Profis 10.02.2019 - 14:00 Uhr
"Das werden wir richtig einordnen"
Rouven Schröder und Sandro Schwarz einig in der Analyse der 1:5-Niederlage gegen Bayer 04: Zu viele Fehler gemacht und für die Chancen, die da waren, zu wenig Tore
Ganz so schlimm wie an jenem Freitagabend im Oktober 2006 ist es nicht geworden. Das damalige 1:6 gegen den SV Werder Bremen bleibt die höchste Bundesliga-Niederlage in der Geschichte des 1. FSV Mainz 05. Gefolgt nun vom 1:5 im Fastnachtsspiel gegen Bayer Leverkusen. Das Team von Sandro Schwarz zog in der ersten Hälfte dieses Pressing- und Umschalt-Festivals den Kürzeren, weil es seine Chancen nicht nutzte und dem Gegner mit Fehlern in die Karten gespielt hatte.
"Wir haben einen ambitionierten Ansatz gewählt und ein paar Fehler zu viel gemacht. Die hat der Gegner mit unfassbarer Qualität gnadenlos ausgenutzt", sagte Rouven Schröder. "Dann kann es an so einem Tag auch mal passieren und das ist auch so zu akzeptieren. 1:5 ist bitter, aber das muss man richtig einordnen und das werden wir richtig einordnen."
Im Prinzip waren die ersten fünf Minuten schon beispielhaft für das, was bis zur Halbzeitpause passierte und was das Spiel entschied. Beide Mannschaften begegneten sich mit extrem hohem Tempo, hohem, intensiven Pressing, jagten sich die Bälle ab, und dann ging die Post ab nach vorne. Die 05er zelebrierten dies in der zweiten Minute, als Robin Quaison den Zweikampf in der eigenen Hälfte für sich entschied, sofort auf Aarón spielte, der wiederum direkt vors Tor passte auf Jean-Philippe Mateta. Der Franzose scheiterte jedoch im Strafraum an Torhüter Lukas Hradecky.
Das Muster stand
Drei Minuten später eine ähnliche Situation auf der anderen Seite, Alexander Hack spielte den Fehlpass, die Leverkusener konterten über zwei Stationen und Wendell erzielte die Führung. Quaison gelang zwar nach einer Ecke von Daniel Brosinski, die Hack verlängerte, der Ausgleich, doch das Muster stand: Die 05er lieferten mit Fehlern die Vorlagen, die der Gegner mit überragenden Kontern zur 4:1-Führung ausbaute.
Die Leverkusener leisteten sich bei aller Offensivqualität hinten zwar ähnliche Fehler, doch die 05er schlugen kein Kapital daraus. Mateta vergab eine weitere Großchance, ein Überzahlkonter über Hack bis in den Strafraum hinein blieb ohne Abschluss, Aarón traf nur die Latte, Quaison verzog aus freier Schussbahn und guter Distanz. "Wir hätten schon den Spielverlauf auf unsere Seite ziehen können", sagte Schwarz. "Wir waren auch nicht komplett raus dem Spiel. Wir sind immer zurückgekommen, aber im Gegensatz zu Bayer haben wir die Tore nicht gemacht. Wir können uns darüber unterhalten, ob es vielleicht zu viel Risiko war, aber wir waren im Spiel, haben nur zu viele Fehler gemacht und für die Chancen, die da waren, zu wenig Tore."
Der 05-Trainer hatte einen mutigen, offensiv ausgerichteten Ansatz gewählt mit drei Innenverteidigern, zwei sehr hoch anlaufenden Außenverteidigern, quasi zwei Zehnern hinter einer Spitze. Damit fanden die 05er gut ins Spiel, hatten sofort etliche Balleroberungen und Umschaltgelegenheiten. "Unser Problem war, dass wir nicht aus allen Balleroberungen vorwärts gespielt, sondern uns das Leben selbst schwer gemacht haben und dadurch in die Unterzahl- oder Eins-gegen-eins Situationen gekommen sind", erklärte Schwarz. "Es war nie so, dass wir aus dem geordneten Anlaufverhalten die Probleme bekamen, sondern nur dann, wenn wir die eroberten Bälle nicht sauber weggespielt, sondern rückwärts oder dem Gegner in die Füße gespielt haben. Dann kommt die große Bayer-Stärke einfach zum Vorschein."
Nicht mehr den Kopf oben
Schwarz wechselte nach dem 1:4 auf eine 4-2-3-1-Grundordnung, "um kompakter zu stehen und nicht komplett ins Verderben hineinzulaufen". Die Leverkusener spielten ihr Ding seriös runter, legten durch den überragenden Nationalspieler Julian Brandt noch das 5:1 drauf."„Und wir hatten nicht mehr den Kopf oben, um noch was Außergewöhnliches zu schaffen."
Die Verantwortlichen weigerten sich nachher, in dieser Niederlage etwas Grundsätzliches zu sehen. "Wir wussten doch, dass nach den beiden Auftaktsiegen in der Rückrunde nicht alles perfekt war in unserem Spiel. Dementsprechend ist jetzt nicht alles schlecht. Wir wissen schon, dass wir uns wieder kleine Dinge erarbeiten müssen, vor allem in der Arbeit gegen den Ball. Wenn du in zwei Spielen acht Gegentore bekommst, ist das definitiv zu viel, unabhängig von der Qualität des Gegners", betonte Schwarz. Dennoch müsse man sich keine Dinge einreden, die es nicht gebe. Man werde kritisch damit umgehen, klar bleiben in der Analyse und die Herausforderung annehmen, es am Samstag im Auswärtsspiel in Wolfsburg (Samstag: 15.30 Uhr) wieder besser zu machen.