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Profis 29.11.2017 - 12:30 Uhr

Berggreen: "Es gibt keine Ausreden"

Erstes Spiel, erstes Tor: Emil Berggreen im Interview vier Tage nach seinem Bundesliga-Debüt.

Bei der 1:2-Hinspielniederlage feierte Emil Berggreen sein Bundesliga-Debüt. ©rscp

Ballannahme, schnelle Drehung um die eigene Achse, Anschlusstor! In der Nachspielzeit des Auswärtsspiels beim SC Freiburg (1:2) traf Bundesliga-Debütant Emil Berggreen 22 Monate nach seinem Wechsel von Eintracht Braunschweig an den Bruchweg im Januar 2016 erstmals in seiner Karriere im Fußball-Oberhaus. Wegen seines Torriechers (zehn Tor in 26 Zweitliga-Spielen) hatten die 05er ihn einst verpflichtet, aber aufgrund diverser Verletzungen lange auf die Dienste des 24-jährigen Dänen verzichten müssen. Mit dem Kurzeinsatz in der Schlussphase im Breisgau hat sich Berggreen nun eigentlich nicht zurück-, sondern vielmehr angemeldet beim FSV und brennt auf seinen ersten Einsatz vor heimischem Publikum in der OPEL ARENA. Schließlich möchte er dem Verein etwas zurückgeben, wie er sagt. Im Interview mit www.mainz05.de spricht der Stürmer über seine Leidenszeit, sein Comeback und sein erstes Bundesliga-Tor.

In Freiburg hast du dein Pflichtspieldebüt im 05-Trikot gefeiert. Was bedeutet es dir mit ein paar Tagen Abstand?

Berggreen: Ich bin super glücklich, denn es war ein sehr wichtiger Schritt für mich, mein Bundesliga-Debüt zu feiern. Bei meiner Einwechslung habe ich mir darüber zunächst gar keine Gedanken gemacht, weil ich mein ganzes Leben lang Fußball gespielt habe und es für mich erst einmal nur darum ging, der Mannschaft zu helfen. Danach habe ich natürlich gedacht: ‚Das war heute wirklich ein großer Tag für mich‘. Ich bin dankbar.

Du hast in deinem ersten Bundesliga-Spiel gleich getroffen. Konntest du den Moment trotz der Niederlage genießen?

Berggreen: Es war ein seltsames Gefühl. Vom ersten Tor im ersten Spiel träumt man natürlich. Aber mein erster Gedanke war, dass wir vielleicht noch einen langen Ball in den Strafraum bringen können in der verbleibenden Zeit. Insofern war an ein Jubeln gar nicht zu denken. Wir hätten gern noch einen Punkt mitgenommen. Dass der Tag dennoch immer in meiner persönlichen Erinnerung bleiben wird, ist ganz klar. Alle haben sich für mich gefreut, trotz der Niederlage. Alle, inklusive Trainer, haben mich zu meinem Comeback beglückwünscht. Das hat mir sehr viel bedeutet. Letztendlich habe ich nach langer Zeit mal wieder einen Einsatz vor einer solchen Kulisse erleben dürfen und die ganze Atmosphäre mit der Anreise und der Hotelübernachtung aufgesogen. Das fehlt dir als Fußballer am meisten und macht Lust auf mehr.

Wie schwer war die Zeit seit deinem Wechsel nach Mainz? Gab es Selbstzweifel aufgrund der zahlreichen Rückschläge?

Berggreen: Aufgeben ist nie eine Option. Ich wollte unbedingt mein altes Niveau erreichen, stärker zurückkommen. Und ich hatte hier ein tolles Team um mich herum, dass mich beim Aufbautraining unterstützt und mir in schweren Phasen Mut gemacht hat. Die Physiotherapeuten und Rehatrainer Axel Busenkell waren beispielsweise sehr wichtig. Zudem haben auch meine Familie und der gesamte Verein mich wunderbar unterstützt. Es ist nicht einfach, nach einem Vereinswechsel anderthalb Jahre verletzt zu sein. Aber obwohl es so lange gedauert hat, durfte ich mir des Vertrauens aller Seiten immer sicher sein. Das möchte ich jetzt unbedingt zurückzahlen, denn das Spiel in Freiburg war nur der Anfang. Ich möchte Fußball spielen und Tore schießen, das ist mein Job. Letztendlich muss man auch sagen, dass es genügend Spieler gibt, die viel schwerere Knieverletzungen überstanden haben und auf den Platz zurückgekehrt sind. Ich denke zuallererst an Elkin Soto.

…den du in deinen ersten Monaten am Bruchweg noch kennenlernen durftest.

Berggreen: Genau. Elkin war in vielerlei Hinsicht ein Vorbild, ist eine Vereinslegende und ein toller Mensch. Sein Beispiel hat auch mir Mut gemacht, schließlich war seine Verletzung damals deutlich schlimmer und er zudem schon ein paar Jahre älter. Dennoch hat er alles für sein letztes Spiel in der OPEL ARENA gegeben. Den Moment, als er im Spiel gegen Berlin noch einmal eingewechselt wurde, werde ich nie vergessen. Es war eine ganz besondere Wertschätzung, die er zurecht erfahren hat. Damals wurde mir klar, was für fantastische Fans wir bei Mainz 05 haben.

Zurück zu dir: Hat man während so einer Verletzungspause vielleicht sogar Zeit, an Defiziten zu arbeiten?

Berggreen: Mein erstes Ziel war es ganz einfach, ausschließen zu können, dass Menschen sagen, ich sei nicht mehr derselbe Spieler wie zuvor. Ich wollte vor allem im physischen Bereich auf meinem alten Niveau zurückkommen und ohne Einschränkungen zurück auf den Platz kehren. Ich bin wirklich ‚all-in‘ gegangen. Es war schließlich eine richtungsweisende Zeit in meiner Karriere. Deshalb habe ich im Sommer auch ein individuelles Trainingslager in den USA absolviert, wo wir uns auf meinen Antritt, auf meine gesamte Physis und beispielweise auch auf schnelle Drehungen konzentriert haben. Das hat sich zumindest schon beim Tor am Wochenende ausgezahlt (lacht). Ich habe davon definitiv profitiert und habe das Gefühl, dass die Einheiten dort mich ein Stück weit explosiver gemacht haben. Das ist auch ein Schlüssel nach einer so langen Knieverletzung.

Wie würdest du dich als Spielertyp beschreiben?

Berggreen: Ich würde sagen, dass meine Zweikampf- und Abschlussstärke mich am besten charakterisieren. Das Tor gegen Freiburg habe ich so nicht zum ersten Mal erzielt. Ich bin gelernter Stürmer und versuche immer, schnell den Abschluss zu suchen.

Was für einen Eindruck hast du von Sandro Schwarz und seinem Trainerteam?

Berggreen: Was mir als erstes aufgefallen ist, war das Niveau des Trainings. Damit meine ich sowohl die Inhalte wie auch die Intensität. Es ist eine hervorragende Mischung aus verschiedenen Übungsformen. Mit der letzten Saison kann ich es nicht vergleichen, aber die Arbeit auf dem Trainingsplatz macht täglich viel Spaß. Die Basis legen wir dort Woche für Woche und entwickeln uns stetig weiter. Ich denke, dass wir uns in den kommenden Wochen alle wünschen, unser großes Potenzial noch konstanter und über noch mehr Spielzeit abzurufen und uns keine Schwächeperioden zu erlauben.

Wie sehen bei dir persönlich die nächsten Ziele aus?

Berggreen: Wie gesagt, möchte ich dem Verein etwas zurückgeben. Ich bin jetzt fit und es gibt keine Ausreden. Dennoch entscheidet erst einmal das Trainerteam, wann und wie lange ich eingesetzt werde. Wichtig bin aber nicht ich. Das Spiel gegen Augsburg am Samstagnachmittag zählt und wir wollen einen Heimsieg einfahren. Ob ich dabei auf oder neben dem Platz mitfiebere, ist nicht entscheidend. Klar ist aber auch, dass ich mich schon jetzt sehr auf meinen ersten Einsatz in der OPEL ARENA vor unseren Fans freue, denn die Atmosphäre habe ich bislang nur als Zuschauer genießen können.