Profis 21.02.2018 - 10:00 Uhr
Erst die Entwicklung, dann die Quote
05-Trainer: Im Moment vorne gute Qualität - Zeit von Ujah wird kommen
In fünf der vergangenen sechs Auswärtsspiele hat der 1. FSV Mainz 05 jeweils zwei Treffer erzielt. Die beiden Tore von Robin Quaison bei Hertha BSC Berlin reichten dabei erstmals zu einem Auswärtssieg nach langer Durststrecke. Quaison war zudem der dritte 05-Stürmer, der in der jüngeren Vergangenheit einen Doppelpack im Spiel erzielte. Vor dem 24-Jährigen war dies Yoshinori Muto (gegen den VfB Stuttgart) und Emil Berggreen (in Hoffenheim) gelungen. "Wir haben im Moment vorne eine sehr gute Qualität", sagt Sandro Schwarz. Ein gutes Zeichen im Abstiegskampf.
Die Leistungen von Quaison, Berggreen, aber auch von Muto haben dazu geführt, dass Anthony Ujah im Augenblick nur auf Kurzeinsätze kommt. Was zum Teil auch daran liegt, dass der Nigerianer Trainingsrückstände und mangelnde Spielpraxis mitgebracht hat aus seiner Zeit in China. "Ich weiß, dass immer nur geguckt wird, wer in der Aufstellung ist", antwortet der 05-Trainer auf den Vorwurf, die sportliche Leitung der 05er habe vor der Transferperiode gesagt, nur Spieler verpflichten zu wollen, die dem Team sofort weiterhelfen und lasse Ujah nun auf der Bank schmoren. "Gleich helfen, bedeutet bei vielen immer, gleich spielen und am besten gleich fünf Tore machen. Tony Ujah hilft uns von Anfang an, weil er den Konkurrenzkampf im Angriff erhöht", betont Schwarz. Druck, der dazu führte, dass Muto in Hannover traf und gegen Stuttgart zweimal nachlegte.
Volles Vertrauen in Tony
"Man darf nicht vergessen, dass Ujah im November seine letzte Trainingseinheit absolviert hatte, bevor er zu uns kam. Und in diesem Zeitraum hat es Emil einfach richtig gut gemacht. Er hat sich so in den Vordergrund gespielt, dass er die Nase einen Tick vorne hat. Wir haben volles Vertrauen in Tony, und wir wissen, dass seine Zeit kommen wird", betont der 05-Trainer.
Zwei Jahre lang war Berggreen verletzt. Noch zu Beginn dieser Saison wusste niemand, ob der Däne überhaupt ein vollwertiger Bundesligaspieler werden könnte. Auch Quaison hat den endgültigen Durchbruch bei den 05ern erst nach sehr langer Anlaufzeit gepackt. Unter Schwarz ist der Schwede von der Außenbahn, wo es beim Stürmer zuvor selten richtig gut gelaufen war, in zentralere Rollen gewechselt, als Doppelspitze oder als hängender Angreifer. Das passt besser. "Robin ist vom Defensivverhalten sehr gut. Was seine Tiefenlauflaufwege angeht, ist er richtig gut. Er hat das Timing, ein ausgeprägtes Gefühl dafür, wann er in die Tiefe sprinten muss und auch wie beim ersten Tor in Berlin, wie er sich da durch bewegen kann im engen Raum. Er hat in den letzten Wochen eine sehr gute Entwicklung genommen", so Schwarz zufrieden. "Der Schlüssel bei ihm ist die Quote, die Torgefahr, an der wir arbeiten müssen. Es ist für die Offensivspieler wichtig, extrem fleißig in der Arbeit gegen den Ball und mannschaftsdienlich zu sein, aber auch die Quote zu haben in der Vorbereitung und im Abschluss." Quaison hatte vor Berlin, gemessen an der Qualität seiner Chancen, häufig zu wenig Tore erzielt.
"Robin hat aber in Leipzig und Bremen getroffen. Jetzt zweimal in Berlin. Das ist die logische Folge, und seine ganze Entwicklung passt zum Thema Ujah", so Schwarz. Quaison war im vergangenen Winter nach Mainz gekommen. "Man muss sehen, wie lange Robin immer wieder Entwicklungen gebraucht hat, immer wieder Phasen, in denen er stehen geblieben ist und dann wieder den nächsten Schritt gemacht hat. Das dauert manchmal, und das ist normal. Das wird bei Tony auch so sein." Dafür schult er 05-Trainer seine Stürmer in speziellen Torschussübungen, die so einfach wie möglich gehalten sind, um möglichst viele Erfolgserlebnisse zu generieren. "Wichtig für den Stürmer ist der kurze Pass im Strafraum, ein erster Kontakt, die saubere Mitnahme, der zweite Kontakt, Abschluss. Da darf man nicht viel überlegen und hat auch selten die Zeit dazu."
Öztunali kämpft um Anschluss
Das Nachdenken vor dem Tor war in dieser Saison oft ein Problem bei Levin Öztunali, der lange um seine Form rang, leicht ins Hintertreffen geriet und nach überstandener Sprunggelenkverletzung nun wieder um den Anschluss kämpft. Erschwerend für den schnellen Konterspieler kam hinzu, dass im Schwarz-System der klassische Außenstürmer als Umschaltvariante nicht die Rolle spielt wie noch in der Vorsaison. "Wir haben jetzt wieder das Gefühl, dass es bei ihm in die richtige Richtung geht", sagt Schwarz. "Er muss jetzt dranbleiben."
Für die Partie am Freitagabend in der OPEL ARENA gegen den VfL Wolfsburg sind sowohl die drei Doppelpacker als auch Ujah in der Verlosung. Welche zwei Stürmer in der Startelf stehen und wer von der Bank kommen wird, will der Trainer kurzfristig entscheiden. "Alle zeigen im Augenblick gute Form und bieten sich im Training an. Wir können die Pärchen so zusammenstellen, wie wir sie am Wochenende brauchen."