05ER Fußballschule 15.07.2016 - 16:15 Uhr
Eine ganz besondere Begeisterung
Christof Babatz und drei Ex-Profis leiten das Camp der 05er Fußballschule in Vail
Christof Babatz kennt Mainz 05 noch aus der Jahrtausendwende. Bruchwegstadion mit staubiger Gegengerade, Schimmel in der Umkleidekabine, eine Handvoll Festangestellter … Die einstige graue Maus hat seitdem einen wundersamen Wandel zum Vorzeigeklub vollzogen. Diesen modernen FSV gestaltet der 41-jährige Ex-Profi als Leiter der 05er Fußballschule mit, in der sich alle fußballbegeisterten Kinder im Alter von 6 bis 14 Jahren unter dem Logo der Nullfünfer in Camps ihrer Leidenschaft hingeben können. Parallel zum Trainingslager der Profis und dem Soccer Camp in Colorado Springs leitet Babatz in diesen Tagen gemeinsam mit den ehemaligen 05-Profis Fabrizio Hayer, Thomas Zampach und Daniel Gunkel das Camp der 05er Fußballschule in Vail. Wir haben ihn uns für ein kurzes Interview geschnappt.
Wie läuft euer Camp in Vail?
Babatz: „Überragend, wir sind schwer begeistert. Wir haben hier 130 Kinder am Start und einen Rasenplatz für uns. Für die Kinder ist das hier etwas ganz Besonderes, für uns aber auch.“
Vail kennen wir nur als Skiort, wie sind die Bedingungen dort für euch?
Babatz: „Die Landschaft ist ein Traum. Du stehst hier auf dem Trainingsplatz, um dich herum sind nur Berge, die bis über 4.000 Meter gehen. Wir haben jeden Tag strahlenden Sonnenschein und blauen Himmel. Da Vail auf 2.500 Metern liegt, ist eine sportliche Betätigung aber sehr anstrengend, du bist sehr schnell außer Puste. Und Sonnenschutz solltest du hier auch nicht vergessen aufzutragen.“
Wie sind eure Trainingsgruppen zusammengesetzt, sind viele Touristen unter den Kindern?
Babatz: „Gar nicht, die Kids sind überwiegend Einheimische. Wobei das nicht heißt, dass sie auch aus Vail sind. Eine Familie ist für diese Woche extra aus Las Vegas gekommen, das liegt etwa 1.000 Kilometer entfernt. Ein Mädchen fährt zweimal die Woche vier Stunden mit dem Auto hierher, also vier Stunden einfache Strecke. Und das für anderthalb Stunden Training am Tag. Solche Entfernungen sind für die Amerikaner nichts. Aber in diesem Fall ist die Motivation auch besonders hoch, das Mädchen steht vor einer Nominierung in ein US-Auswahlteam.“
Was trainiert ihr mit den Kindern?
Babatz: „Wir haben die Kinder aufgeteilt, vormittags erst die jüngeren Kids so etwa von sechs bis elf Jahren. Mit ihnen machen wir eher ein Grundlagentraining. Später kommen dann die etwas älteren Kinder, bei denen geht es dann im Training schon ans Eingemachte. Teilweise steckt da wirklich großes Talent in den Teilnehmern. Wir haben noch ein zweites Mädchen, das richtig gut ist und bald für eine US-Auswahl spielen könnte.“
Wie erlebt ihr die Kinder? Wie neugierig sind sie?
Babatz: „Am Anfang waren die Kinder sehr zurückhaltend. Wir haben im Vorfeld angekündigt, dass vier ehemalige Profis mit zusammen 1.000 Bundesligaspielen als Trainer zum Camp kommen. Vielleicht hatten die Kids da am Anfang etwas viel Respekt. Aber das hat sich schnell gelegt. Mittlerweile ist die Stimmung großartig und sehr herzlich, High five und Umarmungen eingeschlossen.“
Haben die Kinder einen Bezug zu Mainz 05?
Babatz: „Wir haben drei Kinder im Camp, die im April bereits mit Justin Rose, dem Organisator der gesamten Reise nach Colorado, in Mainz waren. Die wissen natürlich ganz genau über Mainz 05 bescheid. Bei den anderen Kindern wachsen die Kenntnisse mit zunehmendem Alter, weil sie dann auch häufiger mal die Bundesliga im Fernsehen schauen. Aber konkret über die einzelnen Klubs der Bundesliga wissen sie nicht viel, vielleicht ein wenig über den FC Bayern und ein paar Nationalspieler.“
Wie habt ihr die Trainer ausgewählt? Als 05-Fan schwelgt man bei diesen Namen in Erinnerungen …
Babatz: „Wir achten bei der 05er Fußballschule bewusst auf die Präsenz von ehemaligen Profis, weil dies unsere Arbeit für den Verein wesentlich authentischer macht. Wir wissen, worüber wir reden, wenn wir Mainz 05 vermitteln wollen. Beim Trainerteam für die Colorado-Tour waren natürlich Sprachkenntnisse wichtig und das Gefühl, dass die Gruppe zusammenpasst. Bei 130 Teilnehmern und vier Trainern muss es untereinander einfach stimmen. Und da muss ich den drei anderen Jungs ein großes Kompliment machen. Ich bin begeistert, wie sie sich hier präsentieren.“
Die Fußballschule ist überall unterwegs, in der Region Mainz, deutschlandweit und international, beispielsweise gerade an der Nordsee, zuletzt in Polen und bald wieder in Japan. Was unterscheidet das Camp in Vail von den anderen?
Babatz: „Der logistische Aufwand in der Planung und Durchführung ist schon groß. Und im Ausland ist auch die Sprache immer eine Herausforderung. Dafür ist die Begeisterung der Kinder für den Fußball schon besonders.“
Bekommt ihr eigentlich mit, was in der Air Force Academy bei den Profis so passiert?
Babatz: „Leider sehr wenig. Die Profis und das andere Camp sind drei Autostunden entfernt, da ist in der Trainingswoche von beiden Seiten kein persönlicher Kontakt möglich. Die Nähe zu den Profis, die das andere Camp in der Air Force Academy hat, die wäre hier für die Kinder ein echtes Highlight und eine zusätzliche Motivation.“
Was macht ihr außerhalb der Trainingszeiten?
Babatz: „Wir pflegen einen regelmäßigen Austausch mit den Eltern der Kinder, um ein Feedback für unser Camp zu bekommen. Wir Trainer verbringen die freie Zeit oft miteinander, gehen zusammen essen. Aber nach Stunden in der Sonne und nach sportlicher Betätigung in der dünnen Luft bis du am Abend auch einfach müde.“