Spielbericht 21.12.2019 - 00:00 Uhr
FSV trifft das Tor nicht, Bayer schlägt spät zu
Was für ein Nackenschlag kurz vor Weihnachten! Emotionen, reihenweise Torgelegenheiten, Videobeweise, Weihnachtsstimmung, lange kein Tor, und dann das: Die letzten 90 Minuten des Jahres in der OPEL ARENA hatten fast alles zu bieten, einen begeisternden Auftritt der 05ER, aber eben auch diesen späten Knockout durch Lucas Alario in der vierten Minute der Nachspielzeit, durch den sich der FSV mit einer ganz bitteren 0:1-Heimniederlage in die Winterpause verabschiedet. In der Schlussphase hatten die 05ER einen perfekten Jahresabschluss trotz mehrerer guter Gelegenheiten gegen dezimierte Gäste aus Leverkusen gleich mehrfach verpasst.
Achim Beierlorzer hatte im letzten Spiel des Jahres der Elf vertraut, die unter der Woche in Bremen mit 5:0 erfolgreich gewesen war. Jeremiah St. Juste fehlte aus familiären Gründen im Kader, Karim Onisiwo verdrängte Taiwo Awoniyi, nahm aber zunächst auf der Bank Platz.
Den ersten Aufreger der Partie sahen gut 24.000 Fans in der 10. Spielminute, als Kevin Volland das Leder, allerdings knapp im Abseits stehend, im Tor unterbrachte. Dann kamen zum ersten Mal die Gastgeber bei einem Konter über die linke Seite: Aarón bediente Robin Quaison, der sich gegen Sven Bender durchsetzen konnte, seinen Schuss aber knapp am kurzen Pfosten vorbeisetzte (13.). Auch die nächste Szene kreierten die Gastgeber über die links. Eineweitere Hereingabe von Aarón verlängerte Jonathan Tah auf den am zweiten Pfosten lauernden Ádám Szalai, der aus fünf Metern in Rücklage geriet und das Leder über den Querbalken setzte (17.). Der FSV bot dem Champions-League-Teilnehmer in dieser Anfangsphase ordentlich Paroli und setzte auch immer häufiger offensive Nadelstiche, wenn auch die Gäste zunächst deutlich mehr Ballbesitz verzeichnen konnten. Aggressiv und spielfreudig kamen die Mainzer dem Bayer-Tor immer näher.
Die Führung der 05ER verhinderte nach einer guten halben Stunde nur die ganz knappe Abseitsposition von Quaison, dessen anschließendes Zuspiel Szalai verwertet hatte (31.). Nach einer Flanke von Ridle Baku, der seine rechte Seite in Durchgang eins bestens im Griff hatte, setzte Quaison das Leder per Kopf aus kurzer Distanz ganz knapp neben das Tor (43.). Die 05ER waren nun das klar tonangebende Team und dem 1:0 vor der Pause noch zweimal ganz nah. Nach ganz feiner Kombination brachte Aarón das Leder scharf vor das Tor, wo Bender vor Szalai gerade so den Treffer verhindern konnte (44.). In der Nachspielzeit landete der Ball nach einem Eckstoß nochmal bei Jean-Paul Boëtius, der geschickt verzögerte, seinen Schuss aus 18 Metern aber neben den Kasten setzte. Bayer war mit dem Remis zur Pause gut bedient.
Chancenwucher & Last-Minute-Gegentor
Bayer-Coach Peter Bosz reagierte zur Pause, brachte Karim Bellerabi für Panagiotis Retsos und stellte um auf eine defensive Dreierkette, bestehend aus Tah, Bender und Wendell. Die ersten Minuten des zweiten Durchgangs gestalteten die Gäste nun wieder offener und hatten auch die erste Gelegenheit. Kai Havertz bediente Diaby,dessen Schuss Baku per Grätsche blocken konnte (52.). Den ersten Mainzer Schuss nach der Pause gab dann Boëtius ab (57.), verzog aus gut 20 Metern aber deutlich. Leverkusen hatte die Systemumstellung gutgetan, denn sie erspielten sich ein optisches Übergewicht und gingen auch in Führung – dachten in der 65. Minute zumindest alle. Denn auch diesem Treffer von Volland wurde, dieses Mal aufgrund eines vorausgegangenen Handspiels, die Anerkennung verweigert.
Bitter für die Gäste, auch weil sie ab der 72. Minute in der Unterzahl agieren mussten, nachdem Wendell Levin Öztunali auf Höhe der Mittellinie zu Fall gebracht hatte. Die OPEL ARENA in ein Tollhaus verwandeln können, hätte nur drei Minuten später Joker Jean-Phillippe Mateta. Quaison hatte den Torjäger auf die Reise geschickt, der Franzose ließ Tah aussteigen, scheiterte aber an Lukas Hradecky (74.). Ganz knapp an der Führung und am Gehäuse vorbei segelte in Minute 76 auch ein Schlenzer von Kunde Malong. Die 05ER drückten nun auf das Tor gegen dezimierte, aber weiter stets auf Konter lauernde Gäste. So landete ein Versuch von Nadiem Amiri in der 84. Minute nur knapp über dem Querbalken. Es war nun eine packende Partie, die Mateta hätte entscheiden können, als er ein weiteres Mal freistehend an Hradecky scheiterte. Ein Querpass auf den freistehenden Quaison wäre hier wohl die bessere Lösung gewesen (85.).
Es ging nun drunter und drüber: "Last-Christmas"-Gesänge von den Rängen sorgten, wie schon im vergangenen Jahr in Hoffenheim, für die passende Kulisse, während die Mainzer weiter anliefen, aber auch immer wieder Konter zuließen. Kurz vor Ablauf der regulären Spielzeit scheiterte zunächst Öztunali knapp. Auf der gegenüberliegenden Seite prüfte Volland noch einmal Zentner, bevor Mateta auch seine dritte Riesengelegneheit nicht nutzen konnte. In der vierten Minute der Nachspielzeit sollte es dann ganz bitter kommen für die 05ER. Zwar parierte Zentner nach einem Ballverlust im Spielaufbau erneut gegen Volland, der Stürmer erwischte allerdings den Rebound, legte quer auf Lucas Alario, der aus kurzer Distanz nur noch einschieben musste. Wenige Sekunden später, als der Schlusspfiff ertönte, fragte niemand mehr danach, wie schmeichelhaft dieser Sieg für Bayer zustande gekommen war. Unter dem Strich stand die fünfte Heimniederlage der Saison für den FSV. Die Mainzer nehmen so 18 Zählern aus 17 Partien und vier Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz mit in die Winterpause.