Spielbericht 05.11.2021 - 00:00 Uhr
Widmer sorgt für hochverdientes Remis gegen Gladbach
Mit seinem ersten Bundesliga-Treffer hat Silvan Widmer dem 1. FSV Mainz 05 am Freitagabend in Durchgang zwei ein hochverdientes 1:1 (0:1)-Unentschieden gegen Borussia Mönchengladbach gesichert. Der Schweizer Nationalspieler krönte damit einen furiosen Mainzer Sturmlauf nach der Pause, der mehr verdient gehabt hätte, als diesen einen Zähler. Die schon vor der Pause unauffälligen Fohlen hatten bei ihrer Führung von einem Fehler Robin Zentners profitiert, der einen Schuss von Ramin Bensebaini zentral abgewehrt hatte, so dass Florian Neuhaus nur noch einschieben musste. Trotz des letztlich verpassten Heimsiegs hatten die nie aufsteckenden 05-Profis sich den Applaus der 25.000 Zuschauer nach dem Schlusspfiff redlich verdient.
Bo Svensson hatte gegenüber dem 2:1-Erfolg bei Arminia Bielefeld nur eine Veränderung vorgenommen und Kapitän Moussa Niakhaté für David Nemeth in die Startelf beordert. So schickte der Cheftrainer des FSV ein mit reichlich Selbstvertrauen ausgestattetes Team ins Duell mit den Fohlen.
Der Torschütze sagte im Anschluss bei DAZN: "Ich habe den Ball ein bisschen glücklich bekommen, aber einen guten ersten Kontakt gehabt. Ich wollte ihn eigentlich genauso machen, war aber selbst etwas überrascht, dass es genauso geklappt hat. Gefühlt sind das zwei Punkte, sag ich mal. Wir haben in den letzten Wochen gezeigt, was wir können. Der Punkt ist verdient, wir nehmen ihn natürlich mit. Es war eine gute Leistung gegen einen guten Gegner", so Widmer.
05ER dominant, aber ohne Fortune
Und der FSV nahm den Schwung der vergangenen Woche mit in die Partie, ließ defensiv nichts anbrennen und verzeichnete nach zehn Minuten die erste Gelegenheit. Aarón hatte von links geflankt und Jonny Burkardt gefunden, dessen Kopfball aus dem Zentrum das Gehäuse nur knapp verfehlte. Die 05ER waren drin in dieser Partie, störten den Spielaufbau der Gäste früh und zeigten vor 25.000 Fans in der MEWA ARENA, dass sie den Anspruch hatten, diesem Heimspiel ihren Stempel aufzudrücken. Und das taten sie: Fünf Minuten später nahm Widmer auf dem rechten Flügel Fahrt auf und bediente Burkardt, der das Auge für Sturmpartner Onisiwo haben sollte, den allerdings Nico Elvedi sechs Meter vor dem Tor im letzten Moment am Abschluss hinderte (15. Spielminute). Während der Borussia nicht viel einfiel, machten die Rheinhessen weiter Druck und hätten sich die Führung spätestens sieben Minuten später bei einer Doppelchance verdient: Zunächst klärte Gladbach-Kapitän Yann Sommer einen abgefälschten Aarón-Freistoß zur Ecke. Und nach dem darauffolgenden Eckstoß des Spaniers kam erneut Burkardt per Kopf zum Abschluss, der nur Zentimeter am zweiten Pfosten vorbeistreichen sollte (23.). Erwähnenswert auf Seiten der Gäste waren nach einer halben Stunde in erster Linie die beiden verletzungsbedingten Wechsel. So hatten Neuhaus und Marcus Thuram binnen weniger Minuten Elvedi und den bis hierhin wirkungslosen Breel Embolo ersetzt.
Die Gäste, die hier bis ins Schlussdrittel des ersten Durchgangs überhaupt nicht ins Spiel gefunden hatten, profitierten dann bei ihrer ersten Halbchance - die Mainzer hatten sich von den Verletzungsunterbrechungen etwas aus dem Tritt bringen lassen - von der ebenfalls ersten Nachlässigkeit der Gastgeber. Zunächst hatte Rami Bensebaini in der Mainzer Hälfte zu viel Platz um abzuschließen, Robin Zentner klärte den Ball genau vor die Füße von Neuhaus, der aus acht Metern zur äußerst schmeichelhaften Gäste-Führung abstaubte (38.). Die 05ER blieben dran, doch auch die nächste Chance gehörte den Gladbachern, als Bensebaini einen Kopfball in Minute 42 nach Flanke von Luca Netz nur knapp neben das Tor setzte. Auf der gegenüberliegenden Seite prüfte wenig später Onisiwo Sommer, der den Gewaltschuss des Österreichers mit beiden Fäusten abwehren konnte (44.). Wenig später war Pause in der MEWA ARENA.
Mainzer rennen an, Sommer in Topform
Auch nach Wiederbeginn erwischten die 05ER den besseren Start und hätten nach nicht einmal 60 Sekunden ausgleichen können: Burkardt hatte auf Jae-sung Lee abgelegt, dessen Kracher aus 18 Metern Sommer aus dem Winkel fischte (46.). Nach der folgenden Ecke kam Onisiwo zum Abschluss, setzte das Leder aber in Rücklage über den Querbalken (47.). Und die Gastgeber blieben am Drücker. Vier Minuten später flankte Onisiwo flach in den Strafraum, doch Burkardt verpasste am zweiten Pfosten knapp (51.). Die ambitionierten Gäste verwalteten die glückliche Führung auch in der Folge und hatten nach einer knappen Stunde erneut Glück, dass Matthias Ginter zunächte vor Burkardt klären konnte und Alexander Hacks Kopfball nach einer Aarón-Ecke nur auf dem Tornetz landete (60.). Das 1:1 lag längst in der Luft, wollte aber auch nicht fallen, als Burkardt nach feiner Einzelleistung aus gut 20 Metern abzog, seinen Schuss aber etwas zu hoch ansetzte - Sommer hätte wohl Probleme gehabt (62.). Dieser zweite Durchgang entwickelte sich in dieser Phase zu einem wahren Sturmlauf des FSV, der jedoch weiter unbelohnt bleiben sollte, weil Sommer zunächst erneut glänzend gegen Lee parierte (64.) und Sekunden später auch bei einem Schuss von Burkardt die Fingerspitzen ans Leder bekam (65.). Bis zum ersten ernstzunehmenden Gladbacher Abschluss nach dem Seitenwechsel dauerte es weitere zwei Minuten, als Zentner gegen Thuram zur Stelle war (67.).
Der Moment der Erlösung
Joker Stach sofort hellwach
Den ersten Wechsel nahm Svensson wenig später vor, als er Anton Stach für Lee ins Spiel brachte (70.), während sich die Gäste weiter an einem mittlerweile mehr als glücklichen 1:0 festhielten. Der neue Mann läutete die Schlussoffensive kurz darauf mit einem Schuss aus 25 Metern ein, bei dem Sommer aber keine Mühe haben sollte (74.). Doch Stach blieb am Ball und leitete zwei Minuten später den hochverdienten Ausgleich ein. Nach einem Doppelpass mit Widmer brachte der Sommerneuzugang den Ball flach und scharf vors Tor, das Leder landete erneut beim Schweizer Außenverteidiger, dessen Schlenzer mit seinem schwächeren linken Fuß mit Hilfe des Innenpfostens traumhaft einschlug - 1:1 (76.). Kurz darauf war Schluss für Burkardt, den Ádám Szalai ersetzte. Am Spielverlauf hatte sich auch nach dem Mainzer Tor wenig geändert. Der FSV war weiter das spielbestimmende Team, ohne sich aber zunächst weitere zwingende Gelegenheiten zu erspielen. Gleiches galt allerdings, wie schon im gesamten zweiten Durchgang, für die Borussia. Die letzte Chance bot sich schließlich in der Nachspielzeit Joker Leandro Barreiro, dessen Schuss der starke Sommer parierte.
Zwar hatte der FSV drei mögliche Punkte schlussendlich verpasst, dank eines überzeugenden Auftritts vor ausverkauftem Haus unter Flutlicht aber ein weiteres Zeichen gesetzt. Mit 17 Zählern aus elf Partien gehen die Mainzer nun in die dritte Länderspielpause der Saison und empfangen anschließend - erneut in der MEWA ARENA - den 1. FC Köln (21. November, 17.30 Uhr). Der freie Vorverkauf läuft bereits.