• Home
  • News
  • Heller: "Erinnerungen, die für immer bleiben"

Profis 28.04.2022 - 10:00 Uhr

Heller: "Erinnerungen, die für immer bleiben"

Rückblick auf den ersten Heimsieg des FSV gegen den FC Bayern mit Ex-05ER Florian Heller, der alle Ausbildungsmannschaften des Rekordmeisters durchlaufen hat

Florian Heller absolvierte zwischen 2008 und 2011 insgesamt 49 Bundesligaspiele und 30 Zweitliga-Begegnungen für die 05ER.

Das Heimspiel am Samstag (15:30 Uhr, live auf SKY und 05ER.fm) in der MEWA ARENA ist für den 1. FSV Mainz 05 mittlerweile schon das 32. Duell in der Bundesliga mit dem FC Bayern München, der bereits vor diesem Spieltag als neuer Deutscher Meister feststeht. Zusammen mit dem ehemaligen 05-Rechtsverteidiger Florian Heller, der vor seinem Gastspiel am Mainzer Bruchweg alle Ausbildungsmannschaften des Rekordmeisters durchlaufen hat, wollen wir heute an den ersten Heimsieg des FSV gegen die Bayern erinnern, der dem damals von Thomas Tuchel trainierten 05-Team am dritten Spieltag nach dem Mainzer Wiederaufstieg gelang. Bei diesem 2:1-Erfolg im August 2009 vor 20.300 Zuschauern im Bruchwegstadion erzielten die Gastgeber alle Tore selbst: Den Führungstreffer durch Andreas Ivanschitz, das 2:0 durch Aristide Bancé sowie den Münchner Anschlusstreffer kurz nach der Halbzeit durch ein Eigentor von Nikolce Noveski, der einen Ball von Thomas Müller unhaltbar ins eigene Tor abfälschte.

Heller, der gebürtige Bayer erinnert sich besonders an die grandiose Stimmung im Stadion, diese damals berühmte Bruchweg-Atmosphäre gegen die in Top-Besetzung angetretenen Münchner unter der Regie von Louis van Gaal. "Ja, man kann sagen, sie hatten eine konkurrenzfähige Mannschaft", sagte Heller lachend im Rückblick auf das auch für ihn besondere Aufeinandertreffen mit seinem Ausbildungsverein, denn der rechte Verteidiger bereitete das Tor zum 2:0 vor. "Aristide Bancé musste nur noch seine Platte hinhalten. Das meiste habe ich gemacht, die Lorbeeren hat der Ari geerntet", sagt Heller amüsiert. "Ich habe mit Tim Hoogland die rechte Seite bearbeitet. Ivanschitz hat uns früh in Führung gebracht. Das 2:0 muss nach einer knappen halben Stunde gefallen sein, wenn mich nicht alles täuscht. Ich weiß noch, dass mir der Hoogi den Ball die Linie runter spielt und ich ihn wohl hinterlaufen habe. Mein nächster Kontakt war direkt die Flanke, weil der Ari im Zentrum gegen Phillip Lahm stand. Das habe ich mit einem halben Auge gesehen und mir gedacht, es reicht, wenn die Kugel hoch in den Sechzehner fliegt. Und so war es tatsächlich." Der wuchtige Mainzer Mittelstürmer hatte kein Problem, das Luft-Duell mit dem kleinen Bayern-Verteidiger zu gewinnen und unter dem frenetischen Jubel zur 2:0-Führung einzuköpfen. "Das sind Erinnerungen, die für immer bleiben", betont Heller. "Diese Flanke aus vollem Lauf war mein Ausrufezeichen in dieser Zeit."

Heller, von Jürgen Klopp zu einem Wechsel nach Mainz überredet, absolvierte nach Klopps Wechsel zu Borussia Dortmund zwischen 2008 und 2011 insgesamt 49 Bundesligaspiele und 30 Zweitliga-Begegnungen für die 05ER. Der gebürtige Oberbayer gehörte zum Team von Trainer Jörn Andersen, das 2009 den Wiederaufstieg schaffte und stand im Kader von Thomas Tuchel, der in seinem zweiten Jahr als Cheftrainer den Bundesliga-Startrekord mit sieben Siegen einstellte und mit den Bayern gleichzog. 

Alle auf den Zaun: Nach dem ersten Bundesliga-Heimsieg gegen den FC Bayern im August 2009 feierten Heller und seine Teamkollegen standesgemäß mit den 05-Fans.

"Die absolute Hochzeit meiner Karriere"

"Ich habe mit Kloppo und Christian Heidel damals ein Gespräch gehabt am Rheinufer im Hilton. Danach war alles klar, da wurde ich eingefangen. Ich war dann auch ablösefrei, weil wir mit Aue abgestiegen sind in die Dritte Liga und ich keinen gültigen Vertrag mehr hatte", erinnert sich Heller, für den die Zeit in der Landeshauptstadt auch heute noch das Highlight seiner Karriere darstellt. "Wenn ich mit jemand über meine Laufbahn rede, dann nimmt Mainz 05 immer den größten Anteil darin ein. Das war sowohl sportlich als auch privat die absolute Hochzeit meiner Karriere. So etwas bleibt haften", erklärt der 40-Jährige.

Heller kam vom TSV 1860 Rosenheim zum FCB. Seine ersten Schritte als Profi machte der Rechtsfuß in Fürth, wechselte dann zum Zweitliga-Konkurrenten Erzgebirge Aue und von den Sachsen nach Mainz. Nach seiner Zeit am Bruchweg spielt Heller beim FC Ingolstadt in der Zweiten Liga und beendete seine Profi-Zeit als Aktiver in Unterhaching. "In der Corona-Zeit habe ich einen Job bekommen als U19-Trainer bei 1860 Rosenheim, meinem Heimatverein, erzählte er. "Und da bin ich jetzt seit Februar letzten Jahres als Cheftrainer zuständig für die Regionalligamannschaft. Es macht viel Spaß, auch wenn es die Tabellensituation nicht durchblicken lässt." Rosenheim ist Tabellenletzter in der Regionalliga Bayern. Trotz eines 4:0-Erfolges zuletzt beim Aufstiegskandidaten in Bayreuth ist der Rückstand auf die Nichtabstiegsplätze jedoch groß. Es droht der Abstieg in die Oberliga. "Dennoch macht es Spaß, und ich kann mich nicht beschweren", so der bodenständige Coach, der mit seiner Familie auch in Rosenheim lebt.

Die Zeit beim großen FC Bayern sei für ihn ebenfalls prägend gewesen, auch wenn es nicht in den Bundesligakader ging. "Ich bin in die B-Jugend gekommen, habe sechs Jahre U17, U19 und mit den Amateuren bei Trainer Hermann Gerland gespielt. Das waren meine ersten Schritte Richtung Profi-Fußball. Und es bleibt als gute Erinnerung: Was du da erlebst, ist groß. Nicht umsonst will jeder Jugendliche in Bayern mal das Wappen des FCB auf der Brust tragen. Das war schon lässig. In der Elite mit dabei zu sein als Jugendspieler, das war etwas Großes." Heute hat er keinen Bezug mehr zum Klub. "Das Leben geht weiter, es verläuft sich. Im Fußball ist es ein Kommen und Gehen."

Der zweite Aufstieg in die Bundesliga 2009: Heller bei den Feierlichkeiten auf dem Gutenbergplatz mit dem Mainzer Dom im Hintergrund.

Verbindung nach Mainz über Niko Bungert

In Mainz pflegt Flo Heller nach wie vor die Verbindung zu Niko Bungert. "Er war ja lange Zeit mein Zimmerkollege. Leider sieht man sich so selten. Mit Bo Svensson habe ich nicht so den Kontakt, aber ich beobachte das natürlich alles. Ich habe mich sehr gefreut, dass Christian Heidel wieder da ist. Man merkt heute, dass Mainz 05 wieder in diese Richtung geht, wie ich seinerzeit den Verein erlebt habe. Mit Identifikationsfiguren an den richtigen Stellen. Man sieht, dass wieder was vorwärts geht", sagt Heller. In so einer Situation könne man dann auch ein 0:5 in Wolfsburg verkraften. "Solche Niederlagen passieren. Dafür ist man immer noch Mainz 05. Wichtig ist, und so war es zu meiner Zeit dort auch, es war immer intensiv, solange das Spiel dauert. Seit Bo das Szepter in der Hand hat, spielen Sie wieder den Fußball, der die 05er auch damals schon ausgezeichnet hat."

Dass sein Mitspieler Svensson einmal Cheftrainer werden würde, das habe er damals nicht erahnen können, auch wenn der Däne immer viel hinterfragt habe. "Bo war aber immer ein sehr angenehmer Zeitgenosse. Und er hatte das beste Passspiel der gesamten Mannschaft, er hat gewusst, wo der Ball hinmuss, und hat ihn dahin bekommen. Er war eine Leitfigur im Team, wie auch Marco Rose, ein guter Typ."

Wiedersehen in Grassau

Das Spiel am Samstag gegen die Bayern wird Heller nicht mitkriegen. Seine Mannschaft bestreitet ihr Heimspiel gegen Schweinfurt. Und anschließend ist eine Geburtstagsfeier geplant. "Ich bin im März 40 geworden, die Party musste wegen meiner Corona-Erkrankung leider ausfallen." Am Samstag ist nun das Nachholspiel angesetzt. "Ich drücke Bo und der Mannschaft aber fest die Daumen. Mein Bezug zu Mainz ist immer noch groß, auch wenn es aus der Ferne ist", sagt der Ex-05ER. "Wenn ich sehe, was Chris Babatz in Verbindung mit Klaus Hafner da mit der Traditionsmannschaft auf die Beine gestellt hat, das ist schon eine große Nummer. Ich weiß nicht, ob es so etwas in der Art irgendwo nochmal gibt. Man merkt, dass die Jungs, die mal die Knochen für den Verein hingehalten haben, nicht vergessen werden." Heller freut sich schon auf das Trainingslager der Mainzer im Sommer in seiner Nachbarschaft in Grassau und auf das Wiedersehen mit dem Cheftrainer. "Da komme ich auf jeden Fall vorbei."