Profis 04.05.2019 - 12:00 Uhr
"...großes Mainz-05-Feeling"
Mainzer verwandeln 1:3-Rückstand mit großer Moral und Leistung in verdientes 3:3 – Beide Mannschaften mit Siegchancen im Offensiv-Spektakel
Die OPEL ARENA hat im Laufe dieser Saison schon einige aufregende Bundesligaspiele erlebt. In der Auftaktpartie zu diesem 32. Spieltag setzte der 1. FSV Mainz 05 nun ein weiteres emotionales und fußballerisches Ausrufezeichen. Die Mannschaft von Sandro Schwarz verwandelte mit großer Moral und starker Leistung einen 1:3-Rückstand gegen RB Leipzig in ein 3:3-Unentschieden. "Wir haben uns das redlich verdient. Das Team hat an sich geglaubt, das Publikum ist mitgegangen. Das war großes Mainz-05-Feeling. Kompliment an die Mannschaft für diese Energieleistung", sagte Rouven Schröder nach dem Abpfiff.
Der Sportvorstand war, wie alle 05-Anhänger auf den Tribünen, in diesen 93 Minuten durch ein Wechselbad der Gefühle gegangen: 0:2-Rückstand nach kontrolliertem Beginn, Anschlusstreffer kurz vor der Pause, der Nackenschlag mit dem 3:1 nach dem Wechsel. Und dann dieses Offensiv-Feuerwerk, das die beiden Tore zum 3:3 brachte und mit dem beide Kontrahenten am Ende den Sieg hätten auf ihre Seite ziehen können. "Ein spektakuläres Spiel", sagte Schröder. "Für uns war es wichtig, dass man aus so einem Spiel auch mal was holt. Aufgrund der Situation, dass wir 1:3 zurückgelegen haben gegen so eine Mannschaft, von der du weißt, wenn die noch einen setzen, ist alles erledigt, sind wir schon zufrieden. Du hast einfach immer gemerkt, die Jungs wollen was holen. Trotz Klassenerhalt ist es uns enorm wichtig, einfach gute Ergebnisse zu erzielen. Dafür arbeiten wir jeden Tag, damit wir nach vorne kommen."
„So kann Fußball dann eben auch mal sein“
Auch Ralf Rangnick, dessen Mannschaft nach sechs Siegen in Folge erstmals wieder einen Punkt abgab, das sich zudem erstmals in dieser Saison drei Gegentore einfing, war angetan von der Vorstellung. "Alle im Stadion haben ein mehr als unterhaltsames Spiel gesehen mit extrem vielen Torszenen auf beiden Seiten", sagte der RB-Trainer. "Beide haben nach vorne ein super Spiel gemacht. So kann Fußball dann eben auch mal sein, wenn zwei Mannschaften nicht mehr so ganz brutal auf die Tabelle schauen müssen."
Die 05er stellten sich mit viel Energie und starker Arbeit gegen den Ball dem Favoriten und dessen technisch auf hohem Niveau vorgetragenen Tempo-Spiel. Die Mannschaft legte von Beginn an eine Qualität im Gegenpressing an den Tag, wie selten zuvor. Und sie spielte nach vorne. "Mit dem ersten Ballverlust sind wir dann aber aus der Partie rausgeflogen", sagte Schwarz. Alexander Hack verfing sich in der gegnerischen Hälfte, die Leipziger konterten und gingen in Führung. Schwarz bemängelte dabei sowohl die Kontersicherung als auch die Restverteidigung. Und dann war da diese Szene unmittelbar vor dem 2:0 der Gäste. Die Aktion von Willi Orban gegen Karim Onisiwo, die Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus weiterlaufen ließ, die Lukas Klostermann in der Folge zu seinem zweiten Treffer nutzte und die das Stadion vor Empörung beben ließ. "Aus unserer Perspektive war es zu sehen, dass es ein Foulspiel war. Dann sollte der Video-Schiedsrichter auch eingreifen. Für mich ist es eine Fehlentscheidung", erklärte Schwarz, der sich Diskussionen mit der Unparteiischen lieferte, auch noch nach dem Schlusspfiff, als Steinhaus einen 05-Konter mit dem Schlusspfiff beendete. "Ich muss zugeben, dass ich emotional etwas übers Ziel hinausgeschossen bin. Ich war so unter Strom und auf 180", sagte der 40-Jährige entschuldigend.
Onisiwo ohne Erinnerung
Sein Team blieb unbeeindruckt. Onisiwo erzielte das herrliche 1:2 nach Pass von Danny Latza. Und das, obwohl der 05-Stürmer zuvor in einem Luftkampf mit Ibrahima Konate eine Gehirnerschütterung erlitten hatte, sich bei seiner Auswechslung zur Pause nicht einmal mehr an den Treffer erinnern konnte. "Ich habe ihm gesagt, das macht nichts, dafür hast du gerade deinen Vertrag um drei Jahre verlängert", erzählte Schwarz, der längst seine gute Laune wiedergefunden hatte.
"Wir hatten trotz des Rückstandes immer das Gefühl, dass wir das noch komplett drehen können", sagte der 05-Coach. Das sei auch nach dem "Kaltstart" in die zweite Hälfte und dem 1:3 so geblieben. "Es war ein großartiges Spiel mit offenem Visier." Moussa Niakhaté, der nach einem Aarón-Eckball seinen ersten Treffer für die 05er erzielte und schließlich Jean-Philippe Mateta, der nach einem perfekten Pass von Jean-Paul Boëtius ins Schwarze traf, belegten dies. "Endlich haben wir uns mal belohnt gegen eine Top-Mannschaft. Dass wir mit mehr Ballbesitz gegen eine solche Defensive drei Tore schießen, ist herausragend. Es war großartig, wie die Jungs zurückgekommen sind. Wir fühlen uns gut mit dem Punkt. Ein gutes Signal an alle, dass wir dranbleiben", erklärte Schwarz.