Spielbericht 23.12.2013 - 00:00 Uhr
Drei Punkte unterm Baum
Die Nullfünfer haben sich mit einer starken Vorstellung und einem dramatischen Auswärtssieg in die Winterpause verabschiedet. Das späte, aber hochverdiente 3:2 (0:1) beim Hamburger SV wirkte auf Mannschaft, Trainer und Offizielle wie eine vorzeitige Bescherung und sorgte allenthalben für strahlende Gesichter bei den Mainzern. Der Blick auf die Tabelle gestattet den Nullfünfern ein besonders entspanntes Weihnachtsfest: Platz neun und 24 Punkte können sich in der Tat sehen lassen.
Die Nullfünfer packten in dieses finale Auswärtsspiel des Jahres noch einmal alles an Leidenschaft und Emotionen, was sie im Köcher hatten. Trainer Thomas Tuchel hatte die Partie als Pokalspiel stilisiert mit dem klaren Ziel, als Sieger den Flieger zurück in die Heimat zu besteigen. „Ein K.O.-Spiel schärft immer noch einmal die Sinne, ist eine emotional andere Herangehensweise, die zusätzliche Aufmerksamkeit und Kraft freisetzen kann“, sagte Tuchel. „Wir wollten unbedingt gewinnen. Wir wussten alle, dass sich 24 Punkte zum Abschluss der Hinrunde viel besser anfühlen würden als 21. Das macht für uns einen großen Unterschied.“
Diese Entschlossenheit demonstrierten die Nullfünfer über die kompletten 90 Spielminuten. Die spezielle Dramaturgie beinhaltete auch Rückschläge, die es zu überwinden galt. Als die Gäste nach zwanzig ausgeglichenen, temporeichen Minuten gerade die Zügel des Handelns an sich rissen, fingen sie sich durch einen schönen Konterzug des HSV den 0:1-Rückstand ein. Als sie die Partie durch Treffer von Shinji Okazaki und Nicolai Müller unmittelbar nach dem Seitenwechsel gedreht hatten, schienen die Mainzer den Liga-Dino mit ihren Spielzügen auseinander zu nehmen, verpassten bei Großchancen aber den dritten Treffer. Stattdessen kam der HSV durch Rafael van der Vaart zehn Minuten vor Schluss zum glücklichen Ausgleich.
Doch Fortuna schlug sich final doch noch auf die Seite der an diesem Nachmittag besseren Mannschaft. Die Nullfünfer waren nach dem Platzverweis gegen Rincon (82.) wieder am Drücker und fanden noch die entscheidende Lücke. Zdenek Pospech bediente in der zweiten Minute der Nachspielzeit Shinji Okazaki, der sich den Ball mit akrobatischer Annahme selbst vorlegte und zum umjubelten Siegtreffer abschloss.
Der Japaner untermauerte mit seinen Saisontoren sieben und acht sowie seiner ersten (!) Torvorbereitung in 79 Ligaspielen seine blendende Form. „Shinji definiert sich immer ausdrücklich über seine Torerfolge, aber nur aus der Perspektive, weil er damit der Mannschaft helfen möchte. Er ist aber vor allem auch mit seiner Laufleistung und seinem Fleiß ein wichtiger Faktor für die Mannschaft“, lobte Tuchel. Okazaki hat damit in der internen Torjägerliste zu Nicolai Müller aufgeschlossen, der sich seit Wochen trotz einer schmerzhaften Sprunggelenksverletzung zu großen Laufleistungen aufschwingt und in Hamburg mit einem Treffer belohnt wurde.
Beide Offensivspieler sicherten der Mannschaft den Ertrag für eine erneut geschlossene Leistung. Die Mainzer dominierten fußballerisch, hatten 60 Prozent Ballbesitz und kreierten Torchancen. Im Gegenzug gestatteten den durchaus engagierten und leidenschaftlichen Hamburgern, immerhin ausgestattet mit der aktuell fünfterfolgreichsten Offensive der Bundesliga, kaum eine Torchance aus dem Spiel heraus. Bereits eine Woche zuvor beim 0:0 gegen Borussia Mönchengladbach hatten sich die Nullfünfer Bestnoten für eine aufopferungsvolle und kluge Defensivleistung verdient. Eine als Mannschaft, aber auch beim Blick auf manche individuelle Leistung (stellvertretend seien hier die jungen Johannes Geis und Stefan Bell genannt) beachtliche Entwicklung, berücksichtigt man die gewollten und (durch Verletzungen) ungewollten Umstrukturierungen im Kader vor und im Verlauf der Saison.