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Profis 10.05.2017 - 16:00 Uhr

Bungert: "Wollen als Team zurückzahlen"

Drei wichtige Punkte im Kampf um den Klassenerhalt & für die Fans strebt Kapitän Niko Bungert mit den 05ern gegen Eintracht Frankfurt an

Seit neun Jahren Leitfigur am Bruchweg: Kapitän Niko Bungert.

151 Mal kam Niko Bungert seit dem Aufstieg im Jahr 2009 für den 1. FSV Mainz 05 in der Bundesliga zum Einsatz und ist damit der erfahrenste Profi im Kader der 05er. Wenn auch der Innenverteidiger in der laufenden Saison zuletzt nur selten zum Einsatz kam, hat das Wort des 30-Jährigen Gewicht am Bruchweg. Im Interview mit www.mainz05.de spricht Bungert drei Tage vor dem richtungsweisenden Nachbarschaftsduell gegen Eintracht Frankfurt in der OPEL ARENA (Samstag 15:30 Uhr) über die Perspektiven im Kampf um den Klassenerhalt, seine persönliche Rolle in der entscheidenden Phase der 54. Bundesliga-Saison und über den Zusammenhalt am Rhein, der zur tragenden Säule auf den letzten Metern werden soll. 

Niko, du bist 2008 an den Bruchweg gekommen, 2009 mit dem FSV aufgestiegen. Was bedeutet die Bundesliga für Mainz 05?

Bungert: Das Aufstiegsjahr war meine erste Saison hier und die Erfahrung, den Aufstieg feiern zu können, phänomenal. Hätte damals jemand gesagt, dass wir erst acht Jahre später erstmals ernsthaft Sorgen um den Klassenerhalt haben werden, hätten wir das sicher alle blind unterschrieben. Das ist und war nie selbstverständlich. Ich bin unheimlich dankbar für die zurückliegenden Jahre im 05-Trikot und für viele schöne Erlebnisse. Wir können damit rundum zufrieden sein und wollen uns jetzt auch das neunte Jahr Bundesliga in Serie sichern. Für einen Verein wie Mainz 05 wäre das ein toller Erfolg.  

Schon in Hamburg hätten wir einen großen Schritt machen können: Bewertest du das 0:0 als vertane Chance oder vielmehr als einen Punktgewinn fürs Selbstbewusstsein?

Bungert: Am Wichtigsten war, nicht zu verlieren. Dann hätte es doch sehr düster ausgesehen aus tabellerischer Sicht. Es ist uns gelungen, dem HSV über 90 Minuten fast keine Torchance zu gestatten, während wir selbst mehrere gute Gelegenheiten hatten. Christian Mathenia hatte einen sehr guten Tag, sonst wäre sicher auch mehr drin gewesen nach dem Spielverlauf. Niemand hätte sich beschweren können über einen Auswärtssieg. Dennoch haben wir Hamburg hinter uns gelassen, so dass wir gegen Eintracht Frankfurt in der OPEL ARENA am Samstag einen Riesenschritt machen können auf dem Weg zum Klassenerhalt.

Ihr trainiert diese Woche ausschließlich hinter verschlossenen Türen. Warum? Worauf kommt es in dieser Woche an und woran kann man arbeiten auf der Zielgeraden einer langen Saison?

Bungert: Zunächst einmal haben wir nach dem Spiel am Sonntag eine relativ kurze Trainingswoche mit ein bis zwei Einheiten weniger. Zudem wollen wir den Fokus aufs Wesentliche richten, Abläufe einstudieren und festigen. Da ist es sinnvoll, Blicke von außen auszuschließen. Während der Einheiten müssen wir uns immer wieder klar machen, dass es auf jeden Einzelnen ankommt, alles für das Erreichen unseres gemeinsamen Ziels zu geben. Diesen Glauben und die Zuversicht gilt es auszustrahlen in der Woche. Wir stehen alle in der Verantwortung, die Grundlage zu schaffen, um am Samstag drei wichtige Punkte einzufahren. 

Du kamst als Kapitän zuletzt, auch aufgrund kleinerer Verletzungen, nur selten zum Einsatz. Wie kannst du das Team in dieser Phase dennoch unterstützen und Einfluss nehmen?

Bungert: Zum einen kann ich im Training oder auch vor den Spielen hier und da Kleinigkeiten ansprechen, die mir wichtig sind oder auffallen. Zum anderen denke ich, dass es aktuell entscheidend ist, dafür zu sorgen, dass die Atmosphäre auf und neben dem Platz weiterhin stimmt. Dass jeder Lust hat Gas zu geben und motiviert ist. Wir müssen uns gegenseitig unterstützen, uns pushen. Dabei gehe ich im Training voran und übernehme diese Verantwortung gerne - ob das nun verbal oder in Form meines Engagements im Training ist. 

Gegen die Eintracht sind verschiedene Szenarien möglich. Eines davon ist der Klassenerhalt. Wie gelingt es euch, von derartigen Rechenspielen Abstand zu nehmen?

Bungert: Wir haben gar keine Wahl. Wir müssen das ausblenden und dürfen uns nicht mit Eventualitäten beschäftigen. Es wäre verschwendete Energie, weil wir uns ausschließlich auf unsere eigene wichtige Aufgabe konzentrieren wollen und müssen. Wenn wir unsere Hausaufgaben machen, die drei Punkte einfahren und die anderen Spiele für uns laufen, freuen wir uns unglaublich. Das ist aber ein Thema, mit dem wir uns erst nach dem Abpfiff auseinandersetzen werden.

Die Eintracht steht im gesicherten Mittelfeld und hat das Pokalfinale in Berlin vor Augen. Erwartet ihr dennoch einen Gegner, der den Kampf zu 100 Prozent annehmen wird?

Bungert: Auch für Frankfurt ist es ein extrem wichtiges Spiel nach einer insgesamt guten Saison. Sie werden voll motiviert sein, da besteht keinerlei Zweifel. Wir dürfen unter keinen Umständen den Fehler machen und erwarten, dass die Eintracht auch nur ein paar Prozent weniger investieren wird. Denn auch die Frankfurter wollen ihren Fans diesen Sieg schenken. 

Die OPEL ARENA wird wieder ausverkauft sein. Was muss die Mannschaft leisten, um diese Partie zu einem typischen 05-Heimspiel zu machen?

Bungert: Ein typisches 05-Heimspiel ist geprägt von mutigem Anlaufen. Wir wollen den Gegner möglichst früh stören und eine Überzeugung ausstrahlen, die die Gäste verunsichert. Für diesen mutigen, selbstbewussten Ansatz stehen wir hier seit Jahren und wollen ihn auch am Samstagnachmittag wieder aufleben lassen. Dann wird es uns gelingen, in dieser entscheidenden Phase ein Ausrufezeichen zu setzen. 

Stadt und Umfeld haben den Kampf um den Klassenerhalt genauso angenommen wie die Mannschaft. Welche Rolle spielt diese Aufbruchsstimmung, die um das Spiel gegen Berlin herum entstanden ist für euch?

Bungert: Es ist eine hervorragende Erfahrung, auch für mich persönlich nach so vielen Jahren hier. Die Fans haben auch auf dem Höhepunkt der Krise trotz fünf Niederlagen in Folge Fingerspitzengefühl bewiesen und uns unterstützt. Nur zusammen mit ihnen können wir im Kampf um den Klassenerhalt bestehen und wollen gemeinsam alles dafür investieren. Die Atmosphäre beim Abschlusstraining vor dem Berlin-Spiel war aller Ehren wert und hat uns geholfen, die Trendwende zu vollziehen. Sowas gibt es nicht oft. Die ganze Fangemeinschaft, die Stadt sowie der gesamte Verein haben geschlossen und unterstützend auf uns eingewirkt, anstatt negative Parolen zu bedienen. Das hat uns unheimlich viel gegeben. Wir wollen das als Team gerne zurückzahlen. 

Warum bist du überzeugt, dass wir die Klasse auf direktem Weg halten?

Bungert: Wir haben uns gegen Eintracht Frankfurt zuhause immer gut geschlagen und sind heiß auf diese drei Punkte. Gelingt uns das, haben wir vor dem letzten Spieltag mindestens eine gute Ausgangsposition, um in Köln alles klar zu machen.