Profis 04.09.2019 - 15:30 Uhr
Fünf Auftaktniederlagen & am Ende Platz elf
Der Blick in die Vergangenheit zeigt, dass es unter Jürgen Klopp schon mal einen dramatischeren Saisonstart gab und auch Thomas Tuchel längere Niederlagenserien erlebte
Drei Niederlagen hintereinander zu kassieren, ist für einen Klub wie den 1. FSV Mainz 05 stets ärgerlich, aber keinesfalls außergewöhnlich. Das gab es in den insgesamt 13 Jahren Bundesliga in jeder Spielzeit. Tritt eine solche Phase aber zu Beginn einer Saison auf, "fühlt sich das schlimmer an, als von Spieltag elf bis 14, weil du da vorher schon Erfolgserlebnisse hattest und jetzt nicht", sagt Sandro Schwarz. "Man schließt dann schnell daraus, dass die ganze Saison katastrophal wird." Die 05-Geschichte zeigt jedoch, dass nach einem solchen Fehlstart immer noch ein guter Tabellenplatz drin ist.
Vor 14 Jahren, die 05ER hatten ihre erste Bundesligasaison mit einem überragenden elften Platz und 43 Punkten abgeschlossen, verlief der Start in die zweite Saison für Trainer Jürgen Klopp und dessen Team absolut dramatisch und schien die These zu bestätigen, dass Aufsteiger in ihrem zweiten Bundesliga-Jahr am heftigsten gefährdet sind: 0:1 in Köln, 0:2 gegen Werder, 0:2 in Bielefeld, 1:3 und 1:2 in den beiden Heimspielen gegen den HSV und den VfB Stuttgart. Fünf Niederlagen in Folge. Tabellenletzter. Die Wende kam mit einem 2:0-Erfolg in Kaiserslautern. Das Klopp-Team beendete die Vorrunde immerhin auf Platz 14 mit 16 Punkten und belegte am Ende mit 38 Zählern sogar erneut Platz elf.
Nicht alles in Frage stellen
Der Blick in die Vergangenheit zeigt, dass es wesentlich schlimmer kommen kann und dass ein aktueller Negativlauf mit den Niederlagen in Freiburg, gegen Gladbach und bei den Bayern zwar sehr unangenehm ist, aber nicht gleich alles in Frage stellen darf. "Wir sind immer gut damit gefahren, die Situation analytisch zu betrachten, an dem Prozess zu arbeiten, die Dinge beim Namen zu nennen, sie aber nicht zu überhöhen und vor allem bei uns selbst zu bleiben", sagt der 05-Trainer. Nichts anderes hat Klopp damals getan mit seinem Kader. Nichts anderes hat Thomas Tuchel getan, die andere Mainzer Trainer-Legende, die ebenfalls schlimme Niederlagenserien verarbeiten musste. Die als legendäre Saison in Erinnerung gebliebene Spielzeit 2010/11, in der Tuchel mit seiner Mannschaft diesen unfassbaren Saisonstart mit sieben Siegen hintereinander hinlegte und am Ende der Runde Platz fünf belegte, hatte auch extrem schwierige Phasen: drei Niederlagen in Folge in der Vorrunde, später dann vier Niederlagen und ein Unentschieden in fünf Heimspielen.
Auch Schwarz erlebte in der vergangenen Saison nach perfektem Rückrundenstart mit zwei Erfolgen in Stuttgart und gegen Hannover drei Niederlagen am Stück. Im Verlauf der Rückrunde dann sogar noch einmal eine Serie von vier (1:2 in Berlin, 0:1 gegen Gladbach, 0:6 in München, 1:3 in Bremen). Trotzdem belegte das Team am Ende mit 43 Punkten Platz zwölf.
Neuer Entwicklungsprozess
Nun stecken die 05ER mit ihrer immer noch sehr jungen Mannschaft erneut in einem Entwicklungsprozess, der dringend Erfolgserlebnisse benötigt, um Vertrauen in bestimmte Dinge zu zurück zu gewinnen. "Wir haben eine neue Saison und eine neue Gruppe", sagt der Trainer, der zudem daran erinnert, dass "diese Gruppe durch die Verletztensituation auch wieder eine neue Struktur erhalten hat". Sowohl im Angriff als auch in der Abwehr. "Das Torverhältnis ist beschissen, die Punktzahl ist beschissen, darüber müssen wir nicht diskutieren", sagt Schwarz. Doch man dürfe der Mannschaft kein Mentalitäts-Problem ankreiden. Würde es an der Einstellung fehlen, würde er das an schludrigem Auftreten oder fehlender Körperspannung festmachen können. Doch das sei nicht der Fall.
"Die Jungs gehen in die Spiele rein, sie wollen, aber wir müssen offen sagen, wir brechen nach Nackenschlägen weg. Ich finde nicht, dass du das Gefühl hast, bei uns fehle die Form", betont der 40-Jährige "Sie ist nach dem 1:3 oder 1:4 in München weggebrochen. Danach war es einfach zu wenig." Ebenso nach einem 0:2-Rückstand in Freiburg oder nach dem 1:2 gegen Gladbach. "Wir vergessen dann in dieser Stresssituation elementare Dinge und werden gnadenlos bestraft." In allen Auftritten der Mannschaft, so Schwarz, habe man aber gesehen, dass sie die fußballerischen Inhalte absolut drin habe, dass sie gute und schnelle Angriffe fahre, gefährliche Spielzüge entwickeln könne. "Wir müssen wieder den Antrieb entwickeln, in bestimmten Situationen mehr machen zu müssen, um wie in der vergangenen Saison wieder mit Rückständen und Widerständen umgehen zu können", so der 05-Trainer.