Nachwuchs 12.12.2023 - 17:30 Uhr
Mainzer Weltmeister
Louis Babatz und Maxim Dal haben mit der DFB-U17 in Indonesien Geschichte geschrieben und berichten über Zusammenhalt, Momente, die man nie vergisst und die schnelle Rückkehr in den Alltag
Zwei 05ER mit dem WM-Pokal in der Hand. Es war ein Bild für die Geschichtsbücher von Mainz 05 und sein Nachwuchsleistungszentrum, als Maxim Dal und Louis Babatz Anfang Dezember mit der U17-Nationalmannschaft im indonesischen Surakarta, 11.543 km vom Bruchweg entfernt, den ersten Junioren-Weltmeistertitel einer deutschen Mannschaft feiern durften. Im Finale besiegte die DFB-Elf wie schon bei der Europameisterschaft im Sommer Frankreich nach Elfmeterschießen. Es war ein weiteres Highlight in einem Jahr, das bereits voller emotionaler Momente für die beiden Spieler der Mainzer U19 war, an die man sich nicht nur rund um den FSV noch lange erinnern wird.
Der Alltag hatte die beiden 05ER dann doch schnell wieder. Nach dem feierlichen Empfang in der DFB-Zentrale in Frankfurt mit Familien, Freunden und Fans saß beispielsweise Babatz am nächsten Morgen schon wieder in der Schule. Aber auch im Klassenraum war zu spüren, dass der 17-Jährige, Dal und ihre Nationalmannschaftskollegen etwas ganz Besonderes geschafft hatten. "Es war erstmal schön, meine Freunde wiederzusehen. Ich musste in der Klasse ein bisschen von meinen Erlebnissen erzählen. Viele haben mir gratuliert“, sagte Babatz. Auch Dal erreichten unzählige Glückwünsche. "Es war krass, wie präsent wir waren. Das hat man so noch nicht erlebt“, war der Abwehrspieler beeindruckt. Man habe die Unterstützung aus dem eigenen Land regelrecht gespürt.
Teamgeist als Erfolgsrezept
Viel Zeit zum Verarbeiten des Erlebten blieb den FSV-Nachwuchsspielern zunächst nicht, denn auch in der Mainzer U19 wurden die beiden sehnsüchtig zurückerwartet und direkt wieder gebraucht. Im Ligaspiel bei der TSG Hoffenheim standen Babatz und Dal in der Startelf und halfen mit, das Unentschieden beim Tabellenführer TSG Hoffenheim zu sichern. Nach mehreren Wochen ohne Spielpraxis war Babatz, der als dritter Torhüter zur WM gereist war, direkt der Mann des Spiels. Auch Dal, der sich in der Sommervorbereitung eine schwere Verletzung zugezogen hatte und erst kurz vor der WM auf den Platz zurückgekehrt war, konnte mal wieder fast 90 Minuten spielen. "Es geht direkt weiter", betonte der Torhüter und sein Teamkollege ergänzte: "Es ist wichtig im Rhythmus zu bleiben, Spielpraxis zu sammeln. Ich kam aus einer langen Verletzung, deswegen war es gut für mich, mal wieder fast 90 Minuten zu spielen."
In ein Loch fielen die beiden also nicht nach dem Triumph im südostasiatischen Inselstaat. Dafür können die beiden 17-Jährigen sicherlich noch lange von ihren Erlebnissen der drei Wochen zehren. Auch, wenn sie nicht zum Stammpersonal zählten, waren Dal und Babatz ein wichtiger Teil des Erfolges. Denn der Zusammenhalt der deutschen U17 war, neben aller fußballerischen Qualität, gewissermaßen das Erfolgsrezept. "Extrem" sei der Teamgeist sogar gewesen, betonte Babatz, der auch die Arbeit mit seinen Torhüterkollegen Max Schmitt und Konstantin Heide hervorhob: "Es hat einfach großen Spaß gemacht in den letzten Wochen, auch auf so einem Niveau zu trainieren." Den Zusammenhalt habe man auch auf dem Platz gesehen. "Es gab Konkurrenzkampf, das gehört dazu. Aber man hat sich immer für seine Kollegen gefreut, der Erfolg steht an erster Stelle", so Dal. Das es am Ende für den WM-Titel gereicht habe, sei "überragend".
"Das ist eine geile Geschichte"
Neben dem Pokal, den man in den Händen halten durfte und der erhöhten Aufmerksamkeit, bleiben vor allem Erinnerungen im Kopf. Momente für das Leben. "Das Finale", wird Babatz für immer im Gedächtnis bleiben. "Weil es ein turbulentes Spiel mit vielen Emotionen war." Bei seinem Teamkollegen sind es gleich drei Momente: "Das zweite Gruppenspiel mit meinem ersten Einsatz, weil es auch mein erstes längeres Spiel nach der Verletzungspause war. Das hat es noch besonderer gemacht", so Dal, der zudem das Halbfinale gegen Argentinien nennt, "als wir in der 97. Minute das 3:3 kassiert haben und dann trotzdem so zusammenstanden, dass wir auch noch das Elfmeterschießen gewonnen haben. Und schließlich das Finale, in dem wir es trotz Unterzahl ab der 69. Minute ins Elfmeterschießen geschafft haben und dieses auch noch gewonnen haben – obwohl wir den ersten Elfmeter verschießen."
Und dann die Krönung: "Wie dann Louis und ich den Pokal zusammen hochheben, das ist eine geile Geschichte. Ich bin komplett dankbar dafür", so Dal. "Man ist stolz auf die Mannschaft, aber auch auf sich selbst, dass man es bis dahin geschafft hat und sollte den Moment auch mal genießen", ergänzte sein Teamkollege. "Als einer der drei Torhüter, die Deutschland repräsentieren dürfen, nominiert zu werden, ist auch schon eine Leistung."
Was für ein Jahr!
Deutscher A-Junioren-Meister, Europameister, Weltmeister und der erste Profi-Vertrag: Für Dal war der Titel in Indonesien der krönende Abschluss eines Jahres, in dem er viele Höhen und mit der Verletzung aber auch die Tiefen des Fußballs erlebt hat. Babatz' Jahr war mit der Meisterschaft, dem WM-Gewinn und der Youth League-Premiere ebenfalls spektakulär. Genießen ist erlaubt, doch die nächsten Ziele und Aufgaben haben beide schon im Fokus - sowohl mit der U19 von Mainz 05, als auch individuell. Am Samstag (11 Uhr) steht noch das DFB-Pokal-Viertelfinale im Bruchwegstadion gegen den VfL Wolfsburg an und im neuen Jahr wollen beide mit ihrem Team einen weiteren europäischen Abend in der Youth League erleben und sich vielleicht sogar für die K.o.-Phase qualifizieren. Generell wissen beide, dass sie als Nachwuchsspieler noch lange nicht am Ziel sind. Im Gegenteil: "Man kann immer etwas verbessern, egal, ob als Jugendspieler oder Profi. Immer weitermachen", lautet die Devis von Babatz und Dal, den beiden Mainzer Weltmeistern.