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Profis 21.09.2019 - 20:27 Uhr

„Du hattest das Gefühl, dass hier ein Punkt zu wenig ist“

Wagner: „Wir haben glücklich gewonnen“ - Schalke-Trainer hatte nicht mehr mit dem Siegtreffer zum 2:1 gerechnet / Schröder: „Dass du hier mit null Punkten rausgehst, ist frustrierend“

News DetailansichtNiederlagen sind immer unerfreulich. Besonders in Spielen, in denen deutlich mehr möglich gewesen wäre. Als „unfassbar ärgerlich“, bezeichnete Rouven Schröder deshalb die 1:2-Niederlage am Freitagabend im Auswärtsspiel beim FC Schalke 04. „Dass du hier mit null Punkten rausgehst, ist frustrierend. Du darfst hier nicht als Verlierer vom Platz gehen. Das kann nicht sein“, erklärte der Sportvorstand des 1. FSV Mainz 05.

Der neuerliche Tiefschlag für das Team von Sandro Schwarz kam in einem Moment, in dem kaum noch jemand unter den 58.687 Zuschauern in der Veltins Arena damit gerechnet hatte. Zu klar, zu dominant waren die Mainzer in dieser zweiten Hälfte. Nach dem herrlichen Drehschuss-Treffer von Karim Onisiwo nach Vorarbeit von Jean-Paul Boëtius, mit dem der Stürmer die Schalker Führung durch den ehemaligen 05er Suat Serdar ausglich, war die Frage nur, ob Zeit und eigene Konsequenz im Angriff noch für einen 05-Sieg ausreichen würden. 

„Nicht gesagt, dass wir das sind“

„Nach dem Ausgleich werden im Stadion viele gedacht haben, dass wir jetzt die drei Punkte mitnehmen“, sagte der 05-Trainer. Schalkes Coach David Wagner empfand ebenso. „Wenn mir in dem Moment einer die Frage gestellt hätte, wer schießt das nächste Tor, hätte ich nicht gesagt, dass wir das sind. Wir haben das Spiel glücklich gewonnen“, so der einstige 05-Stürmer.

Dass dem so war, lag am sicherlich brillanten Siegtreffer von Amine Harit, der auf Rechtsaußen freigespielt, 05-Verteidiger Aarón überlief, in Arjen-Robben-Manier parallel zum Strafraum abbog und unhaltbar für Robin Zentner ins lange Eck traf. Ein Geniestreich? „Er dribbelt auf die Abwehr zu. Da wünscht man sich schon, dass wir das Tor verhindern“, sagte Schröder missmutig. Der Sportvorstand, selbst gelernter Innenverteidiger, meinte damit wohl, dass einer der 05er, die das Unheil auf sich zukommen sahen, den Versuch hätte wagen sollen, sich dem Schützen entgegenzuwerfen. Zur Not auf Kosten eines Freistoßes. „Natürlich hätten wir es besser verteidigen können. Wir haben acht Meter vor dem Tor gestanden, gewartet, sind nicht durchgelaufen, um den Schuss zu blocken“, sagte Schwarz angefressen.

Aufs gesamte Spiel gesehen, lag es jedoch nicht an  schwacher Abwehrleistung. Die Mainzer ließen im Prinzip nur drei gefährliche Aktionen zu, die der Gastgeber in großer Effizienz zu zwei Treffern verwertete. Dass die 05er nicht mehr mitnahmen, lag daran, dass sie in der ersten Hälfte ihren eigenen Ansprüchen und Qualitäten nicht gerecht wurden. Und dass sie im zweiten Durchgang aus ihrer Überlegenheit zu wenige gefährliche Abschlüsse hinbekamen. „Unser ganz großes Problem war vor der Pause, dass wir aus den Umschaltbewegungen vieles haben liegen lassen, zu unsauber waren, im Positionsspiel zu unpräzise. Wir hatten ständig Balleroberungen. Dann haben wir den Querpass gespielt, quer, wieder und wieder quer, klong, war der Ball wieder weg“, beschrieb es der 05-Trainer. „Quer spielen bedeutet für den Gegner, dass er immer wieder die Zeit hat, vorwärts zu verteidigen.“ So entstand die Schalker Führung.

Doppelwechsel veränderte das Spiel

 „Wir sind uns alle darüber einig, dass die zweite Hälfte klar an uns geht, zumindest 40 Minuten davon“, sagte Schwarz, „dass wir sehr gut reagiert und das Spiel mit dem Doppelwechsel komplett auf unsere Seite gezogen haben.“ Der Coach nahm Kunde Malong vom Platz sowie Danny Latza, schickte Edimilson Fernandes auf die sechs und brachte mit Alex Maxim und Ridle Baku zwei neue Achter. Plötzlich war Zug in den Aktionen, Gegenpressing, mehr Präzision. Alles, was vorher gefehlt hatte.

„Du hattest das Gefühl, dass hier ein Punkt zu wenig ist“, so der 05-Trainer. „Wir hatten die totale Dominanz, Ausstrahlung, Ballsicherheit, Passschärfe, haben die Räume gefunden, waren in der Restverteidigung gut.“ Um jedoch mehr mitzunehmen, hätten die 05er mehr Abschlüsse wie beim 1:1 gebraucht. „Wir hatten so viele Optionen vor dem Sechzehner, wo wir nochmal quer spielen, noch mal quer und nochmal. Du willst von draußen reinschreien, schieß doch mal! Bei einer Aktion war es sehr auffällig. Da haben wir achtmal quer gespielt ohne Abschluss“, sagte Schröder. „Da waren unzählige Möglichkeiten, in denen wir hängen geblieben sind. Da ist zu viel verpufft: den Stürmer nicht getroffen, einen halben Meter zu hoch, einen halben Meter vorbei. Zu kompliziert“, schimpfte der Trainer. „Dann mit leeren Händen hier zu stehen, ist ein beschissenes Gefühl.“.