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Verein 14.11.2019 - 15:30 Uhr

"Gutes Gespür und nötige Ruhe"

Vereinsvorsitzender Stefan Hofmann wirbt für Vertrauen

Der Vereins- und Vorstandsvorsitzende Stefan Hofmann während seiner Rede auf der Mitgliederversammlung im Oktober.

Donnerstagvormittag am Bruchweg. Der Hochnebel hat sich verzogen und ist dem milden Licht der Herbstsonne gewichen. Es ist dennoch ein frischer Novembertag, an dem sich die Profis des 1. FSV Mainz 05 zur Übungseinheit auf dem Trainingsplatz versammeln. Eigentlich wirkt alles wie immer in der Länderspielpause. Aufgrund der Abstellungen zu Nationalmannschaften ist der Kader ausgedünnt, die 14 verbliebenen Profis, elf Feldspieler und drei Torhüter, haben mehr Raum als sonst für ihre Übungen, die vierköpfige Reha-Gruppe arbeitet nebenan eigenständig an den individuellen Comeback-Plänen.

Doch eines ist anders als bisher. Denn auch das Trainerteam ist nicht vollständig. Nach der Trennung von Sandro Schwarz am Sonntag und der Freistellung von Co-Trainer Michael Thurk leiten die Assistenten Jan-Moritz Lichte und Michael Falkenmayer die Einheit. Beide haben nach der auch für sie nicht einfachen Entscheidung die Trainingswoche geplant, die Mannschaft auf das Programm eingeschworen und die Zügel übernommen. Interimsweise, denn Sportvorstand Rouven Schröder hat klar herausgestellt, dass er auf der Suche nach einer externen Lösung für den Posten des Cheftrainers ist. Mainz 05 steht vor einer neuen Herausforderung, der Blick in die Zukunft mischt sich allerdings noch mit der Aufarbeitung der jüngsten Vergangenheit.

Die Trennung von Sandro Schwarz wirkt nach. Kein Wunder, hat der 41-jährige Mainzer doch in den vielen Jahren seiner Tätigkeit für Mainz 05 als Spieler und Trainer der Profis, der U23 und der U19 Spuren im Verein hinterlassen. "Die Trennung von Sandro hat uns allen sehr weh getan, da müssen wir gar nicht lange herumreden. Er ist ein echter 05ER, wir schätzen ihn als Menschen und Fachmann sehr", sagt Stefan Hofmann. Der Vereinsvorsitzende hat Schwarz bereits in seiner früheren Funktion als Leiter des Nachwuchsleistungszentrums begleitet.

Gerade aufgrund der engen Verbindungen sei die zwischen Sportvorstand Rouven und Schwarz am Sonntag beschlossene Trennung ein schwerer Schritt gewesen. "Unsere Aufgabe als Vereinsführung ist es, gerade diese sportlich für den Verein essenziell wichtigen Fragen inhaltlich zu bewerten und zu beantworten, ohne Emotionen und ganz rational. Wenn Rouven und Sandro das Gefühl haben, dass die 100-prozentige Überzeugung zur weiteren Zusammenarbeit fehlt, dann müssen wir so offen und ehrlich sein, daraus auch die Konsequenzen zu ziehen. Das ist unsere Verantwortung für Mainz 05 und das ist der Weg, den wir in diesem Verein gehen wollen."

Rouven Schröders Entscheidung habe sich aus den Gesprächen mit Sandro Schwarz am Samstagabend und Sonntagmorgen manifestiert, anschließend habe der Sportvorstand ihn und Jan Lehmann als gesamten Vorstand in die Entscheidung eingebunden und Detlev Höhne als Aufsichtsratsvorsitzenden informiert.

"Rouven hat uns eingebunden und informiert, seine Entscheidung tragen wir mit. Anschließend haben wir es nach außen kommuniziert. Uns allen war dabei wichtig, dass wir diesen schmerzhaften und schwierigen Schritt mit Anstand und gegenseitigem Respekt bewältigen", sagt Hofmann. "Ich denke, das ist uns gelungen. Das zeigt auch Sandros Reaktion, die hatte Stil und Größe und spricht für seinen tollen Charakter. Er wird immer ein 05ER bleiben."

Nicht weniger emotional wird nun von außen auch die Suche nach einem neuen Trainer begleitet. Beim Testspiel am Freitagnachmittag (16 Uhr) gegen Darmstadt 98 wird noch kein neuer Coach an der Seitenlinie stehen. Das nächste Pflichtspiel steht am 24. November bei der TSG Hoffenheim an. In den Medien werden viele Namen gespielt, Rouven Schröder kommentiert diese nicht, vermeidet bewusst Wasserstandsmeldungen, um sich von der Hektik der öffentlichen Betrachtung frei zu machen.

Hofmann wirbt auch hier für Vertrauen. "Wir vertrauen Rouven komplett bei der Suche nach einem neuen Trainer. Er ist der Kopf und die Kompetenz im sportlichen Bereich, er hat in der Vergangenheit in diesen Situationen ein gutes Gespür und die nötige Ruhe bewiesen. In diesem gesamten Prozess stehen wir in der Vereinsführung eng zusammen. Hier ist in den vergangenen Jahren ein Vertrauensverhältnis gewachsen. Es ist normal, dass nun Gerüchte und Meinungen von außen ihre Plattformen erhalten. Davon lassen wir uns aber nicht beeinflussen oder treiben."