Auf den ersten Blick klingt das Duell des Tabellenachten gegen den Sechzehnten nach einer klaren Rollenverteilung am Samstagmittag im Bruchwegstadion. Die Nullfünfer, mit 40 Zählern stabil in der oberen Tabellenhälfte der 3. Liga angesiedelt, empfangen den Nachwuchs des SV Werder Bremen. Der wiederum rangiert mit 33 Punkten nur haarscharf vor den Abstiegsrängen. Doch die Kräfteverhältnisse sind auf dem Rasen dann doch nicht so einfach zu ermitteln. Die Bremer zeigen sich in der Rückrunde deutlich stabiler als noch zu Saisonbeginn, erleben „einen ähnlichen Verlauf wie auch unsere U23 nach dem Aufstieg im letzten Jahr“, sagt 05-Trainer Sandro Schwarz.
Nach der Akklimatisierung im Profifußball musste die Mannschaft von Alexander Nouri in den letzten zehn Spielen nur dreimal auf Zählbares verzichten. Besonders die beiden letzten Heimspiele dürften die Norddeutschen geschmerzt haben, gegen Stuttgart II und Erfurt unterlagen sie jeweils direkten Konkurrenten um den Klassenerhalt nur knapp mit 0:1. „Da haben sie den Befreiungsschlag sehr unglücklich verpasst“, weiß Schwarz - der aus der Hinrundenbegegnung entsprechend wenig Schlüsse für das Rückspiel zieht: „Wir wollen keine Rechnung begleichen, sondern sehen das Spiel als eine völlig neue Aufgabe.“
Und die bietet durchaus Potenzial für einen guten Fußballsamstag. Direkte Duelle zweier U23-Mannschaften stehen zwar nicht unbedingt für großes Medieninteresse oder ausverkaufte Stadien, aber für zwei Teams, die gepflegten Fußball auf hohem Niveau bieten (können). Gerade in Bremen hängt die Spielanlage zwar stark von der Kaderzusammensetzung ab - neben vielen Verletzten und häufiger Rotation durch den Profikader fehlen Coach Alexander Nouri auch die beiden Stammsechser Rother und von Haacke gesperrt – Sandro Schwarz erwartet aber einen Gegner, der sich nicht aufs Tiefstehen beschränken wird. Und auswärts zuletzt ordentlich punkten konnte. „Bremen spielt durchaus auch gepflegten Ballbesitz und versucht, die eigene Struktur durchzudrücken.“
Das werden die Mainzer aber ebenfalls, und „uns wird es darum gehen, noch wilder und entschlossener aufzutreten als die Gäste“. Nicht nur angesichts des tabellarischen Drucks auf den SV Werder erwartet der Mainzer Fußballlehrer ein Spiel mit kämpferischer Prägung: „Das Match wird nicht darüber entscheiden werden, wer den besseren Fußball spielt, sondern darüber, wer es zusätzlich schafft, den Gegner daran zu hindern, Fußball zu spielen.“ Zweikampfstärke und Balleroberungen werden dabei entscheidende Faktoren sein.
Dafür kann Schwarz (fast) aus dem Vollen schöpfen, außer den Langzeitverletzten Franzin, Wähling und Falkenmayer sind alle etatmäßigen Drittligakicker voll im Training, Patrick Pflücke und Malte Moos sind nach bestandenen Abiturprüfungen ebenfalls wieder im Kader. Für den Trainer keine unbequeme Situation, für seine Spieler auch eine Herausforderung, „mit dem verschärften Konkurrenzkampf umzugehen.“ Einen Gang zurückschalten angesichts des greifbaren Klassenerhalts: Für Sandro Schwarz keine Option. „Wir läuten definitiv keine Testphase ein, wenn wir irgendwelche Punktzahlen erreicht haben“, so der Trainer. „Wir gehen jedes Spiel an, um es zu gewinnen. Dafür stehen bis zum letzten Spieltag immer genau die Jungs auf dem Rasen, die sich das im Training erarbeitet haben.“ Ein Blick auf die Einsatzzahlen der jüngsten Teammitglieder (Pflücke 29, Parker 27, Seydel 16, Müller 15, Moos 12) macht deutlich: Testphasen haben die Jungs auch gar nicht nötig. Der nächste Ernstfall erwartet die jüngste deutsche Profimannschaft morgen um 14 Uhr im Bruchwegstadion.