Profis 09.08.2021 - 13:10 Uhr
"Drangeblieben": Mainzer Glaube zahlt sich aus
Nach der Nervenschlacht in Elversberg zollt Cheftrainer Svensson seinem Team Respekt & zeigt sich gleichzeitig vom Auftritt des Gegners beeindruckt
Die erste Hürde ist genommen: Beim Pokalkrimi in Elversberg, den die Mainzer erst im Elfmeterschießen zu ihren Gunsten entschieden, wurden die Nerven der 2600 Zuschauer – darunter 462 mitgereiste 05ER – eine Woche vor dem Bundesliga-Auftakt gegen RB Leipzig auf eine harte Probe gestellt. "Am Ende sind wir natürlich verdient weiter, aber es sah auch ein paarmal so aus, als ob es nicht unser Tag werden sollte", ordnete FSV-Cheftrainer Bo Svensson auf der Pressekonferenz nach dem Spiel den knappen Sieg ein und sprach dem drei Ligen tiefer spielenden Gegner ein Lob aus: "Kompliment an Elversberg für diese Leistung, das war aller Ehren wert."
Die 05ER waren gewarnt: Dass die Pokalpartie gegen den Regionalligisten kein Sonntagsspaziergang werden würde, hatte Svensson vor dem Spiel eindrücklich betont. Schließlich ging es um ein K.O.-Spiel, in dem das Pendel schnell in beide Richtungen ausschlagen kann. "Bist du einmal nicht auf der Höhe, bist du raus. Es gibt keine zweite Chance", hatte der Däne gewarnt. Mit dem SV Darmstadt 98, SV Werder Bremen, der SpVgg Greuther Fürth und Eintracht Frankfurt mussten in der ersten Runde gleich mehrere Favoriten diese Erfahrung machen und überraschend die Segel streichen.
Eine Frage der Mentalität
Auch die Mainzer Auswärtspartie bei der SV Elversberg sollte sich als hohe Hürde erweisen, auch wenn sich die 05ER, wie zu erwarten, beinahe durchweg das tonangebende Team waren und mit offensivem Powerplay überzeugten. Viel Ballbesitz, ein fokussierter und konzentrierter Auftritt, zahlreiche Möglichkeiten – einzig der Ball wollte nicht ins Elversberger Tor. Bis zum ersten Gegentreffer habe man es gut gemacht und sei drückend überlegen gewesen, so Svensson: "Mehr Torchancen, als wir uns heute in den ersten 70 Minuten herausgespielt haben, kann man nicht erwarten", fand der Mainzer Cheftrainer, der allein drei Alu-Treffer seines Teams registrierte. "Ich war oft genug bei solchen Pokalspielen dabei. Klar müssen wir früher in Führung gehen, dann kann es auch passieren, dass wir das Spiel souverän zu Ende bringen - das haben wir versäumt. Beim Stand von 0:0 lebt der Gegner immer."
Dass auch die Mainzer leben und mit Rückständen umgehen können, zeigten sie nach dem ersten Tor von Luca Schnellbacher, das den Spielverlauf auf den Kopf stellte. "Dann liegst du hinten und musst versuchen, den Ausgleich zu erzielen – das haben wir sehr geduldig gemacht und dann auch verdient zum 1:1 getroffen", lobte Svensson die Einstellung seines Teams und auch Neuzugang Anton Stach hob die Mainzer Willensstärke hervor, zumal Schnellbacher in der 110. Minute für die erneute Elversberger Führung gesorgt hatte. "Gerade, wenn man so spät hinten liegt zwei Mal und zwei Mal zurückkommt, dann ist das eine Frage der Mentalität der Mannschaft", so der eingewechselte Doppelvorlagengeber nach seinem gelungenen 05-Pflichtspieldebüt.
Neuzugang Stach hat "Lust auf mehr"
Zum Helden des Tages und Spieler des Spiels avancierte mit Jonny Burkardt aber ein anderer 05ER, der sinnbildlich für die Mainzer Leistung stand. Unzählige Male war das 21-jährige Eigengewächs der Rheinhessen vor dem gegnerischen Tor aufgetaucht und allmählich an Pfosten, Latte und Elversberg-Schlussmann Frank Lehmann verzweifelt. "Das ist etwas, von dem Jonny weiß, dass er daran arbeiten muss. Aber der Junge hat Qualität und gewinnt auch an Mentalität – ich fand die Leistung gut. Er hätte aber auch schon früher die Tore für uns machen können", kommentierte Svensson den Auftritt seines Stürmers, der trotz Chancenwucher weiter alles in die Waagschale warf.
"Er ist trotz der vergebenen Torchancen drangeblieben, hat uns dann zweimal gerettet und seinen Elfmeter reingemacht" betonte Svensson die für ihn entscheidenden Kriterien. Der Doppelschütze selbst brachte es nach Spielschluss schließlich auf den Punkt: "Wir gehen am Ende als glücklicher Sieger aus dem Spiel, haben aber immer an uns geglaubt und sind drangeblieben. Wir haben die Köpfe nie hängen lassen." Nach dem Elfmeterspektakel mit glücklichem Ausgang für die Mainzer durfte sich auch Neuzugang Stach freuen: "Für mich war es ein super wildes Debüt, das macht Lust auf mehr, auch mit den Fans. Das war ein cooles Gefühl."
Bis zu seinem ersten Auftritt vor Fans im eigenen Stadion muss der 22-Jährige sich allerdings noch in Geduld üben. Am kommenden Wochenende ist der Neuzugang, ebenso wie eine Woche später in Bochum, gesperrt. Seine neuen Teamkollegen wird er im Duell mit RB Leipzig in der MEWA ARENA (Sonntag, 15. August, 15.30 Uhr) von der Tribüne aus anfeuern und erstmals am 28. August gegen Ex-Klub Greuther Fürth in der Liga spielberechtigt sein.