Profis 08.02.2018 - 11:30 Uhr
De Jong: "Das ist ein Tiefpunkt"
Nach dem frustrierenden Pokal-Aus in Frankfurt gab's deutliche Worte über die Art und Weise des Auftritts der 05er
Der große Traum ist ausgeräumt. Die Ambitionen, zum zweiten Mal in der Vereinsgeschichte das Halbfinale im DFB-Pokal erreichen zu können, endeten für den 1. FSV Mainz 05 in einem der bittersten Momente der jüngeren Vergangenheit überhaupt. Mit dem Aus im Viertelfinale, mit dieser 0:3-Niederlage im Rhein-Main-Derby bei Eintracht Frankfurt, mit der Art und Weise ihres Auftritts haben die 05-Profis Anhänger und Vereinsverantwortliche gleichermaßen verärgert, frustriert und ungläubig zurückgelassen, und dabei alle von Zuversicht und Aufbruchsstimmung geprägten Äußerungen der sportlichen Leitung im Vorfeld Lügen gestraft. Das Team von Sandro Schwarz manövrierte sich selbst aus diesem Wettbewerb, anstatt sich wie erhofft mit einem beherzten Pokalfight frischen Mut und Auftrieb für die Bundesliga zu holen. "Wir haben uns selbst geschlagen", sagte der Trainer, "so, wie wir die Tore kassiert haben, kannst Du in keiner Liga dieser Welt ein Spiel gewinnen. Das war grob fahrlässig, wie wir diese Chance vertan haben."
Zur Tagesordnung mochte nach dieser Vorstellung keiner der Verantwortlichen übergehen. Rouven Schröder und Sandro Schwarz nahmen die Mannschaft schon unmittelbar nach dem Abpfiff hinter verschlossenen Türen lautstark ins Gebet. "Wir reden davon, dass wir die große Chance haben, ins Halbfinale des DFB-Pokals einziehen zu können. Wir reden davon, dass über 3.500 Zuschauer mitkommen, dass unsere ganze Geschäftsstelle mitgekommen ist nach Frankfurt. Dann fällt einem nach so einem Spiel nicht mehr viel ein", sagte der Sportvorstand. "Die Mannschaft hat von Anfang an nicht das gezeigt, was wir uns vorgenommen haben. Wir kamen nicht in die Zweikämpfe, waren stets zu spät, hatten Probleme mit dem Geläuf und hauen uns die Tore auch noch selber rein. Das ist Wahnsinn. Das schmerzt natürlich", sagte der 42-Jährige angefressen. "Wer in Mainz Fußball spielt, weiß dass es für uns kein Standard ist, das Halbfinale erreichen zu können. Das ist ein klarer Denkzettel, was hier passiert ist. Es geht in die Endrunde der Bundesliga, da muss sich jeder Einzelne hinterfragen, ob er alles für den Erfolg tut. Wir müssen dafür deutliche Worte finden, das kann man so nicht stehen lassen."
"Das ist nicht Mainz 05"
Der Frust war greifbar an diesem Abend. Vor allem bei Schwarz, der sich entgegen seiner Gewohnheit diesmal nicht schützend vor seine Spieler stellte. "Man muss schon mit Schärfe ansprechen, wie es bei uns auf dem Platz zu funktionieren hat. Vom ganzen Verhalten her, von der Verteidigungshaltung bis zum eigenen Ballbesitz im Spielaufbau. Der falsche Ansatz wäre, die Spieler in den Arm zu nehmen und zu sagen, das wird schon, das kriegen wir schon hin. Wenn wir Pech gehabt und alles investiert hätten, dann könnte man das tun. Wenn sich der Cheftrainer aber in der Pressekonferenz hinsetzt einen Tag vor dem Spiel und sagt, wer da nicht brennt, ist fehl am Platz, und wir geben dann so ein Bild ab, ist das für uns als Mainz 05 nicht zu rechtfertigen. Da muss keiner in Watte eingepackt werden", wurde Schwarz deutlich
„Wenn ich das Gefühl gehabt hätte, die Jungs hätten alles gegeben, dann würde ich vorne dran stehen und sie verteidigen. So muss man klar sagen, das ist nicht Mainz 05. Wir haben von der Haltung und von der Ausstrahlung her das Spiel verloren. Das geht gar nicht. Heute ist ein Tag, an dem wir sagen müssen, da draußen sind die Leute zurecht stinksauer. Wie wir dieses Spiel verloren haben, hat nichts mit der Grundordnung oder solchen Dingen zu tun. Wenn wir dem Gegner die Bälle in die Füße spielen, ist es egal, ob mit Dreierkette, Viererkette oder mit Manndeckung über den ganzen Platz. Dazu kam, dass wir ja nur auf dem Boden lagen, ständig ausgerutscht sind. Das ist noch einmal ein anderes Thema. Wir hatten keine Griffigkeit, nichts.
Selbstkritik als erster Schritt
Selbstkritik kam allerdings auch aus den Reihen der Spieler, am deutlichsten von Nigel De Jong, der nach diesem Auftritt kein Blatt vor den Mund nahm. "Was wir hier gezeigt haben, geht einfach nicht. Wir haben gespielt wie Amateure. Das ist unglaublich. So geht es nicht weiter. Da muss jetzt intern drüber geredet werden. Dieser Verantwortung muss sich jeder im Team stellen", sagte der Mittelfeldspieler. "Die Fans können völlig zurecht sauer sein. Du kannst verlieren, aber nicht so, wie wir heute. Das ist ein Tiefpunkt, da muss man ehrlich sein. Es geht nicht, dass man vorher darüber redet, was man sich alles vornimmt und dann so wenig davon auf den Platz bringt."
Der Sportvorstand empfand die Selbst-Reflexion des Routiniers als ersten Schritt. "Wenn die Mannschaft das intern unter sich ausmacht, ist das schon mal ein positiver Ansatz. Das Schlimmste wäre, das Spiel einfach abzuhaken, zu sagen, wir sind aus dem Pokal raus, jetzt geht es weiter. Nach diesem Spiel braucht es untereinander deutliche Worte", betonte Schröder. Denn die 05er müssen nach diesem maximalen Frust-Erlebnis schnell die Kurve kriegen. Am Samstag steht die schwere Bundesliga-Partie in Hoffenheim an. Da braucht es ein komplett anderes Gesicht des Teams.