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Profis 13.12.2017 - 12:30 Uhr

Frei: "Sie wären echt zu knacken gewesen"

05er beklagen nach der Niederlage gegen Borussia Dortmund die vergebenen Chancen zur eigenen Führung

Fabian Freis Kommentar beschrieb die allgemeine Gemütslage nach diesen 93 Minuten in der OPEL ARENA am treffendsten. "Sie wären heute echt zu knacken gewesen. Das Gefühl hatten wir alle auf dem Platz", sagte der Mittelfeldspieler. "Das ist das, was am meisten weh tut im Moment." Bis zu diesem Konter in der 89. Minute, der das 0:2 brachte und damit die Niederlage im letzten Bundesliga-Heimspiel des Jahres besiegelte, war der 1. FSV Mainz 05 dran am Punktgewinn. In den ersten 45 Minuten hatte die Mannschaft von Sandro Schwarz dabei sogar die Möglichkeiten, die Weichen auf Sieg zu stellen. Es kam anders. Die 05er brachten den Ball nicht im Tor unter, Borussia Dortmund nutzte eine Standardsituation zur Führung, hielt den Laden in der Abwehr dicht und sicherte sich danach mit schnellem Umschaltspiel die drei Punkte, die das Mainzer Team so dringend benötigt hätte.

"Ich denke, es war so ein Spiel, in dem am Schluss der gewinnt, der das erste Tor schießt. Wenn wir den Ball irgendwie reingekriegt hätten, da bin ich mir sicher, hätte der BVB auch nicht mehr reagieren können", meinte Frei. Die Niederlage sei sehr ärgerlich, betonte auch 05-Trainer Sandro Schwarz, "weil wir mit einer Führung definitiv mehr hätten mitnehmen können. In richtig guten Phasen gehen die Dinger rein, du führst 1:0 und gewinnst dann wahrscheinlich auch das Spiel. Du brauchst einfach genauso wie in Leipzig zum richtigen Zeitpunkt die Tore. Die haben wir nicht gemacht. Das ist heute der große Unterschied zur Partie vom Wochenende", so der 39-Jährige. "Du musst einfach führen in der ersten Halbzeit. Es hat uns getroffen, dass wir das Tor nicht getroffen haben."

Serdar mehrfach im Pech

Die 05er hatten vor knapp 33.000 Zuschauern den klar besseren Start, mit guter Organisation und Raumaufteilung in der 5-3-2-Grundordnung gegen das Dortmunder 4-4-2, mit guter Arbeit gegen den Ball und zielstrebigen Offensivaktionen. "Die erste Halbzeit war das, was wir wollten", bekräftigte Sportvorstand Rouven Schröder. "Wir hatten die Möglichkeiten, um in Führung zu gehen. Das wäre wichtig gewesen in diesem Spiel. Dann muss Dortmund mehr kommen, wir können uns noch stärker auf die Defensive konzentrieren und kontern." Genau das, was der BVB nach dem 1:0 praktizierte. Suat Serdar alleine hätte in der Anfangsphase dem Spielverlauf die gewünschte Richtung geben können. Der erste Schuss des 20-Jährigen bereits nach zwei Minuten geriet etwas zu hoch. Fünf Minuten später traf der stark aufspielende Achter nach Pass von Robin Quaison aus 20 Metern die Latte. Weitere sechs Minuten danach bediente Emil Berggreen Serdar halblinks im Strafraum, doch der Abschluss kam zu überhastet und erneut zu hoch. "Uns hat da die Effizienz und die Kaltschnäuzigkeit etwas gefehlt", sagte der 05-Trainer. Auch bei weiteren guten Angriffen, vorzugsweise über die linke Seite mit schnellen Vorstößen von Daniel Brosinski, der vom Flügel klare Pässe in den Strafraum spielte. "Diese Bälle wollten wir da haben, wo ein Achter oder ein Stürmer reinsprintet. Da hat uns dann immer so ein halber Meter gefehlt und der Ball trudelt ins Aus. Das sind einfach gefährliche Aktionen. Das können große Torchancen werden, wenn der Ball ankommt", so Schwarz.

Abdou Diallos Kopfball nach dem Brosinski-Freistoß in der 26. Minute war eine Riesenmöglichkeit. Aber auch der Innenverteidiger hatte kein Glück im Abschluss. Glück, das dann dem BVB in einer nahezu identischen Situation nach 55 Minuten zur Führung verhalf. Ein eher unnötiges Foulspiel, ein Freistoß "dann fällt dem Sokratis das Ding vor die Füße und er haut ihn rein", so Schwarz über eine der spielentscheidenden Szenen. Der Rückstand machte die Sache gegen die Dortmunder, denen der neue Trainer Peter Stöger die Devise Sicherheit vor Risiko eingeimpft hatte, noch komplizierter. Die Mainzer versuchten alles, die Niederlage abzuwenden, hatten auch weiterhin Gelegenheiten dazu, aber das Ganze wirkte nicht mehr so richtig zwingend und überzeugend. Wie die Aktion von Brosinski nach Serdars Balleroberung in der 70. Minute, als der inzwischen auf die rechte Seite gewechselte Verteidiger freie Schussbahn hatte, aber zu hoch ansetzte. Genauso wie Diallo drei Minuten später nach schönem Solo über links. "Ich glaube, dass wir noch mehr solcher Aktionen im Strafraum hätten haben können mit besserem Passverhalten im Spiel nach vorne. Aktionen, in denen wir nochmal quer spielen und den Abschluss verpassen. Das können wir zielstrebiger zu Ende bringen,  mit mehr Zug im letzten Drittel. Das ist das, was uns schon länger begleitet", sagte Schwarz.

Gbamin angeschlagen

Eine entscheidende Rolle für diesen Spielverlauf spielte allerdings das Ausscheiden von Jean-Philippe Gbamin. Der Franzose, der erneut die zentrale Position in der hinteren Kette einnahm und nicht nur als sicherer und kompromissloser Verteidiger überzeugte, sondern auch als Impulsgeber für den eigenen Spielaufbau, musste zur Pause in der Kabine bleiben. Muskulärer Probleme im Oberschenkel, möglicherweise eine Zerrung. Ein MRT soll heute Aufschluss über das Ausmaß der Verletzung geben. "Jeans Ausfall wiegt natürlich sehr schwer", sagte Schröder im Anschluss. "Er ist eine Konstante bei uns und hält den Laden zusammen."

Gbamin ist derzeit im 05-Team nicht zu ersetzen. Sein Fehlen verschärft die Verletzungsproblematik der 05er, die ohnehin derzeit durch das Fehlen von René Adler, Stefan Bell, Yoshinori Muto, Levin Öztunali, Kenan Kodro und Karim Onisiwo groß ist, für das letzte Vorrundenspiel am Samstag bei Werder Bremen noch mehr. "Wir müssen schauen, wer gesund und fit ist", sagte Schwarz. "Das ist das erste Kriterium für die Partie am Samstag."