Profis 10.11.2019 - 18:00 Uhr
"Emotional tut das sehr weh"
05-Sportvordstand erläutert die Hintergründe der Trennung von Sandro Schwarz - Externe Nachfolge-Lösung angestrebt
Rouven Schröder trat am Sonntagmittag als verantwortlicher Sportvorstand des 1. FSV Mainz 05 vor die Presse, um die Hintergründe zu erläutern, die zur einvernehmlichen Trennung von Sandro Schwarz als Cheftrainer des Bundesligisten geführt hatten und um einen Tag nach der 2:3-Niederlage gegen Union Berlin den Blick vorne zu richten.
Nach außen hin bemüht, die Dinge in ihrer Rationalität darzulegen, wirkte der 44-Jährige dennoch tief betroffen, dass er nun letztlich die Entscheidung hatte treffen müssen, diesen Trainer freizustellen, der das 05-Gen wie kaum einer seiner Vorgänger in sich getragen hat. Der seit seiner Jugend ein 05ER und 05-Fan ist. "Die Entscheidung ist uns nicht leicht gefallen. Wir sind einen gewissen Weg zusammen gegangen. Ich verstehe meinen Beruf so, dass man seinem Trainer bedingungslos zur Seite steht und mit ihm in guten und schlechten Zeiten die Dinge bestreitet. Wenn dann so ein Punkt erreicht ist, an dem man sich einvernehmlich trennt, ist das nicht positiv und emotional etwas, was sehr weh tut", sagte Schröder.
Eine Niederlage für alle
"Ich war von Sandro als Cheftrainer und als Mensch überzeugt. Viele im Umfeld wissen es immer noch nicht, wie leidenschaftlich er diesen Verein gelebt und geliebt hat, seine Spieler gelebt und geliebt hat, sich jeden Tag den Arsch aufgerissen hat für diese Nummer hier", fügte Schröder innerlich bewegt und mit angegriffener Stimme hinzu. "Mir geht das nah, weil auch einige Spieler das noch einmal deutlich von mir hören mussten: Dass es für uns alle eine Niederlage ist und wir an einem Punkt sind, an dem sich jeder schleunigst hinterfragen sollte, wohin die Reise gehen soll."
Dennoch sei es notwendig gewesen, diesen Schritt nun zu vollziehen. Nach dem 0:8 von Leipzig habe man das Augenmerk auf die Mannschaft gelegt, viele Gespräche geführt. Das Team selbst habe sich zusammengesetzt und diskutiert. "Nach einem Spiel wie gestern ist die Enttäuschung dann natürlich noch größer. Wir haben uns deutlich mehr versprochen vom gesamten Auftritt der Mannschaft und haben gleichzeitig gespürt, wie sich die Situation im Inneren, aber vor allem im Äußeren darstellt, die ganze Unruhe", erklärte Schröder.
"Ich kann nicht sagen, es geht um den Verein und es dann nicht leben. Wir haben die Dinge besprochen und uns gefragt: 'Wie geht‘s weiter, was können wir besser machen, warum hat es nicht so funktioniert, wie wir uns das vorgestellt haben?' Und: 'Sind wir noch in der Lage, in dieser Konstellation weiter zu arbeiten? Bekommen wir die diese Geschlossenheit im ganzen Umfeld wieder hin?' Wenn jeder nur noch auf das Negative wartet, kommst du aus dieser Spirale nicht mehr raus. Wir haben immer gesagt, wenn wir nicht mehr hundertprozentig vom Ganzen überzeugt sind, dass wir diesen Schritt dann gehen und handeln müssen. Das war in diesem Fall dann so."
Lichte als Übergangslösung
Die Entscheidung sei dann am Sonntagmorgen vom Vorstand so getroffen worden. Schröder nahm danach allerdings auch die Mannschaft noch einmal extra in die Pflicht. "Es musste einfach alles noch mal auf den Punkt gebracht werden. Ich habe gemerkt, dass das Team im Schockzustand war. Es war keiner in der Kabine, den das nicht mitgenommen hat. Trotzdem bleibt es wichtig für jeden einzelnen Spieler, dass sie, egal, wer vor ihnen steht, ihren Job zu erledigen haben", sagte Schröder.
Schwarz verabschiedete sich danach von seinen Spielern. Nun beginnt ein neues Kapitel am Bruchweg. "Ab sofort sind wir auf der Suche nach einem neuen Cheftrainer", sagte der Sportvorstand. "Jetzt gilt es, den Blick nach vorne zu richten. Im Sinne des Vereins eine sehr gute Lösung zu finden und im Tagesgeschäft die Dinge wieder besser zu machen. Das ist unsere Aufgabe. Es ist für uns alle ein Warnschuss, denn es ist das, was wir nicht wollten. Eine solche Situation muss alle zum Nachdenken anregen."
Co-Trainer Jan-Moritz Lichte übernimmt ab sofort die Leitung des Trainings in der Länderspielpause. Schröder stellte jedoch klar, dass der Klub mit hoher Wahrscheinlichkeit eine externe Lösung in der Schwarz-Nachfolge sucht. "25 Sekunden nach Veröffentlichung der Mitteilung über die Trennung hat der erste Berater schon angerufen", berichtete der Sportchef. "Wir lassen uns da aber definitiv nicht drängen. Eine schnelle Entscheidung bringt nichts, wenn es nicht die richtige ist."