Profis 21.11.2016 - 13:10 Uhr
Der Malli-Standard
Auf Augenhöhe mit Zidan - Malli zieht durch sein 29. Bundesliga-Tor mit dem Toptorschützen gleich
Legt sich Yunus Malli in dieser Saison den Ball zurecht, dürfte dies regelmäßig für erhöhten Blutdruck auf Seiten des Gegners sorgen. Die unliebsame Erfahrung musste am Samstagnachmittag in der OPEL ARENA auch der SC Freiburg machen. Ein Tor erzielte der türkische Nationalspieler selbst vom Elfmeterpunkt (20. Minute), womit er in der ewigen Bundesliga-Torschützenliste der 05er mit dem bisherigen Top-Torjäger Mohammed Zidan gleichzog - auch Malli hat nun wie der Ägypter 29 Mal getroffen. Zwei Treffer bereitete der 05-Regisseur gegen den Tabellennachbarn aus dem Breisgau per Eckball vor, Kapitän Niko Bungert (15. zum 1:0)) brauchte ebenso wie sein Stellvertreter Stefan Bell (82. zum 3:1) nur noch einzunicken nach den punktenau getimten Hereingaben. "Katastrophal" hätte sein Team sich bei den Standardsituationen verhalten, war Gäste-Coach Christian Streich nach der Niederlage seines Teams verständlicherweise bedient. Dass dies aber eben nur die halbe Wahrheit ist, unterstrich Bell nach seinem bereits dritten Saisontreffer: "Wichtig ist im Prinzip nur, dass wir die beiden Pfosten und die Mitte besetzen, dann ist die Wahrscheinlichkeit bei der Qualität unserer Ecken hoch, dass wir in vielversprechende Abschlusspositionen kommen", so der Innenverteidiger.
4:2 siegten die 05er nach packenden 90 Minuten, in denen Malli einzig an der endgültigen Entscheidung durch Karim Onisiwo in der vierten Minute der Nachspielzeit nicht direkt beteiligt war. Der Regisseur ist aus dem Spiel des FSV nicht mehr wegzudenken, ist Dreh- und Angelpunkt des schnellen Umschaltspiels und eben seit dieser Saison insbesondere aufgrund der Effizienz bei ruhenden Bällen der absolute Fixpunkt. Der Herr der ruhenden Bälle ruht in sich und behält auch die Nerven, wenn, wie am Samstagnachmittag gegen 15:50 Uhr geschehen, der Schiedsrichter den Spannungsbogen zusätzlich ansteigen lässt. Nachdem Malli den Strafstoß in der 20. Minute nach Foulspiel von Caglar Söyüncü zurückgepfiffen hatte, trat der 24-Jährige ein zweites Mal an und verwandelte in abgezockter Manier erneut, wobei er bei seinem platzierten Schuss die gleiche Ecke und Höhe anvisierte. SCF-Schlussmann Alexander Schwolow war zwei Mal machtlos.
Dauerbrenner Malli
Sieben Tore hat Malli in dieser Saison wettbewerbsübergreifend erzielt (1x in der Europa League), vier davon vom Elfmeterpunkt, bei fünf Treffern leistete er die Vorarbeit. Die Belastung scheint, immerhin stand der Mittelfeldspieler in 15 von 17 Pflichtspielen in der Startelf, fast spurlos an ihm vorüberzugehen. Genauso wie für den Trainer kein Weg an seinem Kreativmann im Zentrum vorbeiführt - Malli hat sich unverzichtbar gemacht und ragt aus einem sich gefestigten heraus. Einem Team, dem nicht wenige Experten vor der Saison nicht zugetraut hatten, die Dreifachbelastung auch in der Liga kompensieren zu können. All jene jedenfalls haben die Profis inzwischen eines Besseren belehrt. 17 Punkte aus elf Bundesliga-Partien stehen nun auf dem Konto des FSV, immerhin vier mehr als zum gleichen Zeitpunkt der Vorsaison. In der Europa-League stehen zwei Endspiele bevor. Mit Siegen in St. Étienne am Donnerstagabend (Anpfiff: 21.05 Uhr) und zwei Wochen später zuhause gegen FK Qäbälä würden der Bundesligist aller Wahrscheinlichkeit nach das große Ziel erreichen, in Europa zu überwintern. Einzig der Ausrutscher im DFB-Pokal beim Ausscheiden in Fürth bedeutet einen kleinen Makel in der bislang so vielversprechenden Saison der 05er.
Ein weiteres Merkmal des erfrischenden Offensivfußballs der Mainzer ist zudem die eingebaute Torgarantie in der Liga, die den Anhängern Woche für Woche beste Unterhaltung verspricht. Mehr Tore als in Spielen der 05er (41 in elf Begegnungen) fielen nur bei Partien mit Beteiligung des SV Werder Bremen (42). Die Norddeutschen weisen allerdings ein negatives Torverhältnis von Minus 16 auf, während das des FSV mit 21:20 positiv ausfällt. Spektakulär sind die allermeisten Darbietungen in dieser Saison. Und wenn ein Gegner wie der SC Freiburg, wie am Samstag in der OPEL ARENA, auf Augenhöhe agiert und sich über die 90 Minuten gesehen sogar das Gros an Torchancen erarbeitet, ist eben insbesondere auf einen Mainzer Verlass. Auf Yunus Malli, der seinen persönlichen Standard in den vergangenen Monaten noch einmal auf ein neues Level gehoben zu haben scheint.