Profis 05.07.2019 - 18:00 Uhr

Einfach etwas überspielt

Stefan Bell kommentiert die für ihn unglückliche Saison-Schlussphase und sagt: "Ich bin fest entschlossen, mir meinen Platz zurückzuholen"

In der Sommervorbereitung will Stefan Bell seinen Anspruch auf einen Platz in der Startelf untermauern.

Die letzten sieben Bundesligaspiele der abgelaufenen Saison absolvierte das Team des 1. FSV Mainz 05 ohne seinen Vize-Kapitän. Aus sportlichen Gründen, wie Sandro Schwarz mehrfach betonte. Nach der ersten Trainingswoche in der Vorbereitung auf die neue Spielzeit hat sich Stefan Bell nun in einer Medienrunde am Bruchwerg zu seiner Situation im 05-Kader geäußert. Die zurückliegende Runde sei wirklich nicht seine stabilste gewesen, so der 27-jährige Innenverteidiger. "Ich bin jetzt aber wieder voll da auf dem Platz und habe den Anspruch zu spielen."

Es war das Thema im Saisonfinale. Stefan Bell, der 2007 als Jugendlicher zum NLZ am Bruchweg kam, vor zehn Jahren mit der U19 des FSV Deutscher Meister wurde und inzwischen 177 Bundesligaspiele für seinen Verein absolviert hat, verlor seinen Stammplatz. Groß geäußert hat sich der Profi dazu lange nicht. "Das Wichtigste war, den Klassenverbleib früher gesichert zu haben als in den Jahren davor", sagte Bell am Freitag. "Deshalb habe ich mich auch nicht geäußert. Es ging darum, Punkte zu holen als Mannschaft. Es wäre unangemessen gewesen, einen anderen Schwerpunkt zu setzen als den sportlichen." Die eigene Befindlichkeit in den Vordergrund zu stellen, sei nicht seine Sache.

Nicht die stabilste Saison

Das Ganze sei auch weniger problematisch gewesen als es vielleicht ausgesehen habe. "Intern war immer alles klar für alle Seiten, wir hatten offene Gespräche. Der Trainer wusste, was meine Meinung ist. Dass dann in den Medien darüber geschrieben wird, muss ich aushalten als Profi. Ich hätte natürlich gerne weiter gespielt, das ist doch klar. Es war aber schon so, dass es nicht meine stabilste Saison war. Ich habe fünf Jahre am Stück immer gespielt und diese Rückrunde war eine der schwächeren. Dann war einfach mal der Punkt da, dass der Trainer gesagt hat, der Hacki kriegt jetzt mal seine Chance. Das war auch okay. Ich habe mich zudem gefreut, dass am Ende Niko nochmal spielen konnte."

Alexander Hack kam für Bell ins Team, gegen Freiburg und am Ende gegen Hoffenheim spielte Niko Bungert in der Viererkette. "Für mich war es sicher schwierig und ungewohnt", so Bell. "Vielleicht hat es mir aber auch mal ganz gut getan, mich zu erholen nach den Jahren in vorderster Linie. Ich bin damit absolut im Reinen."

Vielleicht sei er irgendwann nach den harten Abstiegskämpfen der vergangenen Jahre einfach auch vom Kopf her erschöpft gewesen. "Deshalb war es vom Trainer auch vielleicht die richtige Entscheidung, mich rauszunehmen. Man merkt es oft erst nachher und denkt mit Abstand anders darüber, dass es doch sehr anstrengend ist, fünf Jahre lang jede Woche auf dem Feld zu stehen in der Bundesliga. Ich glaube, es war gut, dass ich mal durchatmen konnte." Es gebe keine tieferliegenden Gründe, keine Einstellungsprobleme oder körperliche Schwierigkeiten. "Ich denke, ich war einfach etwas überspielt."

"Keiner, der panisch wegläuft"

Der Gedanke, den Verein zu wechseln (Bell hat Vertrag bis 2020) sei ihm nicht gekommen, weil man einen sehr guten Umgang miteinander pflege und "weil ich keiner bin, der panisch wegläuft, wenn er mal draußen ist. Dafür bin ich Sportler genug, um zu sagen: 'jetzt erst recht'."

Die Sommerpause mit zwei Wochen auf Reisen und mit handwerklicher Arbeit beim Ausbau des Vereinsgeländes des FV Vilja Wehr in der Eifel, wo der 05-Profi seit Jahren als Präsident amtiert, haben Bell den Kopf frei gemacht. In der ersten Trainingswoche wirkte der Abwehrspieler sehr fokussiert, zweikampfstark und leistungsbereit. Bell wirkt wie jemand, der sich etwas vorgenommen hat. "Ich habe fünf Jahre lang gespielt, hatte fast nie mit Verletzungen zu tun. Ich habe so viel Selbstvertrauen, dass es dieses Jahr wieder so werden kann. Der Coach sagt, es gehe um Leistung, die Besten sollen spielen. Ich sehe da ganz normal meine Rolle im Kader und bin fest entschlossen, mir meinen Platz zurückzuholen." Das Amt des 05-Kapitäns spiele dabei eine sekundäre Rolle. "Ich will kein Plädoyer halten für mich. Mir geht es eher darum, auf dem Feld zu stehen und auf dem Platz meine feste Roll zu haben. Außerhalb übernehme ich sowieso Verantwortung für einige Dinge rund um die Mannschaft. So, wie in den vergangenen Jahren auch."