Sportdirektor Rouven Schröder dabei nicht. Vielmehr bezog er externe Quellen und Meinungen mit ein, um das Bild, welches er von seinem Kandidaten auf die Schmidt-Nachfolge hatte, zu verfestigen und am Mittwochnachmittag aus tiefster Überzeugung sagen zu können: "Unser Team steht. Volle Kraft voraus", formulierte es Schröder nach der ersten Trainerverpflichtung seiner Amtszeit. "Wir sind sehr froh, dass wir Sandro für unseren Weg gewinnen konnten. Wir brauchen diesen Impuls, wir brauchen die taktische Finesse, über die er verfügt. Er ist genau der richtige Trainer für unsere Mannschaft und unseren Verein", unterstrich der 05-Sportdirektor, dass der Verpflichtung eine detaillierte Analyse sowie in letzter Konsequenz eine wohlüberlegte Entscheidung zugrunde liege.

"Dankbarkeit" & "maximale Konsequenz"

Die Verpflichtung von Schwarz bis zum Sommer 2020 ist der Lohn der vom Trainer geleisteten Arbeit im Nachwuchsbereich, in dem er trotz des Abstiegs seiner Mannschaft aus der dritten Liga unverkennbare Verdienste hat. Mit einer variablen wie auch reifen Spielanlage beeindruckte seine junge Mannschaft Woche für Woche die Gegner, legte in der Rückrunde der abgelaufenen Saison auch die zuvor häufig fehlende Effizienz im Torabschluss ab – einzig der Endspurt mit 13 Zählern aus den letzten fünf Saisonspielen kam zu spät, um den Sprung ans rettende Ufer zu vollziehen. Unter dem Strich wussten Schwarz und die U23 der Mainzer in einer ausgeglichenen Liga trotz des am Ende bitteren Gangs in die Regionalliga zu überzeugen, teilweise gar zu beeindrucken.

"Den nächsten Schritt", wie der neue Cheftrainer der Profis selbst sagte, darf er nun am Bruchweg bzw. ab der neuen Bundesliga-Saison in der OPEL ARENA gehen. "Dankbarkeit" empfinde er gegenüber dem Klub für die sich nun bietende Chance. "Ich bin hier geboren. Ich habe hier selbst lange Jahre und in der Jugend gespielt. Hier jetzt zum allerersten Mal als Cheftrainer und als Bundesligatrainer zu sprechen, ist sehr emotional. Aus dieser Emotionalität heraus ergibt sich für mich eine grundsätzliche Einstellung dazu, wie ich diesen Job sehe. Wie wir hier miteinander umgehen und dass wir komplett alles, was wir hier tun, für die Menschen in dieser Stadt und dieser Region anpacken. Ich fühle darüber hinaus die Verpflichtung, Menschen glücklich zu machen, mit der Art und Weise wie wir Fußball spielen, sie mitzunehmen, sie zu begeistern. Das ist mein Anspruch, den ich an meine Person, an das Trainerteam, an das Funktionsteam und die Spieler stelle. Heute ist der erste Tag, an dem ich das komplett  leben möchte, die Dinge mit der maximalen Konsequenz dieser Gemeinschaft vorzuleben, diese emotionale Bindung, die uns hier alle prägt", sagte Schwarz während seiner ersten Pressekonferenz als 05-Profi-Trainer.

Emotionen wünscht sich Schwarz auch auf dem Rasen, zudem eine klare Strategie. Ein aggressives wie gleichfalls spielfreudiges und mit taktischen Facetten variabel ausgestattetes Team möchte er sehen. Es gehe letztendlich darum, für Mainz 05 einen fußballerischen „Wiederkennungswert“ zu schaffen, betonte der Trainer. Darum, die Leute mit einer mutigen Spielweise für den Besuch der Spiele und bedingungslose Unterstützung während der 90 Minuten Bundesliga-Fußball zu begeistern. Bundesliga-Fußball, der den 05ern unter Wolfgang Frank aufgrund eines denkwürdigen 4:5 beim VfL Wolfsburg 1997 noch versagt geblieben war. Ein Traum, den Jürgen Klopp, gemeinsam mit dem Spieler Sandro Schwarz, im Jahr 2004 erstmals wahr werden ließ. Ein Traum, den Schwarz nun zum ersten Mal selbst als Trainer leben darf und die 05er in der Saison 2017/2018 in das neunte Jahr im Oberhaus in Folge führen darf. Anno 2017 eine Realität, von der wohl keiner der genannten Protagonisten während ihres gemeinsamen Wirkens am Bruchweg Ende der 90er Jahre zu träumen gewagt hätte. Schwarz, so hat Sportdirektor Schröder betont, verkörpere Mainz 05. Eine Aussage, die eben zum einen aufgrund seiner Vergangenheit zutrifft, aber aufgrund der fachlichen Kompetenz und des modernen fußballerischen Ansatzes in allererster Linie ein Faustpfand für die Zukunft sein soll. Eine Zukunft, in der der erfolgreiche Weg der 05er aus den vergangenen Jahren bestätigt und der wahr gewordene Traum von der Bundesliga weitergelebt werden soll.