Profis 11.02.2019 - 11:30 Uhr
"Der Trainer stellt ihn ja nicht umsonst auf"
Leandro Barreiro ist nach Burkardt und Gürleyen der dritte NLZ-Spieler, der in dieser Saison sein Bundesliga-Debüt gibt – 05-Kapitän selbstkritisch nach dem 1:5: Einfach nicht gut gemacht
Nach Jonathan Burkardt und Ahmet Gürleyen durfte nun auch der dritte Spieler, der in dieser Saison aus dem Nachwuchsleistungszentrum den Sprung in den Profi-Kader des 1. FSV Mainz 05 geschafft hat, sein Bundesliga-Debüt feiern. Partystimmung wird sich bei Leandro Barreiro allerdings nicht eingestellt haben angesichts der 1:5-Niederlage gegen Bayer Leverkusen. Obwohl der Mittelfeldakteur zu den Spielern gehörte, die einen guten Eindruck hinterließen. "Kein Problem für ihn", sagte Rouven Schröder nachher. "Der Junge hat sich da richtig reingehauen. Er wird das ordentlich verarbeiten."
Seine beiden NLZ-Kollegen hatten bereits am dritten Spieltag ihre Bundesliga-Premiere erlebt mit einem Erfolgserlebnis, jenem 2:1-Heimsieg gegen den FC Augsburg. Barreiro, der in der Vorrunde noch mit Abitur-Stress belastet war und nicht alle Trainingseinheiten absolvieren konnte, musste länger warten. In der Schule ist der 19-Jährige nun mit dem schriftlichen Teil der Prüfungen durch. "Für uns war es logisch, ihn nun einzusetzen", sagte Sandro Schwarz. "Leandro trainiert seit Wochen und Monaten gut, er ist sehr gut in der Ballverarbeitung, hat eine sehr gute Passqualität. Das alles hat er im Training gezeigt." Der 05-Trainer schwärmt schon seit dem Sommer vom Mittelfeldspieler mit dem großen Potenzial.
Fleißig, aktiv, giftig
Der gebürtige Luxemburger mit portugiesischen Wurzeln, der bereits fünf A-Länderspiele absolviert hat, kam in dieser Spielzeit wegen seiner schulischen Belastung meist in der U19 der 05er zum Einsatz, hat dort drei Tore erzielt und vier Treffer vorbereitet. "Das ist für alle ein Riesending. Einen aus dem Jahrgang 2000 in der Bundesliga einzusetzen, wünscht man sich einfach. Und der Trainer stellt ihn ja nicht umsonst auf. Man sieht's im Training, wie Leandro das umsetzt. Das ist alles sehr positiv", erklärte der Sportvorstand.
Für einen solch jungen Spieler sei es natürlich schwierig gewesen, bei seinem Debüt bereits zur Halbzeit mit 1:4 hinten zu liegen, merkte der 05-Trainer an. "Trotzdem war er sehr fleißig, aktiv, giftig und mitverantwortlich dafür, dass wir zahlreicher Balleroberungen hatten. Für sein erstes Spiel war es sehr ordentlich." Schwarz hatte einen laufstarken Spieler im Zentrum neben Kunde Malong stellen wollen, weil Jean-Philippe Gbamin nach einer Magen-Darm-Infektion nur eine Trainingseinheit hatte absolvieren können und für die Startelf nicht in Frage gekommen war. Barreiro zeigte keinerlei Anpassungsschwierigkeiten, avanchierte mit 12,29 Kilometern auch zum insgesamt laufstärksten Mann auf dem Platz, und stellte zudem etliche Male sein Tempo, seine Zweikampf-Aggressivität und seine Umschaltqualitäten in den Vordergrund.
Unter dem eigenen Anspruch
"Die erste Halbzeit fand ich eigentlich gar nicht so schlecht von uns", sagte Daniel Brosinski nach der Niederlage. "Wir haben nur zu viele individuelle Fehler in der Umschaltbewegung gemacht, zu viele Bälle verloren und Leverkusen damit quasi zum Tore schießen eingeladen." Die Mannschaft könne und werde aus dieser Partie viel mitnehmen. Lernen, wie man es richtig machen sollte, betonte der Rechtsverteidiger. "Gerade gegen so eine Mannschaft mit dieser überragenden Konterqualität darfst du im eignen Ballbesitz nicht so viele Fehler machen. Es war ein Warnschuss. Ich hoffe, dass wir es nächste Woche wieder besser machen", sagte Brosinski.
Auf die von Schwarz gewählte Grundordnung mit der Dreierkette in der Abwehr wollte 05-Kapitän Stefan Bell die fünf, meist selbst eingeleiteten Gegentore nicht zurückführen. "Es lag nicht am System, das hat eigentlich gut funktioniert mit dem offensiven Anlaufen. Wir hatten auch direkt Balleroberungen und waren ja trotzdem mit drei Innverteidigern und zwei Sechsern, also mit genügend Leuten, hinten zur Absicherung. Wenn du Viererkette spielst, ist auch immer ein Außenverteidiger vorne, dann bist du auch nur mit drei Verteidigern hinten", sagte Bell. "Das Problem war vielmehr, dass die, die hinten waren, es einfach nicht gut gemacht haben. Das sollte nicht sein gegen eine Mannschaft, die das Kontern so liebt. Das ist in der Defensive nicht das gewesen, was wir an Anspruch an uns selbst stellen."