Profis 27.05.2019 - 11:56 Uhr
Erst kaum Gegentore, dann zu viele
Die Saison 2018/19 im Rückblick – Teil 1
Schwarz: "In der Vorrunde das Gefühl gehabt, dass es definitiv mehr Punkte hätten sein können"
Nach dem Stelldichein der 05-Legenden zum Jubiläumsspiel, mit dem der 1. FSV Mainz 05 und dessen Fans die Jahrestage der beiden Bundesligaaufstiege gebührend feierten, ist am Bruchweg nun Ruhe eingekehrt. Die Saison ist abgeschlossen, erst Ende Juni geht es mit den Vorbereitungen auf die neue Spielzeit los. In der abgelaufenen Saison schaffte die Mannschaft von Sandro Schwarz vorzeitig den Klassenverbleib und begeisterte ihre Anhänger am Ende mit hervorragenden Auftritten. Wir wollen die Saison an dieser Stelle noch einmal Revue passieren lassen. Im ersten Teil beschäftigen wir uns mit der Vorrunde.
Der 05-Cheftrainer hat in seinem Resümee vor dem Start in den Urlaub diese Saison bekanntlich in vier Phasen unterteilt: in die Phase der defensiven Stabilität, in die Zeit des verbesserten Offensivspiels durch die Umstellung auf die Raute. In die Phase der Selbstzufriedenheit, in der die Ergebnisse fehlten. Und schließlich in die vierte Phase, die alle drei vorangegangenen Abschnitte zusammenführte. Zwei dieser Phasen fielen in die Hinrunde.
Stabile, reife Leistung
„Wir hatte eine sehr gute Sommervorbereitung, einen guten Start, sind gut in die Spielzeit reingekommen und haben Widerstände überwunden“, sagte Schwarz im Bilanz-Gespräch. In ihrem ersten Pflichtspielauftritt hatte das Team ein deutliches und bemerkenswertes Ausrufezeichen gesetzt, im Erstrundenspiel des DFB-Pokals souverän die schwere Hürde beim Zweitligisten FC Erzgebirge Aue genommen. Trotz insgesamt 90-minütiger Unterzahl, weil Moussa Niakhaté bereits nach 134 Sekunden wegen einer Notbremse die Rote Karte gesehen hatte. „Der ganze Auftritt. Das war eine stabile, reife Leistung. Keine Selbstverständlichkeit unter diesen Vorzeichen. Eine Prüfung, die wir angenommen haben“, sagte Schwarz nach dem 3:1.
Diese Mentalität, aber auch einiges an Qualität transportierten die 05er in die Bundesliga. Auftaktsieg gegen die Stuttgarter, Punktgewinn in Nürnberg. Nach sieben Spielen belegten die 05er mit neun Zählern Platz acht und diesem kuriosen Torverhältnis von 4:4. „Wenn du unser Torverhältnis siehst, dann denkst du, wir parken den Bus vor dem eigenen Tor und verteidigen mit Haut und Haaren. So ist es aber nicht“, erklärte der Trainer. „Wie wir verteidigen, ist top. Bei allem Offensivdenken halten wir trotzdem den Laden zusammen.“ Doch im Spiel nach vorne fehlte in dieser Phase die Durchschlagskraft. Die Tore fehlten.
„Wir haben da viel über die Abschlüsse im Strafraum, über das Tiefenspiel und über das, was auf den letzten 30 Metern passiert, geredet und wie man das verbessern kann“, so der Coach, der damit in die zweite Phase überging. Der Schlüssel war die Umstellung vom bis dahin meist praktizierten 4-3-3 oder flachem 4-4-2 auf die Mittelfeld-Raute. Das brachte starke Auftritte, spektakuläre Spiele wie den Heimsieg gegen die Bremer, den Punktgewinn gegen die starke Frankfurter Eintracht zu Hause. Oder den Auswärtssieg in Freiburg mit konsequentem Angriffspressing, hoch stehenden Außenverteidigern, spielstarkem Mittelfeld. Dafür gab’s Anerkennung vom Gegner. „Mainz wird noch besser werden, weil sie extrem viele gute, schnelle und talentierte Spieler geholt haben“, sagte SCF-Coach Christian Streich.
Mit 21 Punkten in die Pause
Die Kehrseite der Medaille erlebten die 05er allerdings auch. Mit der verbesserten Entwicklung des eigenen Offensivspiels, mit der erhöhten Torgefahr, verloren die Mainzer teilweise ihre Defensivstärke. „Wir haben zu viele und zu viele einfache Gegentore bekommen“, klagte der Trainer. In Mönchengladbach, in den guten Heimspielen gegen Bayern und Borussia Dortmund, in Leipzig oder beim 1:1 zu Hause gegen Hannover 96.
Dennoch holte die Mannschaft in dieser Vorrunde 21 Punkte und belegte Platz zwölf. Sieben Zähler Vorsprung auf den Relegationsplatz, zehn auf einen Abstiegsrang, Mittelfeld der Liga. „Wir haben aber schon auch das Gefühl, dass es definitiv mehr Punkte hätten sein können“, erklärte Schwarz, der dennoch von einem runden Bild sprach, das seine Mannschaft abgegeben habe trotz schwieriger Momente mit fünf Spielen ohne eigenen Torerfolg. Vieles davon, was in der Vorrunde passiert sei, müsse man aber auch als relativ normal ansehen. Schwarz musste eine ganze Reihe von Neuzugängen integrieren, spielte mit der jüngsten 05-Mannschaft aller Zeiten. Das Team habe aber in dieser Zeit trotzdem vernünftig gespielt und sich aus den Schwächen herausgekämpft.
Wir blicken in mehreren Teilen auf die Saison 18/19 zurück und beschäftigen uns nach und nach mit den einzelnen Saison-Abschnitten, mit personellen Entwicklungen sowie der Kaderplanung für die neue Runde.