Profis 27.12.2018 - 14:00 Uhr
Ein rundes Bild abgegeben
Schwarz zieht positives Vorrundenfazit: "Wir haben aber auch das Gefühl, dass es definitiv mehr Punkte hätten sein können"
Der Zufall hat es so gewollt, dass die Konstellation zum Jahresabschluss in der Bundesliga identisch war mit jener Phase der vergangenen Saison, die besonders kritisch in Erinnerung geblieben ist: Zwei bittere Niederlagen innerhalb weniger Tage im Viertelfinale des DFB-Pokals gegen Eintracht Frankfurt und in der Liga bei der TSG Hoffenheim. Zehn Monate später, nach dem spektakulären 2:2 im Rhein-Main-Derby und dem 1:1 in Sinsheim, stellt sich die Gefühlslage beim 1. FSV Mainz 05 komplett anders dar. "Wenn man bedenkt, wie wir damals hier standen, ist es eine sehr beachtliche Entwicklung, die wir genommen haben in diesem Jahr", sagte Sandro Schwarz nach dem hart erkämpften Unentschieden zum Ende der Vorrunde.
"Damals hatten wir den Tiefpunkt erreicht", sagte der Coach. "Es hätte es sicher keiner für möglich gehalten, wohin wir uns jetzt bewegen, dass wir heute auf einem solchen Stand sind." Nach diesem denkwürdigen 2:4 am 10. Februar in Sinsheim holten die 05er 16 Punkte, bewältigten erfolgreich einen knallharten Abstiegskampf, beendeten die Saison mit 36 Zählern auf Platz 14, setzten in der nun abgelaufenen Serie 21 Punkte drauf, vier mehr als in der Vorsaison. Platz zwölf. Sieben Zähler Vorsprung auf den Relegationsplatz, zehn auf einen Abstiegsrang, Mittelfeld der Liga.
Die Dinge noch besser machen
Neben der sportlichen Situation hat sich aber auch das Zusammenspiel mit den Fans komplett verändert. Im letzten Heimspiel in der OPEL ARENA hatten die Anhänger die 05-Profis für eine weitere außergewöhnlich gute Vorstellung gefeiert, auch wenn es nicht zum Derby-Sieg gereicht hatte. In Hoffenheim, wo im Februar noch eine Kluft zwischen Fans und Team spürbar gewesen war, sorgten die rund 2000 Mainzer Anhänger mit ihrer Choreo für bundesweite Aufmerksamkeit, als sie zum Leuchten Hunderter Handy-Taschenlampen "Last Christmas" sangen. Die Spieler verschenkten zum Dank spontan ihre Ausrüstung, der Klub spendierte Glühwein und Bratwurst.
Julian Nagelsmann betonte nach der Partie, demütig und nüchtern betrachtet müsse sein Team neun Punkte mehr auf dem Konto haben, "mit etwas weniger Demut dürften es auch zwölf oder 13 sein", sagte der Hoffenheimer Trainer. Schwarz hingegen mochte die eigene Punktausbeute nicht mit Zahlen unterfüttern. "Wir haben aber schon auch das Gefühl, dass es definitiv mehr Punkte hätten sein können", erklärte der 40-Jährige. "Das ist schon ein rundes Bild, das wir abgegeben haben in dieser Vorrunde. Mit dem Wissen, dass wir die Dinge noch besser machen können. Doch mit der Art und Weise, wie wir auftreten, mit dem Verhalten auf dem Platz, mit der spielerischen Qualität sind wir sehr zufrieden."
Es sei beachtlich, wie die Mannschaft inzwischen auftrete. "Wir haben uns im Sommer zusammengesetzt und die richtigen Schlüsse aus dem ersten Jahr gezogen. Wir mussten Veränderungen vornehmen, was die fußballerischen Qualität angeht." Die 05er haben eine Mischung gefunden aus erfahrenen Bundesligaspielern und hungrigen Talenten. Spielern aus dem eigenen Nachwuchs und jungen Neuzugängen, die alle ihr großes Potenzial eint, die das Team qualitativ verbessert haben. Fünf der Neuverpflichtungen sind auf Anhieb Stammspieler und Leistungsträger geworden. "Es ist herausragend, als Gruppe so schnell zusammenzufinden", sagte der Trainer. "Wir haben auch schwierige Momente in dieser Vorrunde gehabt, fünf Spiele ohne ein eigenes Tor. Die Mannschaft hat aber in dieser Zeit trotzdem vernünftig gespielt und sich herausgekämpft."
Wichtiger Faktor Raute
Das Team befinde sich auf einem sehr guten Weg, was die Widerstandskraft angehe, in schwierigen Phasen dagegenzuhalten und aufrecht zu bleiben von der Körpersprache her. "Das zeichnet uns als Gruppe aus. Wir hatten viele besondere Momente in den Heimspielen. Das war schon oft Spektakel. Die Jungs haben in vielen Phasen gezeigt, welche Qualität in ihnen steckt. Die Technik unter Druck, die Präzision ist besser geworden, die ganze Spielweise."
Ein wichtiger Schritt in der Entwicklung war die Umstellung vom flachen 4-4-2 oder dem 4-3-3 auf die Grundordnung mit der Raute. "Wir haben uns gefragt, wie wir mehr Torgefahr erzielen können", erzählte Schwarz. Um nicht auf einen der starken zentralen Mittelfeldspieler verzichten zu müssen, habe man sich für die Raute entschieden. "Beim 0:0 gegen Hertha haben wir schon gemerkt, dass es uns gut tut von der Raumaufteilung, so Fußball zu spielen. Du brauchst dafür gute Fußballer im Zentrum, die auch gut verteidigen können. Die in engen Räumen die richtige Entscheidung treffen, dazu zwei Stürmer, die immer den Ball annehmen können, damit du nachschieben kannst. So wurde das Puzzle nach und nach zusammengestellt."
Auf dieser Basis will Schwarz im neuen Jahr aufbauen. "Wir habe da klare Prinzipien für uns festgelegt. Unser Anker muss immer sein, dass die Leute merken, die Mannschaft verausgabt sich komplett und besitzt Widerstandsgeist. Dazu kommen die inhaltlichen Dinge: Zug zum Tor, Tiefgang, Kettenverhalten, Quer- und Rückpässe sowie den Gegner am Flügel besser zu verteidigen. Das sind Dinge, die wir in der kurzen Vorbereitung auf die Rückrunde angehen." Die Arbeit beginnt mit dem ersten Training am 3. Januar.