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Profis 09.10.2019 - 16:30 Uhr

"Ein außergewöhnlicher Spieler und Charakter"

Suat Serdar ist der dritte Spieler aus dem NLZ des FSV im A-Nationalteam - Sandro Schwarz beeinflusste die Entwicklung maßgeblich

Serdar-Jubel im Rhein-Main-Derby: Im November 2017 erzielte das Eigengewächs den Ausgleichstreffer beim 1:1 gegen Eintracht Frankfurt.

Wenn heute Abend um 20.45 Uhr in Dortmund das ewig prestigeträchtige Länderspiel zwischen Deutschland und Argentinien angepfiffen wird, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass wieder mal ein Spieler, der im Nachwuchsleistungszentrum des 1. FSV Mainz 05 ausgebildet worden ist, sein Debüt im Trikot mit dem Bundesadler auf der Brust gibt: Suat Serdar (22) hat am Bruchweg von der U12 bis zur U23 alle Jugendmannschaften durchlaufen und den Sprung zu den Profis geschafft. "Geil, richtig geil", kommentierte Sandro Schwarz die Nominierung seines Ex-Spielers. 

Die Freude darüber, dass nach den Weltmeistern André Schürrle (Spartak Moskau) und Erik Durm (Eintracht Frankfurt) nun ein weiterer 05-Jugendspieler in Joachim Löws Auswahl steht, war beim 05-Trainer besonders groß. Denn Schwarz hat die Entwicklung des 05-Talentes zum erfolgreichen Bundesliga-Profi wie kein anderer Trainer beeinflusst und vorangetrieben. Schwarz coachte den Mittelfeldspieler in der A-Jugend, in der U23 und bei den Profis bis zu Serdars Wechsel im Sommer 2018 für elf Millionen Euro zum FC Schalke 04.

Taktisch in vielen Bereichen stark

"Suat ist ein außergewöhnlicher Charakter, ein außergewöhnlicher Spieler", sagt der 05-Coach über seinen früheren Schützling. "Weil er immer alles gegeben hat. Egal, wo er gespielt hat, ob er bei den Profis war und runter zu der U19 kam oder ob er zur U23 ging, er hatte sofort das Trainingsleibchen an und dann das Trikot am Wochenende. Ihm war es völlig egal, in welcher Mannschaft er spielte, Suat wollte immer das Spiel gewinnen. Diese Mentalität ist herausragend. Die stetige fußballerische Entwicklung kam dazu, jetzt kommt mit seiner Erfahrung auch die Torgefahr hinzu."

Erstes Bundesliga-Tor: Im September 2017 traf Serdar beim ersten Bundesliga-Sieg von Sandro Schwarz, einem 3:1-Erfolg gegen Bayer Leverkusen.

Der 40-Jährige schätzte besonders die Vielseitigkeit des Deutsch-Türken. "Im flachen 4-4-2 konntest du ihn auch außen hinstellen, er konnte die Doppelsechs spielen. In der Raute war Suat gut auf der Achterposition, oder der zehn, wenn du in die Umschaltbewegung reinkommst. Nur nicht als alleiniger Sechser, ansonsten konnte er viele Bereiche bei uns abdecken. Er ist ein Spieler, der Dynamik und Energie hat und der vorne reinmarschieren möchte in die Box."

Serdar kam 2008 als Elfjähriger von Hassia Bingen nach Mainz. "Wenn du im Jugendbereich gegen diese Mannschaften spielst, fallen dir immer Spieler auf, die herausragen", sagt Volker Kersting, damals wie heute NLZ-Leiter am Bruchweg. "Das sind dann in diesem Alter meist Bewegungstalente, die gut kicken können. Suat hatte Tempo und konnte kicken." Der junge Binger spielte jedoch nicht im Mittelfeld, sondern war Mittelstürmer und Torjäger. "Das sieht man oft, dass die Talente als Angreifer beginnen und dann auf den Positionen weiter nach hinten rutschen", sagt Kersting. Weil in den jungen Jahrgangsteams die besten Kicker meist vorne hingestellt werden und die meisten Tore schießen.

Aufgewachsen am Bruchweg

Kersting: Aushängeschilder des NLZ

In Serdars Werdegang gab es einen kurzen Zeitpunkt, da stand die Karriere zumindest bei den 05ern etwas auf der Kippe. Im NLZ überlegten die Verantwortlichen, ob sie den Spieler übernehmen sollten, der in dieser Phase als 14-Järhiger etwas zu wenig aus seinen Möglichkeiten machte, was ebenfalls nicht ungewöhnlich ist. Der Spieler überwand diese Hürde, weil, wie Kersting betont, "es Klick gemacht hat in Suats Kopf". Der jetzige Profi packte den Sprung in die U16 zu Sören Hartung, spielte dann in der U17 unter dem heutigen DFB-Trainer Meikel Schönweitz, kam dann zu Schwarz in die U19. Als dieser zum U23-Coach aufrückte, kickte Serdar noch unter der Anleitung von Thomas Krücken bis zum Wechsel in den Männerbereich, wo Schwarz dann Serdars Weiterentwicklung forcierte.

"Suat ist immer ein außergewöhnliches Talent gewesen. Verbunden mit dieser Mentalität war es klar, dass er einen tollen Weg vor sich hat. Wir haben uns nie Gedanken über die A-Nationalmannschaft gemacht, aber es war absehbar, dass er mit der nötigen Förderung viel erreichen  kann. Das haben hier alle Beteiligten gut gemacht, in aller erster Linie aber er selbst mit seiner Bereitschaft. Jetzt ist er auf Schalke nochmal den nächsten Schritt gegangen", so der 05-Trainer, der Serdars Spielstil nachhaltig prägte.

"Wir haben uns hier alle sehr gefreut über diese Nominierung", sagt Kersting. "Solche Jungs sind die Aushängeschilder unseres NLZ."