Profis 03.09.2018 - 14:00 Uhr
Bungert: "Eine andere, neue Basis"
05-Innenverteidiger gab in Nürnberg sein Bundesliga-Comeback nach langer Abstinenz - Schröder: "Ein vorbildlicher Kapitän"
15 Monate und zwölf Tage musste Niko Bungert auf diesen Moment warten. Am 20. Mai 2017 hatte der Kapitän des 1. FSV Mainz 05 bei der 0:2-Niederlage in Köln sein letztes Bundesligaspiel bestritten. In der vergangenen Runde zwangen den 31-Jährigen anhaltende Verletzungsprobleme komplett in die Rolle des Zuschauers. An diesem zweiten Spieltag feierte Bungert nun sein Comeback, bestritt die zweite Halbzeit im Spiel beim 1. FC Nürnberg und half in seinem 160. Bundesliga-Einsatz dem Team, mit dem 1:1 wenigstens einen Punkt zu mitzunehmen aus Franken. "Niko hat sich reingeworfen. So, wie es sein muss", sagte Rouven Schröder nachher. "Ein vorbildlicher Kapitän, der alles für die Mannschaft getan hat."
Weil Neuzugang Moussa Niakhaté nach unglücklichen Aktionen vor der Pause bei einem weiteren Vergehen die Gelb-Rote Karte gedroht hätte, nahm Sandro Schwarz den Franzosen raus, schickte den knapp zehn Jahre älteren Routinier aufs Feld. "Ich war schon glücklich und euphorisch, als ich gehört habe, ich komme rein", sagte Bungert, der zuvor von seinem Vize Stefan Bell noch die Kapitänsbinde erhalten hatte. "Eine schöne Geste. Ich wäre nicht böse gewesen, wenn er sie behalten hätte. Ich weiß auch nicht, ob es normal ist, es spricht aber für das gute Verhältnis zwischen Bello und mir, dass er das von sich aus so gemacht hat", sagte Bungert und fügte lachend hinzu: "Ich wollte aber auch keinen Streit mit ihm anfangen."
Gleich im gewohnten Umfeld
Zum Scherzen war den Mainzer Abwehrspielern in diesem zweiten Durchgang sowieso nicht mehr zumute, denn die bis dahin von den 05ern bestens kontrollierten Nürnberger drehten mächtig auf. Da blieb wenig Raum und Zeit für Bungert, sich groß Gedanken darüber zu machen, nach so langer Zeit mal wieder dabei zu sein. "Ich hatte gleich ordentlich was zu tun. Eine Angriffswelle nach der anderen, ein Zweikampf nach dem anderen, da war ich gleich im gewohnten Umfeld drin", sagte der 05-Profi. "Die haben auf einmal angefangen Fußball zu spielen. Sie haben sich um 180 Grad gedreht, von da an ist es uns schwer gefallen."
Der Capitano ist zurück in der Bundesliga
Vielleicht sei man auch ein bisschen überrascht gewesen, dass der Gegner es so gut gemacht habe. Der schnelle Ausgleich nach einem Eckball beflügelte den Aufsteiger zusätzlich. "Die Variante beim Tor hatten wir eigentlich auf dem Schirm. Schade, dass wir da kollektiv gepennt haben", sagte der Innenverteidiger. "Wir sind dann viel hinterhergelaufen und hatten Probleme nach Ballverlusten. Ich bin froh, dass wir wenigstens den Punkt geholt und uns eine gute Ausgangslage nach zwei Spielen verschafft haben. Obwohl die zweite Halbzeit mit Sicherheit nicht das Beste war, was wir spielen können."
"Ich bin jetzt stabil"
Dass Bungert ernsthaft den Konkurrenzkampf in der 05-Abwehr aufnehmen würde, hatte sich in der Vorbereitung abgezeichnet. Der 31-Jährige trainierte und spielte konstant, ohne die ständigen muskulären Probleme, die ihn durch die vergangene Saison begleitet hatten. "Ich habe für mich die Sommerpause als Neustart gesehen. Ich hatte den Plan, mit Tag eins des Urlaubs Gas zu geben und mir wieder eine andere, neue Basis zu legen", erklärte der Spieler. "In Absprache mit dem medizinischen Team und den Trainern, dass ich in bestimmten Phasen ein paar Prozent rausnehme, wenn ich merke, dass die Belastung zu hoch wird, um dann wieder voll weiter zu machen. Diese zwei, drei Monate am Stück haben mir wahnsinnig gut getan. Das hatte ich in der vergangenen Saison nicht einmal. Dadurch bin ich nie in die Verfassung gekommen, in der ich jetzt bin."
Es war auch ein Lernprozess für den Kapitän. "Vor meinem Kreuzbandriss 2012 war ich nie verletzt. Nun spielt auch das Alter eine Rolle. Der Körper ist ein anderer als in der Anfangsphase der Karriere. Wenn man sehr ehrgeizig ist, fällt es schwer, mehr dem Körper als dem Herzen zu gehorchen. Das ist aber etwas, das man auch mit 30 plus lernen kann. Heute bin ich sehr froh, dass ich gesund und einsatzfähig bin. Ich bin jetzt stabil." In der Länderspielpause will der Abwehrspieler nun weiter an sich arbeiten, um sich für mehr Einsätze zu empfehlen. "Natürlich will man immer spielen. Schau'n wir mal."