Fans 09.05.2023 - 16:05 Uhr
Exil-Mainzer in der Hauptstadt
Zwei Heimspiele pro Jahr, MPIII als Herzstück & Halbzeitfotos vor dem Q-Block: Der Fanclub Berliner 05ER vertritt den FSV im Osten
Auch fernab des heimischen Rheinhessens gibt es 05ER – und das nicht zu knapp: Den Fanclub Berliner 05er, der überwiegend aus Exil-Mainzern besteht, gibt es seit etwa 20 Jahren, einst unter dem Namen "Bruchwegsehnsucht" gegründet. Dieser sollte die Verbundenheit zur Heimat auch aus dem Osten Deutschlands ausdrücken, sei aber nach dem Umzug in die Arena ein wenig überholt gewesen. "Deswegen haben wir uns dann irgendwann Berliner 05er genannt", klärt Patrick Diekelmann, Mitglied des Berliner Fanclubs auf.
Soziale Komponenten im Vordergrund
Etwa 30 Personen, Männer und Frauen vom Studentenalter bis Ü60 umfasse der bunt gemischte größere Kreis des Fanclubs, der zum Großteil aus der Mainzer Umgebung stamme. Ein kleiner Teil komme auch aus Sachsen-Anhalt. Diese Mitglieder hätten zwar eigentlich keinen Mainzer Hintergrund, jedoch irgendwann ihr Herz für Mainz 05 entdeckt, berichtet Diekelmann und hebt zwei wichtige soziale Komponenten der Berliner 05ER hervor.
"Jeder 05ER, der nach Berlin zieht, kann zu uns kommen, findet Gleichgesinnte, kann neue Kontakte und Freundschaften knüpfen", beschreibt der gebürtige Mainzer. Zwar bleibe nicht jeder langfristig dabei, es gebe aber eine "nicht zu unterschätzende Zahl" von Rheinhessen, die jährlich nach Berlin ziehen. Die zweite Komponente sei die Offenheit für Gäste. "05ER, die in Berlin Urlaub machen oder auf Geschäftsreise sind, können mit uns zusammen die FSV-Spiele gucken", lädt Diekelmann alle 05-Fans ein. Dieses Angebot werde mittlerweile häufig wahrgenommen: An fast jedem Spieltag dürfe man Gäste in der Stammkneipe des Fanclubs MPIII in Berlin-Friedrichshain (Grünberger Str. 28, 10243 Berlin) begrüßen. Der nach Diekelmanns Wissen einzigen Kneipe in der Metropole, die in der Hertha und Union dominierten Stadt alle 05-Spiele zeige.
05ER in der Hauptstadt
Hofmann-Besuch auf "Mainzer Boden in Berlin"
"Ohne das MPIII gäbe es die Berliner 05er vermutlich gar nicht", beschreibt Diekelmann die Wichtigkeit des "Wohnzimmers" des Fanclubs, des "Mainzer Bodens in Berlin". In der Kneipe sei man bei einem kurdischen Wirt zu Gast, der die 05ER schon seit 20 Jahren beherbergt. Gemeinsam sei man durch gute und schlechte Zeiten gegangen, so unterstützten die FSV-Fans die Kneipe am Rand des Ausgehviertels im Stadtteil Friedrichshain beispielsweise während der Corona-Zeit, gegenseitig schätze man sich sehr.
Dort besuchte auch Stefan Hofmann, Vereins- und Vorstandsvorsitzender des FSV, den Fanclub bereits zweimal im Rahmen der Auswärtsspiele bei Hertha BSC. "Das waren tolle Abende", erinnert sich der gebürtige Mainzer, der einst selbst zum Studium nach Berlin zog und anschließend dort sesshaft wurde an "zwei Höhepunkte" in der Geschichte des Fanclubs. "Da war das MPIII brechend voll. Stefan hat zunächst selbst etwas erzählt und anschließend geduldig Fragen beantwortet."
Unterstützung in Mainz & im Nord-Osten
Bei Heimspielen der 05ER in der MEWA ARENA sei es Tradition, dass Mitglieder, die vor Ort sind, in der Halbzeitpause ein Gruppenfoto neben dem Graffiti vor dem Eingang zum Q-Block machen. Dies sei gleichzeitig eine gute Möglichkeit für Interessierte, mit dem Fanclub in Kontakt zu treten. Partien vor der eigenen Haustür gab es in den vergangenen Jahren jeweils zwei pro Saison, wenn die 05ER an der Alten Försterei oder im Olympiastadion gastierten. "Das sind besondere Daten für uns", beschreibt Diekelmann. Nach den Spielen lasse man den Abend oft mit vielen anderen Mainzern gemeinsam in der Kneipe ausklingen.
Auswärts sei man pro Saison "vier- bis fünfmal" mit dabei. Kultcharakter habe dabei die Tour nach Wolfsburg. Aus "der dortigen Trostlosigkeit" versuche man "das Beste zu machen", erklärt Diekelmann mit einem Augenzwinkern. Ansonsten seien die Fahrten nach Leipzig, Bremen oder auch Hamburg typische Ziele aus der Hauptstadt.