Nachwuchs 23.06.2016 - 09:53 Uhr
"Fußballerisch war das überragend"
Teil 1 des Saisonrückblicks mit Stefan Hofmann: die sportliche Bilanz.
Mit der Qualifikation für die Europa League und dem erneuten Klassenerhalt der U23 liegt ein weitere Rekordsaison hinter den Aktiventeams der Nullfünfer. Aber auch die Nachwuchsmannschaften erlebten ein ereignisreiches Jahr: Neun von zehn Teams landeten in den Top 4 der höchstmöglichen Liga, vier Mannschaften feierten die Meisterschaft, dazu kamen unzählige Turniersiege. Stefan Hofmann, der sportliche Leiter des Nachwuchsleistungszentrums wirft im ersten Teil des Saisoninterviews einen Blick zurück auf die sportliche Bilanz 2015/16.
Stefan, die höchste Ausbildungsmannschaft hat als bestes deutsches Nachwuchsteam erneut den Klassenerhalt in der 3. Liga geschafft. Das ist nach außen sicher das meistbeachtete Ergebnis der letzten Saison. Wie bewertest Du die Leistung der U23?
Stefan Hofmann: „Wir sind alle stolz auf den Klassenerhalt der U23. Nicht nur auf die Tatsache selbst, sondern vor allem die Art und Weise ist beeindruckend. Fußballerisch war das überragend. Sandro hat seine Spielidee mit der Mannschaft komplett umgesetzt, sie haben besonders in der Hinrunde fast jedes Spiel in der 3. Liga absolut dominiert. Sandro hat uns mit diesem Ansatz inhaltlich befruchtet und uns hinsichtlich des Themas Ballbesitz auch ein wenig die Augen geöffnet. Auf der anderen Seite hat er sicher auch sehr viele Ideen und Gedankengut aus unseren gemeinsamen Diskussionsrunden und Fußball-Jour-Fixe mitgenommen. So macht das richtig Spaß. Insgesamt habe ich auf unsere U23 einen etwas speziellen Blick: ich schaue immer als erstes, wie viele Jungs aus unserem eigenen Nachwuchs in der Startaufstellung standen, das ist für mich ein guter Maßstab für unsere Arbeit – und der Schnitt war herausragend. Eine bessere Ausbildungsplattform als die 3. Liga können wir uns für unsere Talente nicht wünschen und müssen natürlich jetzt am Ball bleiben, damit die nächste Generation wieder einen Schritt nach vorne macht und über kurz oder lang oben auftaucht. Aber so macht eine zweite Mannschaft sportlich absolut Sinn und die beste U23 Deutschlands mit der Plattform 3. Liga anzubieten, ist darüber hinaus für unsere Konkurrenzfähigkeit bei der Spieleranwerbung sicher auch ein Top-Argument. Wir sind auf diesem hohen Niveau sehr glücklich mit der Entscheidung an unserer U23 festzuhalten.“
Auch aus der U19 haben in diesem Jahr mit Suat Serdar und Florian Müller zwei Jungs den direkten Sprung in den Profikader geschafft. Über welche Entwicklungen hast du dich bei den A-Junioren noch gefreut?
Stefan Hofmann: „Wenn uns vor der Saison jemand gesagt hätte, dass wir mit der U19 ohne externe Zugänge eine derart souveräne Runde spielen, niemals auch nur im Ansatz tabellarisch in Gefahr geraten und am Ende einen guten vierten Platz belegen, hätten wir das sicher alle sofort unterschrieben. Aber auch individuell haben die Jungs eine tolle Entwicklung genommen. Beispielhaft unser früherer Stürmer Fabian Grau, der sein erstes komplettes Jahr als Innenverteidiger spielte und genau wie Joel Richter jetzt erste Nationalmannschaftserfahrungen sammeln konnte. Da haben wir in der gesamten Mannschaft deutliche Fortschritte gemacht. Ich hätte gerne auch den Südwest-Pokal gewonnen, das wäre mit der DFB-Pokal Qualifizierung noch das i-Tüpfelchen auf die Saison gewesen.“
In der U17 lief es tabellarisch nicht ganz so souverän, nach deinem Einsatz als Interimstrainer hat Bo Svensson im Winter übernommen und mit dem doch klaren Klassenerhalt zumindest eine versöhnliche Restrunde gespielt?
Stefan Hofmann: „Ja, die U17-Saison ist schwer zu bewerten. Aber es stecken auch viele Dinge drin, aus denen wir unsere Lehren ziehen müssen: Wenn man einen Jahrgang hat, der in den zurückliegenden Jahren immer sehr dominant war und bei dem es in der Vorsaison tabellarisch und ergebnistechnisch sehr gut lief, dann neigt man dazu weniger genau hinzuschauen. Man kümmert sich eher um die Jahrgänge, die vielleicht etwas wackeln. Ergebnisse und Tabellen sind sicher ein gutes Indiz für die Qualität des Jahrgangs, allerdings sicher nicht der alleinige und ausschließliche Maßstab. Wichtiger ist das Entwicklungspotential und die Bereitschaft sich in jeder Trainingseinheit auch verbessern zu wollen. Im Alter von 16 ist man kein fertiger Fußballer. Hier haben die Jungs sicher den Fokus etwas verloren. Hinzu kamen noch Themen wie Spielerberater oder Angebote anderer Vereine, die den Jungs suggerierten, ich habe es schon geschafft. Der Fokus lag dann plötzlich nicht mehr auf der täglichen Arbeit und der eigenen sportlichen Entwicklung. Da waren es dann ein bisschen viele Einzelinteressen, die den Teamgedanken überlagerten. Ich denke aber, unterm Strich haben wir dann das Beste draus gemacht. Klar haben wir im Winter mit Ahmet und Vitus noch zwei Innenverteidiger verpflichtet und personell nachgerüstet. Wir konnten Bo damit eine deutlich stabilere Plattform bieten. Er hat der Mannschaft mit seiner ruhigen und klaren Art eine Handschrift verpasst, gute Defensivabläufe entwickelt und am Ende den Klassenerhalt doch deutlich festgemacht. So wie die Saison gelaufen ist, müssen wir damit zufrieden sein - ich denke aber, der Jahrgang ist besser als es dieses Ergebnis aussagt.“
Auch für die U16 stand dementsprechend zwangsweise ein Trainerwechsel an, Sascha Hildmann ist jetzt neu im Team. Wie kann man da das letzte Jahr zusammenfassen?
Stefan Hofmann: „Das war eine ordentliche Saison. In der Liga ist mir zwar der Abstand auf Kaiserslautern, die Regionalliga-Meister wurden, ein bisschen zu groß geraten. Aber ein Jahrgang wächst ja auch innerhalb des Vereins heran, die besten Jungs haben im Grunde die komplette Saison schon für die U17 gespielt - da sind wir also für das nächste Jahr sehr gut aufgestellt. Sascha Hildmann hat sich sehr gut eingelebt und ist ein absoluter Gewinn. Ich habe das Gefühl, er genießt die Arbeit in unserem NLZ-Team."
Unterhalb des Leistungsbereichs, also ab der U15 hat sich mit einem hauptamtlichem U15-Trainer und einem sportlichem Leiter U8-U15 auch einiges getan in der jüngeren Vergangenheit. Wie wirkt sich das im Alltag aus?
Stefan Hofmann: „Sehr gut. Ich bin wirklich froh, dass wir die Stelle eines hauptamtlichen Verantwortlichen für den Grundlagen- und Aufbaubereich schaffen konnten. Das entlastet sehr und wenn ich sehe, welches breite Spektrum dabei abzudecken ist, kann ich mir kaum noch vorstellen, wie das Uwe Brinkmann über Jahre hinweg nebenberuflich abgedeckt hat. Mit Stefan Hirschberg haben wir einen noch jungen, aber sehr engagierten Fachmann gefunden, der eine Top-Ansprache hat und bei seinen Trainern und in unserem Team sehr angesehen ist. Die Leitungsfunktion beinhaltet einen permanenten Prozess, man muss Ansprechpartner sein und begleiten, aber auch lenken. Da können wir absolut zufrieden sein, weil wir wirklich super aufgestellt sind. Bartosch Gaul, der ja im Übrigen vor der Saison auch neu zu uns gestoßen ist, hat mit seiner U15 kein einziges Spiel verloren und dazu den NIKE-Premier Cup – sicher das wichtigste Turnier der Altersklasse in Deutschland – gewonnen. Ergebnisse sagen ja wie wir wissen nicht alles, aber hier bin ich überzeugt, dass wir auch mit diesem Jahrgang gut aufgestellt sind. Und Bartosch hatte keinerlei Eingewöhnungsprobleme, hat sich super integriert und wirkt auf mich, als wäre er schon deutlich länger bei uns.“
Was war für dich das sportliche Highlight der Saison?
Stefan Hofmann: „Ganz klar das Bundesligadebüt von Suat Serdar. Suat hat seit der D-Jugend alle Mannschaften bei uns durchlaufen und wenn der noch als A-Jugendlicher sein Profidebüt gibt und auch noch Bundesligaspiele von Anfang an bestreitet, ist das für uns alle natürlich etwas ganz Besonderes. Nationalspieler hatten wir auch wieder einige in diesem Jahr: Alleine zwölf Jungs, die von der U15 bis zur U19 über Lehrgänge hinaus auch Länderspiele bestritten haben. Mit Lennart Grill und Jan-Christoph Bartels waren beide U17-Keeper bei der Europameisterschaft in Aserbaidschan. Das ist natürlich auch immer ein Maßstab unserer Arbeit. Mit Suat und Flo Müller sind zwei Jungs jetzt für den erweiterten EM-Kader der U19 nominiert. Das passt zwar nicht ganz in den Vorbereitungsplan unserer Profis, aber im eigenen Land eine Europameisterschaft spielen zu können, ist natürlich toll.“