Profis 02.09.2016 - 09:47 Uhr
Herausforderungen zusammen meistern
05 Fragen an Rouven Schröder / Der Sportdirektor über seine ersten Monate am Rhein
Sportdirektor Rouven Schröder ist erst seit wenigen Monaten bei den 05ern im Amt, blickt aber dennoch bereits auf eine intensive Zeit in Mainz zurück. Mit Ablauf der Transferphase und der Länderspielpause bleibt erstmals ein wenig Zeit durchzuatmen und ein Fazit zu ziehen, bevor die Saison mit dem Heimspiel gegen die TSG 1899 Hoffenheim am 11. September so richtig Fahrt aufnimmt. Im Gespräch mit mainz05.de äußert sich Schröder dabei zu den Neuverpflichtungen, den anstehenden Herausforderungen für die Profis des FSV sowie die Vorzüge von Verein und Region.
Rouven, die Transferphase ist beendet. Der Kader steht. Ist man als Sportdirektor ein Stück weit erleichtert?
Schröder: Erleichterung ist der falsche Begriff. Aber wir haben einfach wesentliche Dinge erledigt, über die wir uns über einen langen Zeitraum Gedanken machen konnten und mussten - Thema Dreifachbelastung. Mit Abschluss der Transferperiode sind wir nun sehr zufrieden mit unserem Kader. So sind wir an einem ersten Punkt eines langen Weges angelangt, an dem man sagen kann, die Arbeit ist für den Moment getan. Aber dieser Moment dauert nicht lange an. (lacht)
Mainz 05 war in den letzten Tagen noch einmal sehr aktiv auf dem Transfermarkt. Ist das Teil einer langfristigen Planung oder hat der Verein Chancen genutzt, die sich spontan ergeben haben?
Kein Spieler wird in so einer Phase kurzfristig verpflichtet, das heißt es gibt keine Schnellschüsse ohne ein langfristiges Scouting und Erkundigungen im Vorfeld. Du spielst die Dinge in jeder Phase durch, denkst Dir, wenn der Spieler uns verlassen sollte, dann bemühen wir uns um den. Wenn man seine erste Priorität nicht bekommt, dann kommt die nächste Schublade samt Profil. Insofern ist jeder einzelne Schritt wohl überlegt. Grundsätzlich verpflichten wir keinen Spieler, den wir nicht kennen. Für mein Team und mich stellen sich bei Transferüberlegungen immer mehrere Fragen: Passt der Spieler menschlich und charakterlich? Ist eine Verpflichtung wirtschaftlich umsetzbar und bringt sie uns aus sportlicher Sicht weiter? Passt er in das Mannschaftsgefüge? Wir holen letztendlich nur Jungs dazu, von denen wir zu 100 Prozent überzeugt sind. Ob wir dann schlussendlich mit unserer Einschätzung richtig gelegen haben, wissen wir in ein paar Monaten.
Mit André Ramalho wurde am letzten Tag der Transferphase ein zusätzlicher defensiver Mittelfeldspieler verpflichtet. In Levin Öztunali kam zuvor ein Offensiv-Allrounder. Konntest du damit alle Wünsche von Trainer Martin Schmidt erfüllen?
Grundsätzlich treffen Martin Schmidt und ich unsere Entscheidungen in enger Zusammenarbeit. Wenn ich zufrieden bin, dann ist es der Trainer auch – und umgekehrt. Alle Parteien müssen überzeugt sein. Wir haben das Bestmögliche für Mainz 05 versucht herauszuholen, so dass der Kader nun sowohl aus qualitativer als auch aus quantitativer Sicht höchsten Ansprüchen genügen sollte. Das ist vor dieser langen Saison – inklusive der Dreifachbelastung – alternativlos. Wir haben 25 Feldspieler (+ 4 TW), zu denen mit Emil Berggreen und Danny Latza, dessen Rückkehr auf den Platz aktuell ungewiss ist, zwei Langzeitverletzte gehören. Zudem erhalten zwei, drei junge Spieler auch regelmäßig Spielpraxis in der U23. Insofern hat unser Kader jetzt die optimale Größe, um auch auf unvorhersehbare Ereignisse reagieren und Verletzungen (z.b Jairo) oder Sperren abfangen zu können. Das war uns enorm wichtig, denn die Spieler werden trotz einer hervorragenden Sommervorbereitung hier und da an Belastungsgrenzen stoßen. Dann muss der Trainer, die Möglichkeit haben, Veränderungen (zu rotieren) vorzunehmen, ohne dass möglichst die Qualität auf dem Platz leidet. Die Verpflichtung von André Ramalho war daher auch ganz klar der unklaren Situation bei unserem Leistungsträger Danny Latza geschuldet. Entscheidend war, in der defensiven Achse, also in erster Linie im Zentrum, Stabilität garantieren zu können. Levin Öztunali wurde aufgrund seines enormen Potentials, seiner Polyvalenz und u.a. aufgrund der Verletzungen von Berggreen und Jairo verpflichtet. Insofern waren wir gezwungen, noch einmal zu reagieren. Nach der Länderspielpause werden wir viele Wochen erleben, in denen wir alle drei Tage Höchstleistungen bringen müssen. Dafür sind wir nun gewappnet.
Du bist nun seit einem knappen halben Jahr in Mainz. Wie fällt dein Fazit nach der ersten intensiven Phase aus?
Ich bin in allen Bereichen absolut in Mainz angekommen. Sehr hilfreich waren dabei nicht zuletzt die ersten Wochen, als ich mir aus dem Hintergrund alles in Ruhe anschauen und den Verein kennenlernen durfte. Mainz befindet sich in einer tollen Region, die Stadt liegt direkt am Rhein, die Menschen sind offen, fröhlich und unaufgeregt. All das entspricht auch meinem Naturell. Zudem ziehen intern alle an einem Strang, auch in schwierigen Zeiten bleibt die Grundstimmung positiv und ist von einem gewissen Optimismus geprägt. Diese Mentalität ist ungemein wertvoll. Inzwischen haben sich zudem alle Abläufe im organisatorischen Bereich, wie auch die Zusammenarbeit mit allen anderen Abteilungen bei Mainz 05 eingespielt. So habe ich gelernt, wie der Verein tickt und dass jeder Einzelne mit Herzblut und Ehrgeiz bei der Sache ist. Gepaart mit der akribischen Arbeit des Trainers und seinem Team stimmt mich all dies für die großen Herausforderungen der kommenden Saison sehr optimistisch.
Nach der Länderspiel-Pause geht es so richtig los. Es warten sieben Spiele in 21 Tagen. Was wird nötig sein, um den „heißen Herbst“ erfolgreich zu gestalten?
Das mag wie eine Floskel klingen, aber wir müssen eine Einheit sein. Damit meine ich die Stadt, die Fans und den gesamten Verein. Diesen Zusammenhalt müssen wir vorleben, das muss jeder von außen spüren. Nur gemeinsam können wir die Aufgaben, die in Bundesliga, DFB-Pokal und Europa League auf uns warten, bewältigen und meistern. Sollte es Rückschläge geben, gilt das ganz besonders. Insofern ist das für mich auch ein ganz wichtiger Appell. Unsere Fans wissen genau was dieser Verein braucht. Sie haben den Verein in der Vergangenheit nie im Stich gelassen. Wenn es uns gelingt, dieses besondere Gefühl beizubehalten, können wir und alle 05er uns auf erfolgreiche und attraktive Spiele freuen.