Nachwuchs 24.06.2016 - 09:36 Uhr
Das Gesamtbild im Auge behalten
Teil 2 des Saisonrückblicks mit Stefan Hofmann: Neuigkeiten am Bruchweg.
Nicht nur sportlich geht es für die Nachwuchsteams immer weiter voran - auch neben dem Platz und mit dem Platz selbst ist die Mainzer Talentschmiede ein ständiger Prozess. Der sportliche Leiter Stefan Hofmann blickt im zweiten Teil des Saisoninterviews zurück auf personelle Veränderungen, auf die Infrastruktur und sein persönliches Fußballjahr 2015/16.
Stefan, dein Alltag besteht aus vielem mehr als nur dem sportlichen Abschneiden unserer Mannschaften. Und zum Beispiel personell hat sich im NLZ über das letzte Jahr auch wieder einiges bewegt…
Stefan Hofmann: „…ich weiß noch, dass ich im letzten Sommer sagte, ich würde mir mal wieder ein Jahr ohne personelle Veränderungen wünschen (lacht). Nein, im Ernst: Bis auf Sascha Meeths Abgang im Herbst und die damit verbundenen internen Verschiebungen mit Bo zur U17 und Sascha Hildmann als neuem U16-Trainer lief es ja ziemlich ruhig ab. In die neue Saison gehen wir jetzt entsprechend mit einem festen Stamm in allen Teams ab der U15 aufwärts. Da haben wir also die Kontinuität, die sehr wichtig und für nachhaltiges Arbeiten unerlässlich ist. Ich freue mich schon jetzt auf die gemeinsamen Sitzungen mit meinem Trainerteam. Veränderungen ergeben sich allerdings bei den Co-Trainer Positionen. Die Wichtigkeit wird oft unterschätzt. In der U19 verlieren wir zum Beispiel mit Thorsten Effgen, der als Co-Trainer zum DFB wechselt, einen geschätzten Fachmann und sehr wichtigen Mitarbeiter, der in den letzten Jahren maßgeblich an der Entwicklung der Spieler beteiligt war. Insgesamt haben wir aber in den letzten drei Jahren unseren hauptamtlichen Mitarbeiterstamm verdoppelt. Da wird es auch unsere Aufgabe für die Zukunft sein, uns noch enger zu vernetzen, die Ressourcen in allen Bereichen noch effizienter auszuschöpfen und auch die neugewonnenen Spezialisten noch enger in die tägliche Arbeit einzubinden. Wir haben beispielsweise eine komplett neue Video-Analyse Abteilung geschaffen, haben einen hauptamtlichen und einen nebenberuflichen Reha-Trainer und damit auch viele Möglichkeiten dazugewonnen, neue Maßnahmen im Trainingsbetrieb zu schaffen.“
Gibt es da überhaupt einen Stand, an dem man sagen würde: Damit sind wir jetzt voll besetzt oder habt ihr schon die nächsten Pläne in der Schublade?
Stefan Hofmann: „Da geht es natürlich immer weiter. Ein nächster Schritt wäre zum Beispiel die Einstellung eines hauptamtlichen Chef-Scouts. Wir haben da mit Paul Fass einen Top-Mann, der aber zeitlich einfach immer an der Grenze läuft. Und wenn du am Wochenende 12, 13 Scouts auf den Sportplätzen hast, kommt da schon einiges zusammen an Koordination, Datenbankpflege, Informationsaustausch und Bewertung.“
Neu ist auch der dritte Kunstrasenplatz - da gilt wahrscheinlich dasselbe: Der Weg ist das Ziel?
Stefan Hofmann: „Absolut. Der Platz war enorm wichtig, um uns ordentliche Trainingsmöglichkeiten zu bieten. Jetzt hat zumindest jede Mannschaft immer einen halben Platz zur Verfügung. Das ist in Ordnung, aber auch nicht mehr. Naturrasen-Trainingsplätze sind sicher weiter ein Thema, da auch die U17 und U19 am Wochenende auf Rasen spielen. Ein eigener Kraftraum nur für den Nachwuchs würde uns ebenfalls weiterbringen. Aber wir haben auch in diesem Bereich schon sehr vieles bewegt, haben in beiden Partnerschulen neue Krafträume mit ausstatten können, sodass die Jungs vormittags ihre Freistunden direkt für das Athletiktraining in der Schule nutzen können. Wir haben zudem mittlerweile vier eigene Fahrlinien für die Spieler geschaffen, eine aus Ludwigshafen, zwei aus Frankfurt und eine aus Gießen. Auch das waren wichtige Entwicklungen, die wir immer weiter fortführen müssen, um konkurrenzfähig zu bleiben.“
Neuigkeiten wird es auch im Grundlagenbereich geben, die U8 als jüngste Mannschaft wird in Zukunft so nicht mehr auflaufen?
Stefan Hofmann: „Das ist eine ganz interessante Neuerung. Wir werden die U8 im kommenden Jahr als eine Art Perspektivteam laufen haben. Das war die Idee von Stefan Hirschberg und Uwe Brinkmann und bedeutet, dass die Jungs länger in ihrem Heimatverein bleiben, dort auch trainieren und spielen werden, aber wöchentlich in Absprache mit den Vereinen zu einer Trainingseinheit bei uns zusammenkommen. Das ist dann ein offener Kreis von einigen Jungs aus der Region, aus denen sich im Folgejahr unsere U9 bilden wird.“
Nach dem sportlichen und dem organisatorischen Rückblick: Wie war das letzte Jahr für Stefan Hofmann persönlich?
Stefan Hofmann: „Erstmal anstrengend. Ich hatte nach dem Einsatz als U19-Trainer im Vorjahr so schnell nicht erwartet, nochmal in der Cheftrainer-Funktion auf dem Platz zu stehen. Aber ich glaube, das war in der Situation unserer U17 die einzige Möglichkeit. Wir wollten Bo nicht nach drei Monaten als U16-Trainer schon wieder abziehen, sondern ihm auch die Möglichkeit geben, in die neue Aufgabe hineinzuwachsen. Mir hat es natürlich Spaß gemacht, aber ich habe auch gemerkt, dass es an den Kräften zehrt – die Situation war ja nicht so einfach mit Handauflegen zu regeln, sondern intensivste Arbeit. Und mittlerweile kann ich mir das eigentlich nicht mehr erlauben, weil dadurch andere Dinge auf der Strecke bleiben oder irgendwo eben ein paar Prozent fehlen. Damit bin ich dann nicht zufrieden und es fehlt auch an der wichtigen Position für unseren gemeinsamen Weg. Dazu braucht man jemanden, der nicht in allen Details steckt, sondern das Gesamtbild im Auge behalten kann.“
War die Zeit mit der U17 im Kampf um den Klassenerhalt intensiver als im letzten Jahr mit der U19?
Stefan Hofmann: „Das kann man so nicht sagen. Die U19 war ein enormer Ansporn, weil es auch große Fußstapfen waren. Sandro hat mir ja ein Top-Team übergeben und ich habe dann die ersten beiden Spiele verloren – da war ich natürlich schon auch am Ehrgeiz gepackt (lacht). Die Mannschaft war ja mitten im Kampf um die Meisterschaftsendrunde und musste dann ohne Not den Trainer wechseln. Und die Bindung zwischen Mannschaft und Sandro war sehr eng, da mussten wir in den ersten beiden Wochen erstmal zusammenfinden. Aber klar, der Klassenerhalt in der B-Junioren Bundesliga ist für unsere Ausbildung von sehr hoher Priorität. Aus diesem Grunde lastete vor allem auf den Jungs natürlich ein immenser Druck.“
Wie geht es im nächsten Jahr für dich weiter?
Stefan Hofmann: „Ich freue mich, dass ich wieder mehr Spiele unserer Teams sehen kann, sicher auch ein paar U23 Spiele. In der Sommervorbereitung im Juli fahren wir mit 4 Trainern des NLZ mit unseren Profis ins Trainingslager nach Colorado. Wir veranstalten da Fußballcamps und können daneben auch unsere Profis etwas enger begleiten. Auf die Reise, insbesondere den Austausch mit unserem Profitrainerteam, freue ich mich sehr, das ist sicher ein Highlight. In der Saison gibt es dann wieder genug neben dem Platz zu tun, aber in den Elite-Trainingseinheiten, bei Individualmaßnahmen oder auch bei Fortbildungen werde ich sicher auch häufig wieder auf dem Rasen stehen. Die Entwicklung der Spieler und Trainer mit etwas Distanz zu begleiten, dafür zu sorgen, dass die Zusammenarbeit zwischen den Expertenteams und den Mannschaftstrainern reibungslos läuft und daneben wieder die Augen offen zu halten für weitere Entwicklungen, wird sicher wieder alle Kräfte fordern. Aus diesem Grunde werde ich jetzt erst einmal zwei Wochen mit meiner Frau in den Bergen abschalten.“
Danke für das Interview und einen erholsamen Urlaub, Stefan.