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Engagement 15.10.2020 - 21:30 Uhr

Keller: "Mainz 05 ist ein großes Vorbild"

90 Minuten rund um den Klimaschutz: Podiumsdiskussion in der OPEL ARENA würdigt Engagement des FSV und deckt Potenziale auf

Die Bühne in der MEWA Lounge vor den "Warming Stripes" seit 1905, die die fortschreitende Erderwärmung eindrücklich ausweisen.

Mit dem Höhepunkt einer prominent besetzten Podiumsdiskussion ging die erste 05ER Klimaverteidiger-Woche am Donnerstagabend in der OPEL ARENA zu Ende. Zehn Jahre Klimaneutralität am Rhein waren unter anderem für DFB-Präsident Fritz Keller Grund genug gewesen, den Weg in die rheinland-pfälzische Landeshauptstadt anzutreten. Mainz 05, so der 63-Jährige, sei auch für den Deutschen Fußball-Bund "ein großes Vorbild".

Gemeinsam mit Keller und Dr. Jan Lehmann, kaufmännischer 05-Vorstand, auf der Bühne Platz genommen hatten zudem Marcel Wolsing (Stellvertretender Bereichsleiter Vorstandsangelegenheiten, Compliance, Nachhaltigkeit, ENTEGA AG), Matthias Willenbacher (Unternehmer und Impact-Investor, wiwin GmbH & Co. KG), Univ.-Prof. Peter Spichtinger (Institut für Physik der Atmosphäre der Johannes Gutenberg-Universität Mainz) sowie Katrin Eder (Beigeordnete, Dezernat V - Umwelt, Grün, Energie und Verkehr). Sie diskutierten in der MEWA-Lounge der OPEL ARENA rund 90 Minuten lang Perspektiven durch und Verantwortung von Fußballklubs und Unternehmen im Bereich Klimaschutz. Durch die Runde führte Tim Niedernolte, TV-Moderator und Buchautor.

Lob, mahnende Worte & Potenziale

Neben Lob für das Engagement der 05ER in Sachen Nachhaltigkeit ging es am Abend auch um das Aufdecken von Potenzialen und den wichtigen Hinweis, dass der Menschheit nicht viel Zeit bleibe, um den Turnaround zu vollziehen in puncto Erderwärmung: "Es ist lobenswert, dass Mainz 05 sein Tun und Handeln klimaneutral gestaltet, weil ein Fußballverein auch eine Vorbildfunktion wahrnehmen kann und muss. Doch die physikalischen Gesetze zeigen, dass wir alle gemeinsam mehr tun müssen, um bis 2035 als Gesellschaft klimaneutral zu sein", warnte Professor Spichtinger mit Blick auf diesen nach wissenschaftlichen Erkenntnissen kritischen Zeitpunkt. Zum einen sei Geduld gefragt, zum anderen Weitsichtigkeit, da Klimaneutralität nicht damit gleichzusetzen sein werde, die Erderwärmung nach Erreichen der Ziele gestoppt zu haben. An dieser Stelle wählte der Physiker einen sportlichen Vergleich: "Wenn sie aufs Tor schießen, sehen sie innerhalb von einer Sekunde, was passiert. Würde man erst in drei Stunden sehen, ob der Ball im Netz landet, wäre es schwierig." Insofern seien die Warming Stripes, die den Bühnenhintergrund bildeten, "ein sehr gutes Logo, denn viel röter kann es gar nicht werden".

Der Abend in Bildern

Hinsichtlich der Verantwortung mit Blick auf künftige Generationen waren sich alle Gäste in der Mainzer Heimspielstätte einig und betonten, das ein langer Weg vor der Menschheit liege, der nur durch globale Anstrengungen bewältigt werden könne: Dennoch, so betonte Entega-Manager Wolsing, sei zunächst das entscheidende, "sich überhaupt mit dem Thema auseinanderzusetzen, um Grenzen zu identifizieren. Erst wenn man an diese stößt, kann man sich damit beschäftigen und sich in Richtung eines nachhaltigen Unternehmens entwickeln." Diese Philosophie und Anstrengungen einen im Übrigen den Energieanbieter und den FSV, weshalb Lehmann betonte, dass Sponsoren für die 05ER stets auch Partner seien: "Wir reden grundsätzlich über gemeinsame Projekte und Ideen. Ein großer Teil unserer Arbeit besteht aus der Arbeit mit Menschen aus der Region, um die richtigen Themen voranzubringen. Die Dinge ergeben sich häufig von selbst, weil es uns voranbringt." Die Klimaneutralität, Ergebnis eines Gemeinschaftsprojekts beider Seiten, dient hier als leuchtendes Beispiel, gelebter Nachhaltigkeit. "Wenn man etwas tut, und es gleichzeitig ernst nimmt sowie überzeugt ist, dann muss man es richtigmachen", fügte der 05-Vorstand auch mit Blick auf die neue Berechnungsmethode des CO2e-Fußabdrucks hinzu, der ein transparentes, noch genaueres Bild in Sachen CO2-Ausstoß des Vereins abbilde, den es fortlaufend zu kompensieren gilt.

Alles zur Klimaneutralität sowie zur neuen Berechnungsmethode findet ihr hier

Umweltdezernentin Eder betonte, wie hilfreich das Engagement des Bundesligisten für die Arbeit der Stadt sei im Rahmen der Bemühungen, rund um Klimawandel bzw. -schutz Aufklärung in der Bevölkerung zu betreiben und die Wichtigkeit des Themas zu unterstreichen. "Wir sprechen über eine der größten Herausforderungen der Menschheit, aber die Wahrnehmung hat sich in den letzten Jahren massiv verändert, das Thema hat Konjunktur. Für uns als Stadt ist unheimlich wichtig, dass Mainz 05 sich dieser Aufgabe angenommen hat, denn Klimaschutz ist eine Querschnittsherausforderung, wir sind eine Stadtgesellschaft, auf die die Arbeit der 05ER ausstrahlt. Wir reiben uns immer wieder aneinander, aber das bringt die Debatte voran, es ist eine Bereicherung", so Eder auch mit Blick auf die zu Ende gehende Klimawoche.

Die Veranstaltung in voller Länge auf 05ER.tv

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Keller gratuliert - DFB auf den Spuren des FSV

Dass der einzige Bundesliga-Klub aus Rheinland-Pfalz fußballerischer Vorreiter in Sachen Klimaschutz sei, bestätigte auch der DFB-Präsident: "Zunächst einmal möchte ich gratulieren zu diesem Jubiläum. Es ist großartig, dass ihr nachhaltig in langen Etappen denkt, denn genau das geht zu oft verloren heutzutage. Wir müssen in Generationen denken und dürfen die Umwelt nicht weiter schädigen", so Keller. Schließlich seien die Folgen der Klimakrise bereits heute spürbar. "Als DFB ist es unsere Aufgabe, zu sensibilisieren. Ehrlich gesagt sind wir hinter Mainz 05. Wir fangen jetzt erst an, unseren Fußabdruck zu berechnen. Wir wollen die Initiative ergreifen, Vereine unterstützen, Botschafter sein und das Thema transportieren. Dahingehend ist Mainz 05 ist ein großes Vorbild."

Willenbacher, Partner des FSV in der 2019 ins Leben gerufenen GRÜNDERloge für Nachhaltigkeit, warb im Sinne des Klimaschutzes für die Bedeutung von Elektromobilität und Windenergie. Ihres Zeichens zwei Bereiche, die er als wichtige Faktoren der kommenden Jahrzehnte betrachtet. "Für den Verein würde ich mir wünschen, dass er künftig gar nicht mehr kompensieren muss, sondern wirklich klimaneutral ist auf ganzheitlicher Ebene", beantwortete er die Frage nach seiner Vision 2030 für Mainz 05 und die OPEL ARENA.

Vision 2030 : Klimaneutral & erfolgreich

Auch Lehmann, dem das Schlusswort vorbehalten sein sollte, ging schließlich noch einmal auf seine ganz persönliche Vision 2030, die Niedernolte als Schlagwort ins Spiel gebracht hatte, ein: "Ich finde, man kann die Situation ein Stück weit mit Corona vergleichen und würde mir wünschen, dass wir diejenigen, die heute noch zweifeln, in zehn Jahren überzeugt haben und uns als Gesellschaft bis dahin sehr sehr einig sind hinsichtlich der zu tragenden Verantwortung."

Dass auch ein ernstes Thema eine Prise Humor verträgt, bewies Lehman dann mit seiner sportlichen Vision für Mainz 05: Erstklassig, so natürlich sein Wunsch, sollten die 05ER auch 2030 sein, und die Gegner möglichst häufig "klimaneutral und ohne Punkte" nach Hause schicken. Ein Satz, der ins Bild passte, schließlich kompensiert der FSV die Anreise seiner Gäste in Sachen CO2-Ausstoß seit diesem Sommer mit der Förderung eines Klimaprojekts in Ruanda, Partnerland von Rheinland-Pfalz. Ein Gegner habe diese Initiative laut dem 05-Vorstand bereits zum Anlass genommen, seine Anstrengungen rund um den Klimaschutz zu intensivieren. Ein weiterer kleiner Erfolg: Schließlich soll das Engagement über die Mainzer Stadtgrenzen hinaus weiter Signalwirkung entfachen, aufklären und zur Nachahmung anregen.