Profis 28.08.2022 - 11:35 Uhr

Ein gebrauchter Tag

Svensson unzufrieden mit der Spielweise bei erster Saisonniederlage gegen Bayer Leverkusen / Schmidt: "Heute sollte es nicht sein"

Die 05ER verteilten gegen Bayer 04 zu viele Geschenke und bekamen selbst keine Top-Leistung auf den Platz.

Von den Anzeigetafeln in der MEWA ARENA prangte die komplette zweite Halbzeit über jene Zahlenkombination, die allen wehtat, die es mit Mainz 05 hielten, und das waren die meisten der 28.500 Zuschauer. 0:3 stand da hell erleuchtet seit der 41. Minute. Ein Ergebnis, das trotz aller Bemühungen im zweiten Durchgang Beststand haben sollte und das am Ende die erste Saison-Niederlage des 1. FSV Mainz 05 in der Bundesliga bedeutete. Dennoch gab es keine Pfiffe für die 05-Profis nach dieser Heimniederlage gegen das bis dahin sieglose Bayer 04 Leverkusen. Das Mainzer Publikum verabschiedete die eigene Mannschaft mit Applaus, verzieh dem Team von Bo Svensson damit die gravierenden Abwehrfehler bei allen drei Gegentoren und honorierte die nicht nachlassenden Bemühungen, sich gegen diesen dreifachen Punktverlust zu stemmen. "Ich fand es gut", sagte der Cheftrainer, der ansonsten wenig gut fand am Auftritt seiner Mannschaft.  "Die Fans haben ein gutes Gespür für die Situation gezeigt, das hat mich gefreut und es war positiv zu sehen."

Der Sportdirektor sprach später von einem gebrauchten Tag für den FSV. "Das Spiel ist schnell erklärt: Eins haben wir selbst gemacht, zwei haben wir ihnen aufgelegt. Wir haben es dem Gegner relativ einfach gemacht, so dass Leverkusen eigentlich eine sehr durchschnittliche Leistung gereicht hat, um hier 3:0 zu gewinnen. Viel anstrengen mussten sie sich nicht für die drei Tore“, sagte Martin Schmidt. "Das ist bitter für uns. Wenn man das ganze Spiel sieht, liegen wir in den meisten Statistiken vorne, Ballbesitz, Torschüsse und so weiter, aber wie man in der zweiten Halbzeit gesehen hat, hätten wir, glaube ich, auch noch 45 Minuten so weiterspielen können und hätten kein Tor hingekriegt. Heute sollte es nicht sein."

28.08.2022

Die PK nach #M05B04

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Keine Lösungen gefunden

Schmidt sprach von einem Spiel, "das wir schnellstens abhaken sollten. Wir müssen nach vorne schauen, weil wir es viel besser können.  Der Gegner hat uns überrascht mit der Fünferkette. so haben die seit anderthalb Jahren nicht gespielt unter Gerardo Seouane. Sie sind entsprechend tief gestanden, haben uns die Tiefe und die Räume genommen, das Zentrum verdichtet. Und wir fanden in der ersten Halbzeit keine Lösungen, um an den Sturmsitzen vorbei dahinter in die freien Räume zu kommen, sind immer wieder hängen geblieben. Das hat ihrem Konterspiel in die Hände gespielt." Tragischer noch sei jedoch die verpasste eigene Führung gewesen. "Mit der Riesenchance von Angelo Fulgini hätte es ein anderes Spiel geben können. Spätestens nach ihrem 2:0 wussten wir, jetzt wird es sehr schwierig. Und so schwierig wurde es auch."      

Bereits nach sechs Minuten scheiterte Fulgini nach einer Widmer-Flanke im Zentrum aus kürzester Distanz an Lukas Hradecky. Wenig später vergab Silvan Widmer selbst die klarste Führungsmöglichkeit. Dann brach Unheil herein über die Mainzer. Das 0:1 konnte noch als unglücklich durchgehen, weil Exequiel Palacios nach einer abgewehrten Ecke ungestört vom Strafraumeck schießen durfte, Jonathan Burkardt kurz vor der Linie der Ball ans Bein und von dort unhaltbar für Robin Zentner ins Tor sprang.

Überzahl-Zweikampf verloren und verspekuliert

Was danach geschah, nannte Widmer später "nicht ganz bundesligawürdig von uns." Moussa Diaby nahm kurz hinter der Mittellinie mit einer einfachen Körperdrehung Maxim Leitsch aus dem Spiel, der absichernde Alexander Hack verspekulierte sich, Diaby war nicht mehr zu halten, legte quer auf Jeremie Frimpong, der auf 2:0 für die Gäste erhöhte. "Wenn Diaby und Frimpong ins Tempo reinkommen, steht jede Innenverteidigung der Bundesliga im Schilf", sagte Schmidt. "Wir waren zu zweit gegen einen Stürmer, verlieren den Zweikampf, und der zweite Innenverteidiger spekuliert noch", stellte Svensson fest. "In Überzahl sollte man so einen Zweikampf eigentlich gewinnen." Frimpong setzte dann sogar noch einen drauf und nahm das nächste Mainzer Gastgeschenk dankbar an. Maxim Leitschs Fehler leitete das 0:3 ein. Der Trainer nahm seinen Neuzugang aber in Schutz. Leitsch habe bisher super gespielt, "heute war er nicht  so top, aber da war er bestimmt nicht der einzige", sagte der 43-Jährige. "Wir haben ein Eigentor gemacht, die anderen beiden Treffer waren aber noch mehr Eigentore“, sagte der Däne, dem  das Spiel seines Teams auch schon vorher nicht gefallen hatte.

05-Cheftrainer Bo Svensson war insgesamt unzufrieden mit dem Auftritt seiner Mannschaft.

"Nicht das Gesicht, das wir sehen wollen"

"Wir waren mit dem Ball sehr schlecht. Uns haben überall und in allen Phasen des Spiels ein paar Prozent gefehlt. Wir waren nicht da und haben nicht das Gesicht gezeigt, das wir gerne sehen wollen." Er sei allgemein mit der Leistung nicht zufrieden. "Dass du eine Überzahl ausspielen musst auf der ersten Linie, das ist in der Bundesliga immer so, das musst du schon schaffen. "Die Spielweise, wie wir angelaufen sind, wie wir das Spiel aufgebaut haben, war nicht gut. Wenn der Gegner so steht wie Leverkusen, dann müssen wir im Spiel mit Ball besser sein als wir es heute waren."

Der 05-Trainer wechselte in der Pause durch, um mit neuem Personal vielleicht doch noch auf Kurs zu kommen. Die Mainzer taten auch alles dafür, an Einsatz und Mentalität mangelte es ihnen nicht. "Fakt ist aber", sagte Svensson, "dass wir auch in der zweiten Halbzeit nicht sehr viel besser geworden sind mit dem Ball. wenn du vorne zwei gegen vier oder fünf stehst, ist es schwer gegen die tiefstehende Abwehr, deswegen müssen die Spieler, die das Spiel antreiben, es besser machen, mehr Ideen und Präzision entwickeln."

Herausfinden, an was es gelegen hat

Schmidt milderte die Kritik des Trainers etwas ab. "In der zweiten Halbzeit haben wir alles unternommen, das war auch charakterlich eine gute Reaktion. Es war ein dominantes Spiel, aber der Gegner hat gut gestanden nichts zugelassen, unserem Spiel die Tiefe genommen und es damit außer Kraft gesetzt. Sie haben nicht mehr viel getan, aber sie Sie haben uns das Umschaltspiel genommen. Wir konnten selten Angriffe aus der Balleroberung heraus starten, nur aus eigenem Ballbesitz", so der 05-Sportdirektor.

"Wir haben jetzt sieben Punkte aus vier Spielen. Da stehen wir noch recht gut da. Wir hatten im ersten und dritten Spiel etwas Spielglück, heute nicht. So etwas kann passieren. Heute ist es passiert. Das kann das Team wegstecken. Jetzt wissen wir, was auf uns zukommt: 100 Prozent Fokus und Konzentration auf unsere Inhalte." Oder wie der Trainer erklärte: "Wir müssen herausfinden, an was es gelegen hat, damit wir es in den nächsten zwei Spielen in Gladbach und in Hoffenheim (Hier gibt's Tickets), die auch nicht so einfach werden, besser machen."