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Profis 16.12.2022 - 10:00 Uhr

Heller: "Es war das Rundum-sorglos-Paket"

Der 05-Legenden-Adventskalender: Türchen Nummer 16

Aufstiegsheld und Kameramann: Heller bei den Feierlichkeiten 2009 im Schatten des Doms.

Zehn Wochen ohne Bundesliga-Fußball unserer 05ER - das dauert viel zu lange, oder? Wir wollen diese Zeit mit gemeinsamen Erinnerungen überbrücken und haben uns etwas Besonderes ausgedacht: Der diesjährige Adventskalender steht ganz im Zeichen der 05-Legenden.

 

Passend zur früheren Rückennummer eines Ehemaligen präsentieren wir euch auf unserer Website täglich Mainzer Fußball-Geschichte und Geschichten zu unseren ehemaligen Profis. Unseren bewährten Adventskalender mit täglich neuen Gewinnchancen von Mainz 05 und unseren Partnern erreicht ihr auch über die Story auf unserem Instagram-Kanal.

 

Präsentiert wird der Kalender auch in diesem Jahr von Haupt- und Trikotsponsor Kömmerling.

Florian Heller, der gebürtige Oberbayer aus Rosenheim, war ein Musterbeispiel für Solidität. In den älteren Nachwuchsklassen des FC Bayern noch als Stürmer ausgebildet, nahm er in Fürth und Aue die Entwicklung hin zum seitlichen Mittelfeldspieler. Beim FSV war er ab 2008 drei Jahre lang so ziemlich alles. Unter Jörn Andersen auf dem rechten Flügel zunächst häufiger vorne als hinten, unter Thomas Tuchel, der von den Defensivfähigkeiten des vorherigen Rechtsverteidigers Tim Hoogland weniger hielt als von dessen Torgefahr, doch eher Außenverteidiger, meist rechts hinter Hoogland. Hin und wieder spielte er auch links, gegen Ende sogar ein paar Mal Mittelstürmer.

Heller lebte dabei immer von seiner Schnelligkeit, seiner extremen Laufbereitschaft, seiner Gradlinigkeit - im Sport und in der Persönlichkeit. Der Allrounder war echt bayerisch, dazu bodenständig, uneingebildet, ein guter Kerl in einer Mannschaft, deren Niveau sich nach und nach weiterentwickelte. Zwei Jahre lang war der Mann mit der Rückennummer 16 Stammspieler auf seinen diversen Positionen, gehörte zum Team, das im Sommer 2009 den Bundesliga-Aufstieg schaffte und in der höchsten deutschen Klasse unter Trainer Thomas Tuchel für ziemlich viel Furore sorgte.  Zwei Monate vor seinem 30. Geburtstag wechselte der inzwischen 40-jährige Ex-Profi um FC Ingolstadt. Nach seiner aktiven Karriere war Heller Juniorentrainer bei seinem letzten Verein als Spieler, der Spielvereinigung Unterhaching.

16.12.2022

Grüße aus Bayern

Umschulung und Trainerlaufbahn

"Ich habe nach der Fußballkarriere zunächst eine Umschulung zum Sport- und Fitness-Kaufmann absolviert, habe also tatsächlich auch einen Beruf erlernt“, erzählt Florian Heller am Telefon. "Ich war dann Jugendtrainer im NLZ in Unterhaching, parallel dazu Co-Trainer von der ersten Mannschaft bei Christian Ziege, war danach am Deutschen Fußball-Internat beschäftigt als sportlicher Leiter und habe schließlich zu Hause bei 1860 Rosenheim die Regionalliga-Herren-Mannschaft trainiert. Aktuell ist der Ex 05er vereinslos und ist Teilnehmer des Trainer-A-Lizenz-Lehrgangs. Ende September dieses Jahres wurde er als Coach in Rosenheim beurlaubt. Die Ergebnisse des Regionalliga-Absteigers in der bayerischen Oberliga sind jedoch mit Hellers Nachfolger nicht besser geworden. "Leider", sagt er. "Wir haben vor zwei Jahren beim TSV in Rosenheim ein kleines Projekt gestartet. Durch Corona war es angebracht, finanziell umzudenken. Wir hatten viele gute und talentierte Jugendspieler, denen wir die Chance geben wollten, Regionalliga zu spielen. So haben wir auch die Transferpolitik ausgerichtet.“ Hellers Fazit: "Die Mannschaft war sehr jung und unerfahren, am Ende vielleicht auch qualitativ nicht gut genug. Der Ansatz war richtig, der Abstieg war ein stückweit mit eingeplant, aber es hat sich in der Oberliga leider so durchgezogen. Da kam dann eines zum anderen“, sagt Heller, der sich ganz auf den Trainer-Lehrgang konzentriert, alle vier Wochen zur Präsenzphase in die Sportschule Hennef reist. "Der Lehrgang ist sehr fordernd, im Juni sind die Prüfungen“, erzählt er. Bis dahin will der Ex-05er jedoch den nächsten Schritt bereits gemacht haben, möchte schauern, dass es für ihn im Winter als Trainer irgendwo weiter geht. "Ich habe da Bock drauf und es wäre cool, wenn was gehen würde."

Heller entschloss sich 2008 zum Wechsel an den Bruchweg. "Ganz einfach", sagt er, "Mainz war damals ein absoluter Top-Zweitligist nach dem Bundesliga-Abstieg. Dazu vorher mehrfach knapp am Aufstieg vorbei. Die Geschichte hatte schon Gewalt. Nachdem dann das Angebot gekommen war und ich mit Christian Heidel und Jürgen Klopp im Hilton am Rheinufer gesessen und gesprochen habe, war es klar, dass es für mich nur einen Weg geben würde: den Weg nach Mainz. Und der war genau der richtige. Klopp hat mir noch die Gespräche geführt, war aber ein paar Wochen später schon in Dortmund und Jörn Andersen kam als Trainer."

Die Nummer 16 am Ball: Meistens spielte Heller auf der rechten Außenbahn.

Erinnerungen an die Aufstiegssaison

Über Aufstiegscoach Andersen, der am Bruchweg kurz vor dem ersten Bundesligaspiel für Thomas Tuchel Platz machen musste, will der damalige 05-Spieler nichts Schlechtes sagen. "Am Ende des Tages gibt ihm doch der Erfolg recht. Dass er eine brutal starke Mannschaft für die Zweite Liga gehabt hat, war klar, die Qualität im Team war schon hoch. Trotzdem musst du als Trainer die Hand drüber haben. Wenn du aufsteigst, egal, von wo nach wo, dann hast du so viel nicht falsch gemacht."

Von dem Aufstiegsjahr ist bei Heller noch vieles präsent. Das Halbfinale im DFB-Pokal bei Bayer Leverkusen und wenige Tage später ein kurioses Spiel in Ingolstadt. 4:3 gewannen die Mainzer nach turbulentem Spielverlauf und ständig wechselnder Führung. Heller bereitete schließlich das Siegtor von Aristide Bancé vor. Am Anfang waren die Mainzer ziemlich daneben, gerieten in Rückstand und schienen auf dem besten Weg, einen herben Rückschlag im engen Aufstiegsrennen zu kassieren. "Ich erinnere mich, dass Stefan Leitl eine Riesen-Torchance vergeben hat, zum 4:2. Ich weiß nicht mehr, ob er ihn vorbeigeschossen hat, oder ob der Dimo gehalten hat. Das war so ein Schlüsselmoment und im Endeffekt für uns der Aufstieg. Wenn der Leitl das Tor macht, gewinnen wir das Spiel auf keinen Fall und sind wahrscheinlich auch weg im Aufstiegsrennen im Duell mit Freiburg, Nürnberg Aachen Fürth und auch Duisburg. Da ging es heiß her."

Die Erinnerung hat dem 05er allerdings einen kleinen Streich gespielt. Leitl, der aktuelle Cheftrainer von Hannover 96, lief beim Stand von 3:2 einen Tempokonter über den ganzen Platz, wollte im Strafraum den Ball auf Torjäger Vratislav Lokvenc spielen, als plötzlich 05-Linksverteidiger Zsolt Löw nach einem Power-Sprint heranstürmte und Lokvenc den Ball noch gerade so vom Fuß wegspitzelte. Das Team feierte den Ungarn überschwänglich, Kapitän Wache dankte ihm später in den Medien "Jogi hat uns gerettet". Jogi war Zsolt Löws Spitzname. Srdjan Baljak gelang der Ausgleich und Bancé sicherte mit dem 4:3 den Dreier. 

Heller (2. von rechts) bejubelt sein einziges Bundesligator für Mainz 05 im März 2011 beim Hamburger SV.

"Danach haben wir nochmal einen Lauf entwickelt, haben den FSV Frankfurt heimgeschickt, und zum ersten Mal in Fürth gewonnen. Das war am vorletzten Spieltag, da hätte uns dann zu Hause ein Unentschieden gereicht.“ Die Mainzer gewannen aber 4:0 gegen Oberhausen und stiegen zusammen mit Freiburg und Nürnberg auf.

"Mein Anfang in Mainz war überragend", erinnert sich der Rosenheimer. "Ich hätte nicht gedacht, dass ich so viel Spielzeit kriegen würde, aber da ich relativ flexibel einsetzbar war, habe ich ja viele Positionen gespielt. Das war mein Vorteil. Es war beruflich und privat eine großartige Zeit, denn als wir in Mainz waren, ist unsere Tochter zur Welt gekommen. Es war das Rundum-Sorglos-Paket. Da hat alles gepasst: gute Leute kennengelernt, sportlich Erfolg gehabt, privates Glück. Da war ich auf dem Zenit", sagt Heller lachend. "Grundsätzlich ist mir der Verein ans Herz gewachsen, weil es die absolute Hoch-Zeit meiner Karriere war und ich diesem Verein auch ein stückweit etwas zu verdanken habe. Der Klub hat zu mir als Typ und Charakter gepasst wie die Faust aufs Auge. Ich bin sehr dankbar für diese Zeit", betont der 40-Jährige.