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Profis 28.04.2021 - 17:30 Uhr

Weder satt noch in Aufbruchsstimmung

Lob, so Bo Svensson, könne er bestens einordnen - "Ich sehe in erster Linie, von wo wir kommen, wo wir heute sind und wo wir in Zukunft am liebsten hinwollen aus meiner Sicht"

Für den Moment zufrieden, mit Blick auf die Zukunft ehrgeizig: Cheftrainer Bo Svensson hat "eine Menge vor" mit dem FSV.

Mit reichlich (medialen) Lobeshymnen wurden die 05ER und allen voran der Cheftrainer in den vergangenen Tagen bedacht. Der Sieg über Rekordmeister Bayern München hatte erneut aufhorchen lassen und gleichzeitig einen weiteren wichtigen Schritt in Richtung des angestrebten Klassenerhalts bedeutet. Mit den zahlreichen Artikeln und Kommentaren, die seine Leistung wie auch die des Teams würdigen, könne er bestens umgehen, antwortete Bo Svensson am Mittwochnachmittag im Rahmen einer Medienrunde auf Nachfrage eines Journalisten. "Ich kann das gut einordnen. Ich kenne die Branche und die Mechanismen, sehe aber in erster Linie, von wo wir kommen, wo wir heute sind und wo wir in Zukunft am liebsten hinwollen aus meiner Sicht", so der Däne. Dies sei sein alleiniger Fokus. 

Im Anschluss an den Erfolg vom Samstagnachmittag gewährte das Trainerteam seinen Profis zunächst zwei wohlverdiente freie Tage, bevor es am Dienstag zurück auf den Trainingsplatz ging. "Eine Einheit zum Reinkommen", berichtete Svensson. "Heute haben wir wieder richtig Gas gegeben mit Blick auf das Spiel gegen Hertha." Der Gegner, der am Montagabend (18 Uhr) in der OPEL ARENA vorstellig wird, kann von vergleichbaren Rahmenbedingungen derzeit nur träumen und weilt noch bis Donnerstag geschlossen in der verhängten Team-Quarantäne. "Es ist sicher kein Vorteil für Hertha, kann aber andere Kräfte freisetzen. Sie werden mit einer großen Portion Wucht rauskommen und Bock auf das Spiel haben." Man werde sich auf die bestmögliche Hertha-Mannschaft einstellen, die über viel Qualität verfüge. "So werden wir das Spiel angehen", stellte der 41-Jährige klar, dass man die Partie keinesfalls auf die leichte Schulter nehmen werde.

Zumal es längst Beispiele gibt, die darauf hindeuten, dass eine zweiwöchige Trainings- und spielpause nicht unmittelbar zum Vorteil für den Gegner werden muss, hatten sich doch in Liga zwei zuletzt der SV Sandhausen oder Holstein Kiel erfolgreich aus der Quarantäne zurückgemeldet. Ohnehin, betonte der 05-Trainer, deute aus seiner Sicht nichts darauf hin, dass seine Profis sich von den Umständen beeinflussen lassen würden. "Ich sehe Typen in meiner Mannschaft, die die Lage gut einschätzen können und habe überhaupt nicht das Gefühl, dass wir satt sind."

Quelle: https://twitter.com/1FSVMainz05

Bayern-Plan voll aufgegangen

Ähnlich wie zuletzt gegen die Münchner werde es vielmehr erneut darum gehen, "unsere Leistungsgrenze zu erreichen". Gegen den Rekordmeister sei seine Mannschaft seinem Idealbild sehr nahe gekommen, ließ Svensson verlauten. "Wir haben gewusst, dass wir hinten raus gut verteidigen müssen, das war auch der Fall", erläuterte der Ex-Profi die Überlegungen im Vorfeld. "Wenn man Bayern ärgern möchte, muss man es machen, wenn man die Kraft dafür hat, weil es oft lange Wege sind bis zum Tor und man hart gegen den Ball arbeiten muss. Wir haben das Spielfeld verengt, Balleroberungen gehabt, mutig gespielt und auch vorne die Räume verdichtet. Alle diese Komponenten sind aufgegangen", so die nun abgeschlossene Analyse des Trainers vier Tage nach der Partie. Von nun an jedoch gilt der Fokus  ausschließlich der Hertha sowie der nächsten Chance, das Punktekonto weiter aufzufüllen. 

Und natürlich weiter für gute Stimmung unter den Fans der 05ER zu sorgen, die im Stadion nach wie vor schmerzlich vermisst werden. Ob er im Privatleben, beispielsweise im Supermarkt, Schulterklopfer erhalte? "Da die Begegnungen im Stadion nicht stattfinden können, ist die 'wirkliche' Welt derzeit die einzige Möglichkeit", erklärte Svensson. Natürlich höre man da den einen oder anderen positiven Kommentar, über den er sich freue, wenngleich es nicht dasselbe sei wie vor Ort in der Mainzer Heimspielstätte: "Viel mehr würde ich mich freuen, wenn wir uns alle wieder im Stadion sehen könnten."

In einem Stadion, in dem der seit Januar amtierende Chefcoach noch viel vor hat, wie er erneut betonte. Am Dienstag waren zwischenzeitlich Gerüchte aufgekommen, der Mainzer könnte Interesse bei Ligakonkurrent Leipzig geweckt haben. Seine Replik in diesem Zusammenhang hätte kaum deutlicher ausfallen können: "Das wäre ein bisschen wild, wenn RB als ein Verein, der um die Deutsche Meisterschaft mitspielen möchte, einem Trainer die Chance geben würde, der erst 16 Bundesliga-Spiele als Coach absolviert hat. Das nehme ich gelassen, denn ich weiß ja auch, wie sie bei RB denken", erwiderte der 05-Trainer, schob aber viel entscheidendere Sätze hinterher. "Ich habe vor wenigen Monaten hier in der Arena gesessen und gesagt, dass meine Hauptaufgabe nicht der Klassenerhalt ist oder das nächste Spiel zu gewinnen, sondern hier langfristig etwas aufzubauen. Da wäre es komisch, wenn ich jetzt nach vier Monaten sagen würde: 'Jetzt hat sich alles auf den Kopf gestellt.' Wer mich kennt, der weiß, wie ich ticke und dass ich dazu stehe. Schließlich habe ich ja auch einen längerfristigen Vertrag unterschrieben", so der nicht ansatzweise Aufbruchsstimmung verspürende und am Bruchweg mit einem bis 2024 laufenden Arbeitspapier ausgestattete Svensson. "Ich sehe meine Zukunft in Mainz, freue mich sehr und wir haben eine Menge vor." Keine weiteren Fragen.